Verhärtete Fronten bei Ärztegehältern

Verhärtete Fronten gibt es bei den Verhandlungen um die Gehälter der Spitalsärzte. LH Josef Pühringer (ÖVP) sagt, er will die Situation der nachrückenden Jungmediziner und Turnusärzte verbessern. Die Ärzteseite sieht im Vorschlag des Landes bis jetzt kein annehmbares Angebot.

Leichter wird es nicht, wenn am Samstag beide Seiten an den Verhandlungstisch zurückkehren. Denn sowohl der Landeshauptmann als auch die Ärztevertreter stehen unter Druck. Der Landeshauptmann, weil zum Wahljahrsauftakt ein Konfliktfall eskaliert, die Spitalsärztevertreter, weil, wie Betriebsversammlungen zeigen, der Unmut wächst.

Patienten als Beobachter und Betroffene

Die Patienten sind Beobachter und Betroffene der Szene. Verhandelt wird über die Einkommen der Spitalsärzte: Nach Angaben des Landes verdient ein Turnus- und Assistenzarzt durchschnittlich 65.500 Euro brutto pro Jahr, ein ausgebildeter Facharzt und Oberarzt durchschnittlich 132.000 Euro brutto, und ein Primar durchschnittlich 260.000 Euro.

Diese Einkommen setzen sich zusammen aus Grundgehalt inklusive Diensten und zusätzlichen Ambulanz- und Sonderklassegebühren, die sehr unterschiedlich verteilt sind. Ambulanzgebühren kommen aus öffentlichem Geld, Sonderklassegebühren aus dem Geld zusatzversicherter Patienten. Wem die Sonderklassegebühren zufließen, das haben in Oberösterreich die Ärzte untereinander geregelt: Nachdem vorweg 25 Prozent an das Krankenhaus fließen, gehen von der restlichen Summe in einer Standardabteilung 35 Prozent an den Primar und 65 Prozent an die Oberärzte, Assistenten und Turnusärzte seiner Abteilung, die Pflegedienste existieren in diesem Schlüssel nicht.

„Höchst undurchsichtiges System“

Alle Experten sprechen von einem höchst undurchsichtigen System, einem System aus den 1970er-Jahren, das sehr hierarchisch und länderweise unterschiedlich aufgebaut ist, so komplex, dass eine Offenlegung scheitert - und dessen Offenlegung an der komplexen Struktur scheitert. Schon in den 1990er-Jahren hat die Ärztekammer gegen nähere Einsichtnahme wegen Verletzung des Datenschutzes geklagt.

Zur fehlenden Transparenz tritt eine noch junge Qualitätsdiskussion: Während in Deutschland Leistungsnachweise für die Verteilung der Versichertengelder gefragt sind, wird in Österreich weder über sogenannte Fallzahlen, also wie viele Eingriffe denn überhaupt an einer Station durchgeführt werden, gesprochen, noch über verbrauchte Blutkonservenmengen oder über Sterblichkeitsraten.

Sehr unterschiedliche Verteilung des Geldes

Dass viel Geld auf dem Spiel steht, ist klar, Geld, das auf die medizinischen Fächer sehr unterschiedlich verteilt wird. So profitieren von Sonderklassegebühren vor allem Operationsfächer, aber auch Radiologie und Labor mit kolportierten Spitzeneinkommen bis zu 750.000 Euro brutto für einen Primar. Benachteiligt sind Kinderärzte, Augenärzte und Psychiater.

Im Europavergleich steht das Gros der österreichischen Spitalsärzte, gehaltsmäßig aber nicht obenauf, wie eine KPMG-Studie zeigt. Da liegen sie, besonders jene mit langjähriger Berufserfahrung, etwa Oberärzte, an letzter Stelle von neun Ländern. Die Gehälter der Primarii wurden nicht verglichen.

Eigener Vorschlag der Ärzte

Nachdem das Konzept des Landeshauptmanns von den Ärzten zuletzt abgelehnt wurde, Argument: zwei Drittel der Mediziner wären Verlierer, legen die Ärzte am Samstag einen eigenen Vorschlag vor. Tenor: Kein Zuwachs bei Spitzenverdienern und Umverteilung zu benachteiligten Ärztegruppen. Samstag und Sonntag seien für Verhandlungen reserviert.

Johannes Jetschgo; ooe.ORF.at

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