Prothese statt OP für Biko
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Sonderprothese statt OP für Biko

Es hätte eine außergewöhnliche Operation werden sollen für den 24 Jahre alten Fransisco Joachim Kimila aus Tansania. Der junge Mann hat seit der Geburt nur ein Bein, auch seine Arme sind stark deformiert. Eingehende Untersuchungen zeigten jetzt, dass die OP für die Beinprothese nicht notwendig ist.

Orthopäde Thomas Pauzenberger vom Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf ist nach der ersten Untersuchung selbst überrascht. Fransisco Joachim Kimila, der von seinen Freunden liebevoll Biko genannt wird, braucht seinen rudimentären Unterschenkel für seine Hygienetätigkeiten. Würden die Ärzte ihm diesen Teil operativ entfernen, wäre der junge Mann immer auf Hilfe angewiesen.

Sonderanfertigung für Biko

Die Prothese ist also eine Sonderanfertigung. Für Fransisco Joachim Kimila wird kein klassischer Stumpf gebaut, weil das ganze Bein, also mehr als sonst, in den Schaft hineinpassen muss. Biko ist in der Lage, den Fuß zusammenzuklappen, ihn an den Oberschenkel anzulehnen und das gesamte Bein in den Stumpf hineinzuschieben.

Prothese statt OP für Biko
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Die ersten Schritte auf zwei Beinen funktionieren. „Ich fühle mich wie neugeboren“, beschreibt Fransisco Joachim Kimila diesen Gänsehautmoment. Auch den Ärzten und dem Orthopädietechniker steht die Freude ins Gesicht geschrieben. „Das war ein sehr bewegender Moment“ für Orthopäde Thomas Pauzenberger.

Wie es weiter geht

Orthopädietechniker Daniel Weixelbaumer hat die Prothese angefertigt. Jetzt ist wichtig, dass Biko den Stumpf nicht überlastet, sein Bein ist an den Druck noch nicht gewöhnt. „Er darf am Anfang jetzt nicht übertreiben.“, fasst der Techniker zusammen. In weiterer Folge bekommt Biko ein frei bewegliches Kniegelenk auf die Prothese, damit er auch stabil unterwegs sein kann. Außerdem muss die Prothese auch in Bikos Heimat, in Tansania, funktionieren. Dort ist es heißer, staubiger, die Teile werden wohl schneller abgenutzt. Jetzt heißt es für Fransisco Joachim Kimila viel trainieren, Physiotherapie, den Ablauf des Gehens auch im Gehirn abzuspeichern. „Er ist sehr geschickt. Er wird sehr schnell wie ein Zweibeiner gehen“, ist Daniel Weixelbaumer überzeugt.

Viele Menschen mit Behinderung in Tansania

Mit dieser Art von Behinderung ist Orthopäde Thomas Pauzenberger erst in Afrika in Berührung gekommen. Viele Menschen dort brauchen Hilfe. In der Region Kakonko, direkt an der Grenze zu Burundi, leben 4.000 Kinder und Erwachsene mit Behinderung. Pauzenberger ist selbst Mitglied der Pfarrgemeinschaft Kirchdorf, die dort seit rund 15 Jahren ein Rehabilitationszentrum unterstützt.

Aktuell plant die Pfarre die Errichtung eines Internatgebäudes für 50 bis 80 Kinder mit Behinderungen. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 80.000 Euro. Rund 15.000 Euro werden für den Reha-Aufenthalt von Biko benötigt.

Eine neue Zukunft

Für Fransisco Joachim Kimila bedeutet die Prothese eine große Chance. Er wird sich normal bewegen und gehen können. Bisher konnte der 24-Jährige nur auf einem Bein springen. Biko will in seiner Heimat eine Ausbildung beginnen, studieren und Sportjournalist werden.

Prothese statt OP für Biko
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In Österreich kann Biko bis Juni bleiben, das Kakonko-Team kümmert sich gemeinsam mit Projektleiter Günther Humer um den jungen Mann. Eine davon ist Maria Spernbauer, die viele Jahre in Afrika als Hebamme tätig war und Suaheli, Bikos Muttersprache spricht.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „OÖ heute“, ORF 2, 24.2.24