Ermittlungen nach Missbrauchsvorwürfen

Nach Missbrauchsvorwürfen gegen einen ehemaligen oberösterreichischen Langlauftrainer hat das Landeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen. Das teilte die Polizei am Montag auf APA-Anfrage mit.

Zwei Frauen beschuldigen den Mann, sie in den 1990er Jahren missbraucht zu haben. Sie waren damals erst im Teenageralter. Das Land Oberösterreich hat eine Hotline eingerichtet.

Weitere Frau meldete sich am Montag

Nachdem am Wochenende eine ehemalige oberösterreichische Nachwuchslangläuferin in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ („OÖN“) Missbrauchsvorwürfe gegen einen ihrer damaligen Trainer erhoben hatte, meldete sich am Montag eine weitere Betroffene. In beiden Fällen berichteten die jungen Frauen, sie hätten sich bei Sportveranstaltungen - angeblich mangels eines anderen freien Zimmers - mit einem rund doppelt so alten Trainer ein Doppelbett teilen müssen. Dort sei es dann zu Übergriffen gekommen.

Eine Frau schilderte den „OÖN“ (Sonntag-Ausgabe), sie habe sich bereits Ende 2017 an die vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) betraute Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic und eine Anlaufstelle der Sportunion Oberösterreich gewandt. Ihre E-Mails seien aber zunächst unbeantwortet geblieben. Die Frau, die zum Zeitpunkt des Geschehens 18 Jahre alt gewesen war, wurde von der Polizei aber mittlerweile einvernommen.

„E-Mail nicht an Sportunion OÖ gesandt“

Die Sportunion OÖ widersprach am Montagnachmittag gegenüber dem ORF OÖ, diese besagte E-Mail zugesandt bekommen zu haben. Vielmehr sei diese E-Mail im Spam-Ordner einer externen, ehrenamtlichen Projektmitarbeiterin gelandet und konnte so nicht beantwortet werden. Erst im November 2018 sei man erneut kontaktiert worden und habe unverzüglich Aktionen eingeleitet, so die Sportunion.

„Habe ihm blind vertraut“

Am Montag meldete sich dann eine weitere Frau: Eine ehemalige Nachwuchslangläuferin, die damals erst 15 Jahre alt gewesen war, berichtete, sie habe sich bei einem Trainingskurs ebenfalls ein Zimmer mit dem Trainer teilen müssen. In der Folge sei es zu Übergriffen und schließlich zu einem vier Jahre dauernden Abhängigkeitsverhältnis gekommen. „Er war mein Trainer, ich habe ihm blind vertraut. Ohne ihn wäre meine Karriere als Langläuferin Geschichte gewesen“, wurde die Betroffene zitiert. Sie habe jahrelang geschwiegen. Im Vorjahr habe sie ihr ehemaliger Trainer aber angerufen. „Er sagte mir, dass eine Frau ihn wegen sexueller Übergriffe beschuldigt hat. Wenn mich jemand konfrontiert, soll ich für ihn lügen“, berichtete die ehemalige Langläuferin.

Verdächtiger noch nicht einvernommen

Laut Polizeisprecher David Furtner nahm man aufgrund der medialen Berichterstattung Ermittlungen auf. Auch der für Sport zuständige Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) habe eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Der Verdächtige sei namentlich bekannt, aber - ebenso wie die zweite Betroffene noch nicht einvernommen worden.

Er habe den Dienstgeber des Beschuldigten ersucht, die Vorwürfe dienstrechtlich zu prüfen, teilte Achleiter in einer Presseaussendung mit und stellte klar: „Bei Missbrauchsfällen im Sportbereich gibt es keine Toleranz, sondern umfassende Aufklärung und völlige Transparenz, dazu rasche Hilfe für Betroffene.“

Land OÖ richtete Hotline für Betroffene ein

Das Land Oberösterreich hat im Olympiazentrum Sportland OÖ zudem eine Hotline (0664/600 72 76168) eingerichtet, bei der sich mögliche Betroffene melden können. Im Olympiazentrum stehen Sportlern und Trainern ab sofort zwei fixe Ansprechpartner für das Thema sexueller Gewalt im Sportbereich zur Verfügung. Darüber hinaus sei eine Kooperation mit dem Verein PIA - Prävention, Beratung und Therapie bei sexueller Gewalt vereinbart worden, berichtete Achleitner.

„Glaubhafte Angaben weiterer Langläuferinnen“

Laut dem Zeitungsartikel gibt es glaubhafte Angaben weiterer Langläuferinnen, wonach sie sich in Toiletten eingesperrt hätten, um vor dem betreffenden Trainer in Sicherheit zu sein. Auch von einem unfreiwilligen gemeinsamen Besuch eines Swingerclubs sei die Rede gewesen. Der mutmaßliche Täter - der bis Ende des Vorjahres im Umfeld des Landesskiverbandes Oberösterreich tätig gewesen sein soll - habe sich immer wieder mit jungen Langläuferinnen in Doppelzimmern untergebracht. Zahlreiche Mitwisser hätten jahrelang geschwiegen, so die Zeitung. Nach APA-Informationen soll der Verdächtige auch andere Sportarten als den Langlauf betreut haben.

„Lückenlose Aufklärung“ gefordert

Der Sportsprecher der oberösterreichischen SPÖ, Michael Lindner, verlangte „lückenlose Aufklärung". Es sei beschämend, dass diese furchtbaren Vorfälle so viele Jahre lang vertuscht worden sind“, kritisiert er. „Niemand ist diesen Vorwürfen nachgegangen, auch nicht der oberösterreichische Skiverband. Das ist unglaublich“, so Lindner in einer Aussendung.

Link: