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Literarischer Kraftstoff in „Premiere“

Literarischen Kraftstoff zum Anhören gibt es am kommenden Samstag in der Radiosendung „Premiere“: Die Arbeiten von Christina Maria Landerl, Claudia Bitter und Traude Maria Seidelmann führen am kommenden Samstag in den amerikanischen Süden, in das Wien von heute und in das Linz der Nachkriegsjahre.

Christina Maria Landerls neuer Roman „Alles von mir“ führt – nach ihrem 2016 erschienenen Roman „Donnas Haus“ – ebenfalls wieder in die USA. Diesmal werden vier amerikanische Bundesstaaten und die Wiege des Blues zum Schauplatz.

Sendungshinweis:

„Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik“, Samstag, 2.10.20, ab 19.03 Uhr

Die Hauptfigur des Romans, eine junge Frau, erkundet alleinreisend per Auto die weitläufigen Landschaften und kleinen Städtchen, nächtigt in einheitlich anmutenden Motels und schließt Bekanntschaften. Durch Zufall bekommt sie die Biographie der Jazz-Sängerin Billie Holiday in die Hände. Angetan vom tragischen Schicksal der legendären Künstlerin, begibt sie sich auch auf deren Spuren und kommt in Berührung mit den Liedern von Musikikonen wie Bessie Smith und Patsy Cline.

Endlose Straße in Amerika
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Christina Maria Landerl vermittelt in ihrem Roman erneut eine dichte Atmosphäre amerikanischen Lebensgefühls und erzählt die Geschichte einer Frau, die durch ihre Reise offensichtlich auch einen Teil ihres Lebens zuhause in Berlin endgültig abschließen möchte.

Claudia Bitter und ein einfaches Leben in Wien

Die 1965 in Antiesenhofen geborene Autorin, Bilbiothekarin und Künstlerin Claudia Bitter wurde 2019 mit dem „Frau Ava Literaturpreis“ ausgezeichnet. Prämiert wurde ihr Text „Leben, plus, minus“ – in der Zwischenzeit liegt der vollständige Roman mit dem Titel „Kennzeichnung“ vor. Die Autorin zeichnet im Buch ein realistisches und dichtes Bild eines weiblichen Schicksals im Milieu von Armut und daraus folgender Ausgrenzung.

Frau am Tisch schreibt in Notizbuch
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In „Premiere“ ist ein ausführlicher Ausschnitt aus dem Beginn des Romans zu hören: In einem Wiener Bezirk lebt eine junge Frau ein Leben, das ihr weder finanziell noch gesellschaftlich Raum zur persönlichen Entwicklung gibt. Zu unentrinnbar und ausweglos scheint die Lage. Der gleichförmige Alltag setzt sich aus Arbeitslosigkeit, aus dem Ringen um Existenzsicherung und Aufenthalten in einem Stammlokal zusammen. Verschämt ordnet sich die Frau selbst am unteren Ende der sozialen Stufenleiter ein: Sie traut sich wenig zu und bleibt unter ihresgleichen. In einer Faschingsnacht wird sie von einem Unbekannten schwanger und steht dieser Tatsache zunächst untätig und ungläubig gegenüber.

Erinnerung an Traude Maria Seidelmann

In wenigen Wochen, am 15. November, wird des 100. Geburtstages der Autorin Traude Maria Seidelmann gedacht. Über viele Jahrzehnte in Linz lebend, betätigte sie sich in vielen Bereichen der Kunst und Kultur und hinterließ vor allem ein breites literarisches Erbe.

1920 in Imst in Tirol geboren, in Niederösterreich aufgewachsen, Ferienaufenthalte im mährischen Landskron, in den späten 1930er Jahren in Berlin zur Werklehrerin ausgebildet – das sind nur einige der frühen Lebensstationen Seidelmanns. Nach Kriegsende nahm sie in Linz Wohnsitz und studierte Malerei und Grafik an der Linzer Kunstuniversität. In dieser Zeit entstanden erste Gedichte, 1951 erschien der Lyrikband „Oh du herbes Licht“. In den 60er-Jahren wurden vom ORF eine Reihe an Hörspielen Seidelmanns für Erwachsene und Kinder produziert, darunter die Hörspielproduktion „Das Mädchen von Arles“ (1959) mit Paula Wessely, Ewald Balser und Walter Reyer.

Linz von oben, die Türme der Ursulinenkirche im Vordergrund, weiter hinten der Mariendom (Neue Dom)
ORF.at/Roland Winkler

In „Premiere“ ist eine Archivaufnahme aus 1998 mit der Autorin zu hören. In „Wohnhaft. Das Linz der Nachkriegsjahre“ schildert mit genauem Blick die Situation an den Linzer Stadträndern mit seinen Schrebergärten und Sportplätzen, aber auch die offensichtliche Verwandlung der Stadt in den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die begeisterte Reisende und Gartenliebhaberin Seidelmann öffnet den historischen Blick auf den alten Stadtteil Kleinmünchen und begeistert sich an den damals schon zahlreichen Möglichkeiten für Theaterbesuche.

Am 29. Februar 2016 verstarb die vielseitige Autorin, die mit dem Schriftsteller Franz Pühringer verheiratet war. Ihre zuletzt veröffentlichten literarischen Arbeiten sind im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen: „Dies Haus ist mein. Erinnerungen an Landskron“ (2006) und „Gartennotizen“ (2011).

Literaturhinweise zur Sendung:
• Christina Maria Landerl: Alles von mir (Roman, 2020, Verlag müry salzmann)
• Claudia Bitter: Kennzeichnung (Roman, 2020, Klever Verlag)
• Traude Maria Seidelmann: „Wohnhaft. Das Linz der Nachkriegsjahre. Eine Erinnerung“ aus der Anthologie „Auf den zweiten Blick: Linz“, Herausgegeben 1997 von Friedrich Ch. Zauner in der „Edition Neunzig“ im Ennsthaler Verlag.