Bücherregal
pixabay/AhmadArdity
pixabay/AhmadArdity

„Premiere“: Geschichten von Pflanzenbild und Kinderwiege

Welche Eindrücke man aus der frühen Kindheit mitnehmen kann, das schildern die Autorinnen Evelyn Grill und Corinna Antelmann in der Radiosendung „Premiere“ vergnüglich und einprägsam. Ein berühmtes Pflanzenbildnis und eine Kinderwiege spielen dabei eine gewichtige Rolle.

Sendungshinweis:
„Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik“, 22.01.22, 19.03 Uhr

80. Geburtstag von Evelyn Grill

Am 15. Jänner 1942 wurde Evelyn Grill in Garsten geboren. Aus Anlass des 80. Geburtstages der Autorin steht in „Premiere“ ein Auszug aus dem Erzählband „Fünf Witwen“ auf dem Programm. „Stillleben“ ist eine humorvolle Geschichte rund um ein Bild, das vordergründig nichts weiter als einen hübsch arrangierten Gummibaum zeigt. Doch für genau diese Pflanzendarstellung entbrannte Erwin schon als Kind in regelrecht botanischer Liebe.

Als junger Erwachsener führt er seine Freundin geradewegs direkt vor das Originalbild im Museum. Seine neue weibliche Bekanntschaft will es im Wettbewerb um die Zuneigung des attraktiven Mannes „mit zypressenhaftem Wuchs“ mit dem Bild durchaus aufnehmen. Aber geht diese mutig kalkulierte Beziehungsrechnung auch auf?

Evelyn Grill
Fotowerk Aichner
Evelyn Grill

Evelyn Grill steht für außergewöhnliche literarische Inhalte, oft verbunden mit der abgründigen Seite des Menschen. Mit ihrem Roman „Vanitas oder Hofstätters Begierden“ erlangte die Schriftstellerin 2005 eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis.

Zu ihren in jüngerer Zeit veröffentlichten Bänden zählen „Der Begabte“ (2019, Residenz Verlag) und „Immer denk ich deinen Namen“ (2016, Haymon Verlag). Mehr als zwei Jahrzehnte lebte die Landeskulturpreisträgerin im deutschen Freiburg im Breisgau, mittlerweile ist sie wieder in Linz zuhause.

Die Kraft der Frauen

Um seelische Befindlichkeiten geht es auch Corinna Antelmann. In ihrer Geschichte „Die vergessene Wiege“ führt eine Frau immer wieder innere Zwiegespräche mit ihrer Zwillingsschwester, die das Licht der Welt nie erblickt hat. Die Erzählerin spannt ihre persönliche Geschichte weit zurück, beginnend mit der Zeit in der Wiege über die spätere Suche nach einem Platz im Leben bis zur Hoffnung auf einen Partner, mit dem ein Leben auf Augenhöhe möglich wird. Sie lässt ihr privates Erleben als Ehefrau und Mutter Revue passieren und würdigt dabei gleichzeitig die Kraft aller Frauen, mit denen sie sich verbunden fühlt.
2013 wurde Corinna Antelmann mit dem Frau-Ava-Literaturpreis ausgezeichnet. Zur Zeit erarbeitet sie im Rahmen des Wiener Alsergrund-Bezirksstipendiums eine Geschichte rund um die 15jährige Anna Freud, die um die Jahrhundertwende mit ihrer Familie im Bezirk Alsergrund in Wien lebte.

„Alienation“ und die Sache mit der Norm

Nach einem noch unveröffentlichten Roman Corinna Antelmanns wird derzeit im Rahmen der Netzbühne des Landestheaters das Stück „Alienation“ für junge Menschen ab 13 Jahren gezeigt. Das Theaterprojekt ist in Kooperation mit der FH Oberösterreich entstanden. Nils Gallist aus Freistadt und Manuel Lattner aus Kirchdorf an der Krems, beide Digital Arts Masterstudierende, haben dafür das maßgeschneiderte Game „Build your World“ entwickelt.

Scenenbild: Alienation Screenshot
FH Oberösterreich
Alienation, Screenshot

Thematisiert wird in „Alienation“ die Diskrepanz zwischen eigenen Bedürfnissen und äußeren Erwartungen und auch das Gefühl, abseits der üblichen Normen einen Ort zu finden, an dem man sich zuhause fühlen kann. Im Stück ist es Nikola (dargestellt von Isabella Campestrini), die ihre Welt und Umwelt mit der Kamera erkundet. Vom Verhalten der MitschülerInnen und Eltern ist sie oft irritiert, im Internet hofft sie auf Gleichgesinnte zu treffen. Das Publikum begleitet Nikola durch ein Leben, in dem sich Realität und virtuelle Existenz, Digitalität und Alltag mischen.

Literaturhinweise zur Sendung „Premiere“:

  • Evelyn Grill: “Stillleben" aus “Fünf Witwen. Erzählungen“ (2015, Haymon Verlag)
  • Corinna Antelmann: Die vergessene Wiege (Manuskript)

Die Texte in der Sendung „Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik" werden von Rebecca Döltl und Gerda Lischka gelesen.

Jeden zweiten und vierten Samstag Musik

Jeden zweiten und vierten Samstag heißt es in der Sendung Premiere „Ton ab“ für Musik. Dann stellt die Musikredaktion das Beste aus Liveauftritten von Künstlern zusammen, die Musikgeschichte geschrieben haben.