Prozess gegen Hundezüchter vertagt

Ein deutsches Paar, das mit einem Internet-Welpenhandel 270 Käufer um insgesamt 178.000 Euro geschädigt und rund 740 Tiere unter widrigen Bedingungen gehalten haben soll, stand am Dienstag in Linz vor Gericht. Am Abend wurde der Prozess auf 24. Juni vertagt.

Die 52-Jährige und ihr 43-jähriger Mann hatten vorher in Deutschland gelebt, wo die Frau seit 1994 Hunde züchtete. Eine Ausbildung dafür hat sie nicht, „ich habe mir das selbst angeeignet“. Auch damals gab es bereits Ärger mit den Behörden wegen der Haltungsbedingungen, zwei Hausdurchsuchungen und schließlich wurde sogar ein Hundezuchtverbot bzw. ein Haltungsverbot ausgesprochen. Anschließend übersiedelte das Paar in den Bezirk Rohrbach, wo es einen Bauernhof kaufte und weitermachte - „weil ich die Hunde nicht hergeben wollte“, wie sich die Frau vor Gericht rechtfertigte.

Staatsanwalt: Betrug und Tierquälerei

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar schweren und gewerbsmäßigen Betrug und Tierquälerei vor. Die Frau soll sich um die Hunde - vor allem „Schoßhunde“, also kleine Rassen, aber auch Mischlinge - und den Verkauf gekümmert haben. Die Zucht- und Haltungsbedingungen, seien „unterhalb jeder hygienischen, gesundheitlichen und sozialen Anforderung“ gewesen. Der Mann habe in seinem Job als Lkw-Fahrer die Auslieferung übernommen, oft als Sammeltransport, was weiteren Stress für die Tiere bedeutete. Darüber hinaus wird dem Paar angelastet, auch mehrere Pferde nicht adäquat gehalten zu haben.

„2,5 Quadratmeter für ein Tier“

Bei einer Hausdurchsuchung wurden 63 Hunde am Hof gefunden, hochgerechnet habe jeder 2,5 Quadratmeter Platz gehabt, so Staatsanwalt Reinhard Steiner. Ihm zufolge ließen die Angeklagten von Juni 2010 bis September 2013 insgesamt 724 Welpen chippen. 588 Tiere wurden über Internetplattformen großteils ins Ausland verkauft. 270 Käufer seien um insgesamt 278.000 Euro geschädigt worden. Die Tiere seien immer als kerngesund und aus professioneller Eigenzucht stammend beschrieben worden. Oft hätten sie aber an ansteckenden Krankheiten wie Parvovirose, Parasiten oder blutigem Durchfall gelitten.

Schwächliche Mini-Exemplare seien als Spezialrassen und Mischlinge fälschlicherweise als reinrassig ausgegeben, Teile der „Eigenzucht“ aus Tschechien zugekauft worden. 27 Welpen seien kurz nach dem Verkauf gestorben. Dass es nicht mehr waren, sei darauf zurückzuführen, dass die Käufer keine Kosten und Mühen gescheut haben, die Tiere behandeln zu lassen. „Die Angeklagten stellten die Profitgier über das Wohl der Tiere“, fasste Steiner zusammen. Das Geschäft „war auf schnellen Umsatz und Profit ausgelegt“.

Das Paar bekannte sich nicht schuldig. Die Bedingungen seien nicht so schlecht gewesen, erklärte die Frau. „Ein Hund riecht, da kannst du putzen, was du willst.“ Ob ansteckende Krankheiten vorgekommen seien, wollte Vorsitzender Oliver Schoßwohl wissen: „Ich habe nichts bemerkt.“ Ihr Mann will bei der Auslieferung der Tiere auch nichts bemerkt haben. Durchfallerkrankungen hätte als Erster erkennen müssen, wie er sagte: „Ich habe ein Handtuch mitgehabt, da haben sie ihren Haufen drauf gemacht.“

Veterinärmediziner: „Lagermentalität bei den Tieren“

Der veterinärmedizinische Gutachter Reinhard Kaun zeichnete ein düsteres Bild vom Leben der Hunde am Hof der Angeklagten. Er bezeichnete die Stimmung als „Lagermentalität“. Die Immunverstärker, die in großer Menge gefunden wurden, seien durchaus geeignet, die Tiere eine gewisse Zeit - etwa bis zum Verkauf - „im Lot zu halten“. Zwei Drittel der Tiere hätten sich nicht ihrem natürlichen Temperament entsprechend verhalten, berichtete der Sachverständige, „sie sind geduckt herumgeschlichen“.

Am Hof habe es Schimmel gegeben, die Freilandhütten der Hunde seien von der Sauberkeit her „unter jeder Kritik“ und voller von „über lange Zeit angesammeltem Dreck“ gewesen. Sie seien seiner Meinung nach lange nicht gereinigt worden. „Eine Hundezucht in dieser Dimension ist ohne geschulte Hilfskräfte nicht machbar“, ist er überzeugt.

Ähnliche Aussagen der Hundekäufer

Am Nachmittag waren etliche Hundekäufer als Zeugen am Wort. Ihre Aussagen ähnelten einander: Das Geschäft kam über eine Internet-Anzeige zustande. Die Hunde seien als gesund bezeichnet, rasch übergeben und anschließend krank geworden, lautete der Tenor. Einem Schweizer wurde sein Malteser vom Angeklagten aus dessen Lkw heraus gereicht. Sein Eindruck: „Ich hatte das Gefühl, das Tier war arm dran.“ Der Hund habe Durchfall bekommen und sei nach drei oder vier Tagen gestorben, schilderte der Schweizer.

Eine Obduktion ergab Parvovirose und Coli-Keime. Geschädigte, die zum Hof des angeklagten Paares gefahren sind, um ihren Hund abzuholen, sagten, sie seien dort rasch abgefertigt worden. Sie sei gerade aus dem Auto gestiegen, „da hab’ ich die ‚Hexi‘ schon im Arm gehabt“, erzählte eine Käuferin. „In die Welpenstube hat man nicht hineindürfen“, erinnerte sich eine andere.

Eine Frau berichtete, dass sie sich mit der Angeklagten auf halbem Weg getroffen und den Hund von ihr auf einem Parkplatz bekommen habe. „Ich habe es nett gefunden, dass sie uns entgegengefahren ist, es war ein Wintertag und hat geschneit“, sagte sie. Heute sehe sie das freilich anders. Eine weitere Zeugin erzählte, dass bei der Übergabe noch mehrere Welpen im Kofferraum gesessen seien, „ohne Box, ein Hund gehört doch in eine Box, oder?“.

Urteil am Dienstag ungewiss

Er wisse, dass es unseriöse Anbieter gebe, die Tiere billig am Straßenrand verkaufen, sagte ein Mann. „Aber wir haben den Hund in Österreich gekauft und 700 Euro gezahlt, die Frau kam auch seriös herüber“, er habe deshalb nicht damit gerechnet, dass ihm ein krankes Tier verkauft werde. Am Nachmittag war noch eine Reihe weiterer Zeugen vorgesehen. Daher wurde der Prozess am Abend auf den 24. Juni vertagt.

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