SWAP: Diskussion über Gutachter

Der Staatsanwaltschaft Linz sind Unterlagen ins Haus geflattert. Darin reagiert die BAWAG auf das Gutachten, das der Wissenschafter Martin Janssen für die Stadt Linz zum SWAP-Deal geschrieben hat. Es weise erhebliche Mängel auf.

Im Streit der Stadt Linz mit der BAWAG geht es um vermutlich knapp 418 Millionen Euro. Mehr dazu in BAWAG klagt Linz auf 418 Millionen (ooe.ORF.at; 8.11.11). Hintergrund ist der bekannte SWAP 4175 der, je nach Darstellung, entweder eine höchst riskante Wette auf die Kursentwicklung des Schweizer Franken oder eine völlig normale Absicherung für einen Frankenkredit war.

Unterschiedliche Ergebnisse

Für Linz hat Martin Janssen - er ist Finanzwissenschafter an der Universität Zürich - das Geschäft unter die Lupe genommen. Für die BAWAG Mark Wahrenburg – er ist Finanzwissenschafter an der Universität Frankfurt. Beide sind Universitätsprofessoren, beide müssten eigentlich wissen, wovon sie reden. Tun sie vermutlich auch, und dennoch kommen sie in ihren Gutachten, soweit sie veröffentlicht sind, zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.

Janssen: „SWAP kein marktübliches Geschäft“

Martin Janssen ist zu dem Schluss gekommen, dass der SWAP kein marktübliches Geschäft sei und die BAWAG von Anfang an wissen musste, dass die Risikostruktur der Frankenzinswette die Stadt Linz benachteilige. Es habe sich um „ein unethisches Geschäft gehandelt, bei dem die Stadt Linz über den Tisch gezogen worden sei“.

Wahrenburg: „Völlig normales Geschäft“

An diesen Schlüssen lässt der BAWAG-Gutachter Mark Wahrenburg aber kein gutes Haar. Der SWAP sei ein für Städte und Gemeinden völlig normales Geschäft gewesen, die Stadt hätte es jederzeit kontrollieren, absichern und das Verlustrisiko begrenzen können.

Logo der BAWAG

APA/Roland Schlager

Dass Professor Janssen zu anderen Schlüssen komme, so die Rechtsvertreter der BAWAG, liege wohl daran, dass sein Gutachten erhebliche wissenschaftliche Mängel aufweise, zu unhaltbaren Ergebnissen komme und damit zur juristischen Beweisführung ungeeignet sei. Mehr dazu in Gutachten zerpflückt Linzer Swap-Deal (ooe.ORF.at; 26.6.2012) und
Franken-Affäre - Gutachter kritisiert BAWAG und Linz (ooe.ORF.at; 24.7.2012).

Unabhängigkeit des BAWAG-Gutachters angezweifelt

Zweifel an der Unabhängigkeit des BAWAG-Gutachters äußerte mittlerweile der SPÖ-Gemeinderatsabgeordnete Franz Leidenmühler. Denn Wahrenburgs Institut an der Universität Frankfurt sei von der Deutschen Bank im Vorjahr mit drei Million Euro unterstützt worden.

Diese Großbank sei erstens in den SWAP verstrickt und habe zweitens als Großbank vitales Interesse daran, Finanzgeschäfte wie den SWAP 4175 in keinem negativen Licht erscheinen zu lassen. Neben den beiden Privatgutachtern gibt es auch noch jenen, der von der Staatsanwaltschaft beauftragt wurde. Doch das Gutachten von Christian Imo lässt noch auf sich warten.

Links: