Jemand liest ein Buch, Buch, lesen
Pexels/pixabay.com
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Premiere: Bücher zweier Herren

Kirchenheilige und Italiener, Bühnenmenschen und Berliner kommen in den Büchern von Alois Brandstetter und Oskar Zemme vor. Beide Herren sind Fixsterne der oberösterreichischen Autorenszene – und am Samstag Mittelpunkt in der Radiosendung „Premiere“ ab 19.03 Uhr.

Aus Anlass des 90. Geburtstages von Oskar Zemme am 22. März sind in „Premiere“ Auszüge aus dem Buch „Mein Koffer in Berlin. Kuriose Skizzen und Tagebuchblätter“ zu hören. „Viel anschaulicher geht es nicht“ – so denkt sich man sich als Leser oder Leserin bei der Lektüre des 2003 erschienenen Bandes.

Die tagebuchartigen Einträge, die der Autor wie Mosaiksteine aneinanderreiht, geben einen bunten und aufschlussreichen Einblick in die Lebensstationen Zemmes in Linz, Berlin und Bayreuth. Hautnah werden die Mechanismen und die illustren Vertreter der Kunst- und Kulturszene von 1969 bis in die frühen Siebziger-Jahre erlebbar.

Zwei Bücher: „Mein Koffer in Berlin“ mit grünem Umschlag und Foto von Berlin und eine Ausgabe von „Die Rampe“, auf dem Umschlag ein Foto von Oskar Zemme vor der Linzer Kunstuniversität
ORF
2002 hat das Adalbert Stifter Haus in Linz mit der Publikation „Die Rampe: Oskar Zemme“ ein umfangreiches Porträt über den Autor erstellt.

Von Linz nach Berlin und Bayreuth ausschwärmend

1954 hatte Oskar Zemme in den Linzer Kammerspielen seine Tätigkeit als Kulissenschieber begonnen. 1969 zog er von Linz aus, um Neuland zu erkunden und den Blick zu weiten. Er arbeitete als Techniker für die Deutsche Oper Berlin, für die Freie Volksbühne Berlin und auch für das Richard Wagner Festival in Bayreuth.

Sendungshinweis:
„Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik“, 3.4.21, ab 19.03 Uhr

Der Brotberuf in technischen Bereichen erlaubte dem Autor die ihm unbedingt notwendige, künstlerische Unabhängigkeit: Oskar Zemme gelang es, eine spannende und außergewöhnliche Karriere als Verfasser von 30 Theaterstücken, zwei TV-Spielen und 25 Hörspielen zu entwickeln.

Theaterstück für Bregenzer Festspiele

Viele der Hörspielproduktionen wurden vom ORF produziert, einige davon in Zusammenarbeit mit SFB, dem Sender Freies Berlin. 1980 wirkten im Hörspiel „Heimweh nach der Fremde“ bekannte Schauspieler wie Fritz Muliar, Heinz Marecek, Klaus von Pervulesko und Gerhard Brössner mit. Zemmes Theaterstück „Don Juan in Nöten“ fand 1999 bei den Bregenzer Festspielen Anklang. In der Warteschleife befindet sich das Stück „Drei Tage im April“: Thema ist die Hinrichtung von fünf Peilsteiner Bürgern zu Kriegsende 1945. Die für 2020 angesetzte Freilichtaufführung musste coronavirusbedingt verschoben werden.

Alois Brandstetter – Der mit der Sprache tanzt

Über 30 Jahre lang hat der 1938 in Pichl bei Wels geborene Schriftsteller und Philologe Alois Brandstetter an der Universität Klagenfurt Ältere Deutsche Sprache und Literatur unterrichtet. 1974 verzeichnete er mit seinem Roman „Zu Lasten der Briefträger“ bei einem breiten Lesepublikum große Erfolge.

Im Roman „Lebensreise“ nimmt sich Alois Brandstetter erneut alle Zeit der Welt und alle lustvollen Möglichkeiten der Sprache, um über Geschichtliches oder Phänomene unserer Zeit oder auch über Stationen seines Lebens nachzudenken – und es ist ein reiches Leben, davon zeugt das Buch.

Buch „Lebensreise“ von Alois Brandstetter- auf dem Umschlag ein Paar alter Wanderschuhe
ORF

Alois Brandstetters naturgemäße Handschrift ist es, den Dingen und den Worten tatsächlich auf den Grund zu gehen – natürlich nicht ohne leisen, aber wirkungsvollen Humor.

Bedeutung des Gehens

So spürt er etwa unter Zuhilfenahme lateinischer Sprachwurzeln der Bedeutung des Gehens nach. Seinem heiligen Namenspatron hatte sich Alois Brandstetter schon 2015 im Buch „Aluigis Abbild“ gewidmet. Die Stätten des Aloysius von Gonzaga erfahren nun auch im Roman „Lebensreise“ noch einmal Aufmerksamkeit und führen in die italienische Provinz Mantua.

Der Schauspieler Harald Bodingbauer liest in „Premiere“ am kommenden Samstag aus den Arbeiten von Alois Brandstetter und Oskar Zemme.

Literaturhinweise zur Sendung:
• Alois Brandstetter: „Lebensreise“ (Roman, 2020, Residenz Verlag)
• Oskar Zemme: „Mein Koffer in Berlin. Kuriose Skizzen und Tagebuchblätter“ (2003, Resistenz Verlag)