Festzeltunglück: „Es war eine Naturkatastrophe“

„Es war eine Naturkatastrophe“, darin waren sich Einsatzkräfte, Behördenvertreter und Betroffene bei der Pressekonferenz einig. Betroffenheit und Trauer prägen St. Johann am Walde seit am Freitag ein Festzelt vom Sturm zerstört wurde und auf die Besucher fiel.

„Ein schwarzer Tag für uns alle“, versuchte Diakon Anton Baumkirchner während der Messe die Stimmung in Worte zu fassen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. „Die Solidarität in der Gemeinde ist überwältigend“, so Baumkirchner. Und: „Solch unglaublichen Naturgewalten ist man trotz bester Vorbereitungen ausgeliefert.“

Pressekonferenz, St. Johann am Walde

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Im Vordergrund: Feuerwehrkommandant Erich Feichtenschlager von der Feuerwehr Frauschereck

„In zehn Sekunden war das Zelt weg“

Es war das 38. Fest, das die Feuerwehr Frauschereck ausgerichtet hatte, so Kommandant Erich Feichtenschlager. Die Wetterlage sei ständig beobachtet worden, „weil die Warnungen ja da waren, aber es gab keinerlei Anzeichen für so ein Ereignis“. Er sei zum Zeitpunkt der Orkanböe selbst beim Zelt gewesen – er habe gerade Richtung Wald geschaut als es geschah „in fünf bis zehn Sekunden war das Zelt weg, es waren zwei Böen, ich konnte es gar nicht glauben“.

Der Evakuierungsplan, der als Vorsichtsmaßnahme noch Stunden zuvor wie immer durchgesprochen wurde, war plötzlich ein Einsatzplan. Feichtenschlager selbst lief zum Feuerwehrhaus und schlug Alarm.

Zusammengestürztes Zelt Luftaufnahme

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Zwei Menschen kamen ums Leben, als in der Nacht von Freitag auf Samstag der orkanartige Sturm das Festzelt zerstörte - 140 weitere Besucher und Besucherinnen des Frauscherecker Feuerwehrfestes wurden verletzt, zwei davon lebensgefährlich. Sie wurden in acht Krankenhäuser in Oberösterreich, Salzburg und Bayern eingeliefert.

Viele der Verletzten konnten bis Sonntagnachmittag wieder aus den Krankenhäusern entlassen werden. Im Krankenhaus Braunau etwa werden vier Patienten stationär betreut, einer von ihnen liegt nach wie vor auf der Intensivstation, sein Zustand wird als kritisch bezeichnet. Eine exakte Übersicht haben derzeit auch die Behörden nicht, hat ein Rundruf des ORF OÖ ergeben.

St. Johann am Walde

ORF/Huber

„Plötzlich im Katastrophenfilm gelandet“

Es mache unheimlich betroffen, so Landes-Feuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner am Rande der Pressekonferenz am Sonntag im Gespräch mit ORF-Redakteur Roland Huber: „Es ist ein Ereignis, das die Feuerwehren im ganzen Land berührt“. Man fühle mit allen, Betroffenen und „auch mit jenen, die dieses Fest seit Jahren ausrichten und plötzlich in einem Katastrophenfilm gelandet sind“.

Landes-Feuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner im Gespräch mit Roland Huber

„Keine Zweifel an Erfüllung der Auflagen“

Es gehe darum, aus der Sicht derer, die ein großartiges Fest veranstaltet haben, zu klären, wie es weitergehen soll. Auch wenn die Ermittler bei ihrer Arbeit vorankämen, würden sich ständig weitere Fragen aufwerfen. Für Kronsteiner gebe es keine Zweifel daran, dass alle Auflagen und Sicherheitsmaßnahmen beachtet wurden, „es handelt sich um einen sehr erfahrenen, sehr umsichtigen und sehr vorsichtigen Veranstalter“. Er selbst stehe hinter den Organisatoren. Er wolle den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht vorgreifen, aber das Zelt sei TÜV-geprüft und für solche Veranstaltungen ausgelegt gewesen. Er sicherte „hundertprozentige Unterstützung durch das Landesfeuerwehrkommando“ zu.

V.l.: Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser, Bürgermeister Gerhard Berger, Landes-Feuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner

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V.l.: Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser, Bürgermeister Gerhard Berger, Landes-Feuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner

Auch Bürgermeister Gerhard Berger (SPÖ) sah keine Verfehlungen bei den Vorbereitungen. Mit diesem Ereignis habe niemand rechnen können, so Berger. Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz wurde das perfekte Funktionieren des Alarmplans betont, was die Rettung und Hilfe für die Verletzten beschleunigt habe. „Während des ganzen Einsatzes ist nie eine Hektik zwischen Feuerwehr und Rotem Kreuz entstanden“, so der Bezirksrettungskommandant des Roten Kreuzes Jochen Kaser.

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