Birgt Müller-Wieland: „Vom Lügen und vom Träumen“
Bereits 2017 war Birgit Müller-Wieland mit ihrem Roman „Flugschnee“ auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis platziert. In ihrem jüngsten Buch „Vom Lügen und vom Träumen“ verwebt sie erneut die Leben mehrerer Figuren miteinander.
In sechs Geschichten deckt die in Schwanenstadt geborene und nun in München lebende Autorin nach und nach die subtilen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Romanfiguren auf. Lüge und Traum beeinflussen das reale Geschehen – und oft drängen lang gehütete Geheimnisse mit Vehemenz ans Tageslicht. Verborgene Ereignisse aus der eigenen Lebensgeschichte sind es zum Beispiel, die im Buch einen Großvater kunstvolle Geigen erbauen lassen, die niemals jemand erwerben darf … Das Ärzteehepaar Salome und Hannes erlebt hingegen das Ende seiner Beziehung durch einen Vertrauensbruch, der die Frau fassungslos zurücklässt.
Renate Silberer: „Hotel Weitblick“
Um erzieherische Prägungen aus Zeiten des Kind-Seins und um hochwirksame Mechanismen in der Welt der Berufskarrieren geht es in Renate Silberers Roman „Hotel Weitblick“. Im „Kammerspiel der sogenannten Leistungsträger“ – so der Verlagstext von Kremayr & Scheriau – ist der erfolgreiche Consulter Dr. Marius Tankwart an einem persönlichen und beruflichen Wendepunkt angelangt. Bislang für höchst effiziente Personalauswahlverfahren bekannt, will der Akademiker sein Leben grundlegend neu ausrichten.
Sendungshinweis
„Premiere“, 15.5.21
Ein One-Way-Flugticket nach Mexiko City ist schon gebucht, als sich Marius Tankwart zu seinem Abschiedsseminar begibt. Noch ein einziges Mal soll er aus vier Bewerbern – darunter eine einzige Frau – den perfekten Geschäftsführer ermitteln. Doch diesmal setzt der aufbruchsbereite Consulter gänzlich neue Auswahlmethoden ein, und die treffen auch die vier ambitionierten Jobanwärter mitten ins Herz. Die kinderlose und alleinlebende Annette muss ihre bisherige Handlungsweise ebenso hinterfragen wie der laufsüchtige Slim-fit-Anzugträger Helmut oder SUV-Fahrer Horst, der seiner Familie wirklich alles bietet.
Eva Schörkhuber: „Die Gerissene“
Einer modernen Schelmin gibt Eva Schörkhuber in ihrem Roman „Die Gerissene“ Gestalt und Stimme. Mit einer Verhaftung und einer Nacht im Gefängnis beginnt das Abenteuer im Süden Frankreichs für Mira. Angestachelt von Unternehmungslust und Entdeckerfreude, hat sie ihr heimatliches, eintöniges Dorfleben hinter sich gelassen und sich nach Marseille aufgemacht. Eine bunte Gesellschaft aus kreativen, hilfsbereiten und politisch aktiven Menschen gewährt ihr in der Hafenstadt Unterschlupf, und schon bald entwickelt Mira eine ungeahnte Kunstfertigkeit: Aus entsorgter Kleidung entstehen in ihren Händen neue, gefragte Designerstücke.
Als sich beinahe ein Gefühl von Sesshaftigkeit einstellt, bricht Mira erneut auf. Algerien und die Sahara werden zu Reise- und Lebensstationen, und im kubanischen Havanna wartet möglicherweise eine echte, lebendige Revolution auf sie. Die Einwohner sind allerdings damit beschäftigt, ihre Versorgungslage zu sichern und formen die Stadt unmerklich zu einem Gemeinschaftsgarten. Dichte Teppiche aus Kürbis- und Zucchinipflanzen wechseln sich mit zartlila Blüten von Süßkartoffeln und kleinen Reisfeldern ab. Mira entwirft das revolutionäre Symbol eines vieläugigen Sternenvogels, das sich in Havanna auf Hauswänden und Karosserien zu verbreiten beginnt.
Daniela Wagner und Harald Bodingbauer lesen am Samstag, 15. Mai, ab 19.03 Uhr in der Literaturstunde „Premiere“ ausführliche literarische Kostproben aus allen drei Büchern.
Literaturhinweise zur Sendung:
- Birgit Müller-Wieland: „Vom Lügen und vom Träumen. Roman in sechs Geschichten“ (Otto Müller Verlag)
- Renate Silberer: „Hotel Weitblick“ (Verlag Kremayr & Scheriau)
- Eva Schörkhuber: „Die Gerissene“ (edition atelier)