Schwester Isabel von den Franziskanerinnen
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Erlebnis Österreich

„Wenn der Nachwuchs ausbleibt – Oberösterreichs Klöster im Wandel der Zeit“

In den Händen von Schwester Luzia, Frater Anselm und Schwester Isabel liegt die Zukunft der jahrhundertealten Ordensgemeinschaften in Oberösterreich. Gemeinsam mit einer überschaubaren Zahl an jungen Mitschwestern und Mitbrüdern bilden die drei den Ordensnachwuchs. Doch seit mehreren Jahrzehnten bleibt der Nachwuchs aus.

Sendungshinweis:
Erlebnis Österreich –
„Wenn der Nachwuchs ausbleibt – Oberösterreichs Klöster im Wandel der Zeit“
11.12.22 um 16:30 Uhr in ORF2

Ohne die geistlichen Gemeinschaften würde es Spitäler wie das Ordensklinikum der Elisabethinen in Linz, das Krankenhaus St. Josef in Braunau oder das Klinikum Wels-Grieskirchen nicht in der bestehenden Form geben. Sie betreiben auch Schulen, Kindergärten und Altersheime. Doch seit mehreren Jahrzehnten bleibt der Nachwuchs in größerer Zahl aus. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für ein Leben im Kloster. Ein Team des ORF Oberösterreich rund um Redakteur Johannes Reitter und Kameramann Michael Leumüller hat sich auf die Suche nach den Ursachen gemacht und junge Ordensleute in ihrem Alltag begleitet.

Schwester Luzia von den Elisabethinen
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Im Alter von 22 Jahren trat Schwester Luzia in den Orden der Linzer Elisabethinen ein. Davor hatte die Regauerin in Vöcklabruck eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolviert. Die „Lisln“ betreiben in der Linzer Innenstadt seit 1745 ein Spital. Inzwischen leitet Schwester Luzia ein Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kloster und Klinikum, das ihre Ordensgemeinschaft ebenfalls betreibt. Darin leben mehr als 70 Menschen aus verschiedenen Generationen – von Familien mit Kindern über Studierende und junge Pärchen bis hin zu Seniorinnen und Senioren mit Betreuungsbedarf. „Es ist mir wichtig, mein Glaubensleben und mein Arbeitsleben miteinander zu verbinden“, sagt die 32-Jährige. Derzeit gehören dem Konvent der Elisabethinen in Linz rund 30 vorwiegend ältere Schwestern an. Zur Hochblüte Ende der 1970er-Jahre waren es um die 80.

ORF-Team mit Frater Anselm von den Benediktinern
Manfred Führling

Frater Anselm legte im August 2022 im Benediktinerstift Kremsmünster seine Ordensgelübde ab und feierte die „Ewige Profess“. Der gebürtige Münchner lebte in Wien während seines Studiums in einer Wohngemeinschaft der Benediktinerabtei „zu den Schotten“. Durch seine Teilnahme an benediktinischen Übungen im Exerzitienhaus Subiaco in Kremsmünster kam er in Kontakt mit den Patres des nahegelegenen Stifts. Im Jahr 1777 zählte das 777 nach Christus gegründete Kloster 113 Mitbrüder, gut 40 sind es heute. Der jüngste ist Anfang 20, der älteste 90. Gegen Widerstand aus seiner Familie entschied sich Frater Anselm für ein Leben als Mönch: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nie, aber ich habe diese Entscheidung sehr intensiv geprüft“, sagt der 34-Jährige, der derzeit in Rom ein Doktoratsstudium der Theologie absolviert.

Verjüngung dank Frauen aus Afrika

Frauen aus Afrika verjüngen die Gemeinschaft der Franziskanerinnen in Vöcklabruck, deren Altersdurchschnitt inzwischen knapp unter 80 Jahre beträgt. Während ihrer Ausbildung wohnen sie in einem eigenen Haus, in dem sie von zwei erfahrenen Schwestern begleitet werden. Gebetet, gekocht und gegessen wird meist gemeinsam. Regelmäßig kommen auch afrikanische Speisen auf den Tisch, wie Ugali, ein Getreidebrei aus Maismehl. Großes Augenmerk wird auch auf das Erlernen der deutschen Sprache gelegt. Schwester Isabel aus dem Osten Kenias war die erste Afrikanerin, die sich den Vöcklabrucker Franziskanerinnen angeschlossen hat. Seit 2017 lebt sie in Oberösterreich. Die 33-Jährige absolviert gerade eine Ausbildung zur Tagesmutter und arbeitet als Kindergartenhelferin im Krankenhaus St. Josef in Braunau am Inn. „Ich habe mich entschieden, in den Orden einzutreten, weil ich die Berufung in diese Lebensform seit meiner Kindheit gespürt habe“, sagt sie in gutem Deutsch mit afrikanischem Akzent.

Dreharbeiten mit Schwester Isabel von den Franziskanerinnen (v.l.n.r.: Schwester Isabel, Gestalter Johannes Reitter, Kameramann Michael Leumüller und Tonassistent Manfred Führling
Michael Leumüller

Andere Ordensgemeinschaften, wie etwa die Augustiner Chorherren in St. Florian im Bezirk Linz-Land, hoffen schon seit längerem vergeblich, dass wieder jemand eintritt. Um das Jahr 1900 zählte das Stift mehr als 100 Mitbrüder, inzwischen sind es nur noch 26. In Scharnstein im Bezirk Gmunden hingegen könnte schon bald ein neues Kloster entstehen. Denn die buddhistische Gemeinschaft plant, ihr in einem alten Bauernhof untergebrachtes Zentrum „Gomde“ – tibetisch für „Ort der Übung“ – zu erweitern. Der alte Vierkanter am Bäckerberg wurde in den vergangenen 18 Jahren mit Spendengeldern renoviert. Das Zentrum gehört der österreichisch-buddhistischen Religionsgesellschaft an. Auch dort hat das Team rund um Gestalter Johannes Reitter gedreht.

„Wenn der Nachwuchs ausbleibt – Oberösterreichs Klöster im Wandel der Zeit“

ERLEBNIS ÖSTERREICH am Sonntag, 11. Dezember 2022 um 16:30 Uhr in ORF 2.

Eine Produktion aus dem ORF Landesstudio Oberösterreich.

Gestaltung: Johannes Reitter
Kamera: Michael Leumüller
Ton: Manfred Führling
Schnitt: Peter Schnöll
Sprecher: Nikolaus Kinsky