Titelbild drei Bücher: „Spiel", Die Welt war ein Irrenhaus“ und „Wilderer“
ORF/Raab
ORF/Raab

Reinhard Kaiser-Mühlecker in “Premiere“

Ein tiefgehendes Psychogramm eines Jungbauern entwickelt Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker in seinem neuen Roman, der am Samstag in „Premiere“ präsentiert wird. Dazu gesellt sich auch Norbert Trawögers fabelhafter Essay-Band „Spiel“.

Sendungshinweis: „Premiere“
Samstag, 19. März 2022
19.03-20.00h, ORF Radio OÖ

Reinhard Kaiser-Mühlecker, Jahrgang 1982, geboren in Kirchdorf an der Krems, hat sich als Schriftsteller längst einen auch international beachteten Ruf erarbeitet. Der ländliche Lebenskontext, den er durch seine Vorfahren kennt, ist immer wieder Gegenstand seiner Bücher – so auch im neuen Roman „Wilderer“.

Buchtitel Reinhard Kaiser-Mühlecker „Wilderer“
ORF/Raab

Hypothek auf Land und Seele

Die Hauptfigur im Buch ist Jakob, der sich als Jungbauer in die Reihe seiner Ahnen – und auch Nachfahren – einreiht. Auf dem Hof hat man schon bessere Zeiten gesehen. Der Vater pflegte stets hochfliegende Pläne, doch vieles fruchtete nicht. Besitz wurde leichthändig verkauft. Nun scheint mit der Bio-Idee das Zepter doch in Jakobs Hand überzugehen. Auf Plattformen im Internet prüft Jakob auch die Möglichkeiten einer Partnerschaft, aber Katja begegnet ihm schließlich ganz ohne digitales Zutun in der Realität. Es brechen neue Zeiten auf dem Hof an – dennoch treibt eine große innere Spannung den jungen Ehemann und Vater immer wieder vor sich her. Hinter ihm liegt eine persönliche und familiäre Geschichte, die ihm zugesetzt hat.

Alle Herrlichkeit des Spielens

Mit traumwandlerischer Sicherheit scheint sich Autor Norbert Trawöger auf dem Terrain des Spiels und des Spielens umzutun. Warum liegen dem Flötisten und künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters diese Thematiken so sehr auf dem Herzen? Vermutlich hängt es mit seiner These über die Wichtigkeit von Spiel- und Freiräumen im besten Sinn zusammen.

Von vielerlei Blickwinkeln her geht er in seinem blitzorange gekleideten Essay-Band „Spiel“ sowohl allen möglichen Spiel-Arten als auch der Bedeutung des gänzlich absichtslosen Spiels auf den Grund und führt die Leserschaft kundig durch seine Überlegungen wie etwa (Zitat): „Wer staunt, liegt niemals falsch, denn es gibt kein falsches Staunen im richtigen Leben. Wir müssen nur in Ruhe gelassen werden, uns darf die Langeweile nicht genommen werden, um die Aussichten in uns finden zu können … Das Recht auf Langeweile und das auf Spiel sollten in die Charta der menschlichen Grundrechte aufgenommen werden.“

Buchtitel Trawöger, Feimer, Bitte gib mir nur ein Wort
ORF/Raab

Literatur-Hinweise zur Sendung:

• Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wilderer. (Roman, 2022, S. Fischer Verlag)

• Norbert Trawöger: Spiel. (Reihe „übermorgen“, 2022, Verlag Kremayr & Scheriau)

• Ines Oppitz: Kurzprosa. Birgit Rivero: Der blaue Mittag zieht den Berg hinauf („Facetten 2021“, Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz)

• Rudolf Schönwald: Die Welt war ein Irrenhaus. Meine Lebensgeschichte. Nacherzählt von Erich Hackl (2022, Zsolnay Verlag)

Das Buch „Spiel“ von Norbert Trawöger ist in der Reihe „übermorgen“ im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen. Zeitgleich publizierte die Autorin Isabella Feimer ihren Band „Langeweile“ ebenfalls in der „übermorgen“-Reihe – und auch sie stemmt sich mit Kraft und Feinsinn gegen das Diktat der ständigen Selbstoptimierung.

Nacherzählung einer Lebensgeschichte

„Als unnachahmlicher Erzähler und Zeitgenosse vieler Zeiten und Genossen“ wird Rudolf Schönwald im Klappentext des Buches „Die Welt war ein Irrenhaus“ beschrieben. Der Steyrer Autor Erich Hackl erzählt in diesem Band die außergewöhnliche Lebensgeschichte des 1928 geborenen Malers nach. Die Basis dafür legten auch Gespräche mit der Journalistin und Autorin Barbara Coudenhove-Kalergi und eigene Aufzeichnungen Schönwalds.
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs als Lagerhäftling in Ungarn, später als Student an der Akademie der bildenden Künste in Wien und danach Professor für bildnerische Gestaltung in Aachen: mit dem Leben Rudolf Schönwalds erschließt sich über einen Zeitzeugen Zeitgeschichte auf mehreren Ebenen.

Buchtitel: „Die Welt war ein Irrenhaus“ Rudolf Schönwald
ORF/Raab

Kurz gefasste Kostbarkeiten

Die beiden Autorinnen Ines Oppitz und Birgit Rivero haben sich mit Kurzprosa und Lyrik in die „Facetten 2021“, das Literarische Jahrbuch der Stadt Linz, eingeschrieben. Sorgsame Beobachtungen und Einblicke in alltägliche, aber besondere Momente liegen den fein gesponnenen Arbeiten zugrunde.

In der Literatursendung „Premiere“ lesen Daniela Wagner und Harald Bodingbauer.