Ex-Polizeichef plädiert für „nicht schuldig“

Der ehemalige Direktor der guatemaltekischen Kriminalpolizei, Javier Figueroa, der sich seit Dienstag wegen der Beteiligung an sieben Morden vor dem Landesgericht Ried verantworten muss, hat sich nicht schuldig bekannt.

Es geht um einen Einsatz in der Haftanstalt Pavon. Diese stand unter der Eigenverwaltung der über 1.000 Gefangenen und galt als „Staat im Staat“. Es gab Werkstätten, Geschäfte, Autos usw. Weil bereits in den vorangegangenen Jahren Versuche, die Anstalt wieder unter staatliche Kontrolle zu bringen, gescheitert waren, wurde am 25. September 2006 eine große Aktion mit Hunderten Beteiligten von Polizei, Militär und Strafvollzug gestartet.

Anklage geht von Parallelplan aus

Die Anklage geht davon aus, dass es dabei neben dem offiziellen Einsatzplan noch einen Parallelplan gab, der vorgesehen habe, bestimmte Rädelsführer ausfindig zu machen und aus dem Verkehr zu ziehen. Bei einer Besprechung im Vorfeld sollen Bilder dieser Personen gezeigt worden sein. Die Staatsanwaltschaft wirft Figueroa vor, von diesem Plan gewusst zu haben und ihn durch seine Anwesenheit als Polizeidirektor gefördert zu haben.

Staatsanwaltschaft widerspricht offizieller Version

Die offizielle Version, dass die Häftlinge Widerstand geleistet hätten und im Kampf getötet worden seien, ist für die Staatsanwaltschaft unglaubwürdig. Viele Zeugen hätten ausgesagt, dass einige Einsatzkräfte eine Liste dabeigehabt und nach bestimmten Personen gezielt gesucht hätten. Zudem würde das Muster der Schussverletzungen gegen diese Version sprechen: Demnach sei aus großer Nähe und konzentriert gefeuert worden.

Einige Leichen hätten Fesselspuren aufgewiesen. Die Waffen, die man bei den Gefangenen entdeckt habe, seien teilweise nicht funktionstüchtig gewesen, auch passende Patronenhülsen seien nicht gefunden worden. Fazit der Anklage: „Der Tatort wurde im Nachhinein manipuliert.“ Den Geschworenen wurden zahlreiche Fotos von dem Einsatz in dem Gefängnis gezeigt.

Internationale Ermittler

Die Staatsanwaltschaft Ried beruft sich auch auf eine internationale Sonderstaatsanwaltschaft, die mehrere Verdächtige in diesem Fall verfolgt. Die UNO hat eine eigene Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (CICIG) eingerichtet. Eben weil internationale Ermittler am Werk waren, sei es unglaubwürdig, dass Zeugen beeinflusst worden seien, wie Figueroa behaupte, so die Anklage.

Figueroa sitzt nun seit Dezember 2011 in Untersuchungshaft. „Weil er überzeugt ist, dass an seinen Händen kein Blut klebt, konnte er diese Zeit gut überstehen“, so der Verteidiger. Sein ältester Sohn, Figueroas Frau und seine drei Kinder leben nach wie vor in Österreich, hätte allerdings sehr darunter gelitten.

Figueroa habe auch für Reformen gesorgt

Der Anwalt erklärte, Figueroa habe als studierter Arzt für seinen Freund, den Polizeidirektor, das Gesundheitswesen in der Polizei analysiert. Er habe u.a. einen Notruf eingerichtet und etliche Reformen auf den Weg gebracht. Dann sei ihm sogar der Posten des Subdirektors für die Kriminalpolizei angetragen worden. Aber durch sein Engagement gegen die Korruption und Drogenschmuggel habe er sich viele Feinde gemacht und schließlich sogar aus politischen Gründen flüchten müssen.

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