Komponist Balduin Sulzer gestorben

Der Komponist, Musikpädagoge und Pater des Zisterzienserstiftes Wilhering, Balduin Sulzer, ist in der Nacht auf Mittwoch 87-jährig gestorben. Sulzers Werkverzeichnis umfasst rund 420 Titel.

Balduin Sulzer wurde 1932 in Großraming (Bezirk Steyr-Land) geboren. Im Alter von zehn Jahren kam er nach Linz und besuchte dort das Gymnasium. Er sang als Ministrant im Linzer Dom in der „Domschola“ unter Domkapellmeister Josef Kronsteiner. Nach der Matura schloss er sich 1949 der Ordensgemeinschaft der Zisterzienser im Stift Wilhering an.

In Linz, Rom und Wien studiert

Sulzer begann seine philosophisch-theologischen Studien in Linz und Rom sowie ein Studium des Lehrfachs Geschichte an der Universität Wien. Er absolvierte eine musikalische Ausbildung am Brucknerkonservatorium in Linz, an der päpstlichen Hochschule für Kirchenmusik in Rom und an der Wiener Musikhochschule, unter anderem bei Hans Gillesberger.

Balduin Sulzer

Reinhard Winkler

Balduin Sulzer war nicht nur als Komponist und Musiker hoch angesehen, sondern auch als humorvoller und herzlicher Mensch beliebt

1955 wurde Sulzer zum Priester geweiht. Mehrere Jahre arbeitete er als Musikpädagoge an diversen Gymnasien, dann als Korrepetitor am Linzer Brucknerkonservatorium und als Domkapellmeister. Franz Welser-Möst studierte bei Sulzer, der Tenor Kurt Azesberger sowie die Sopranistin Anna Maria Pammer waren ebenfalls seine Schüler.

Berühmte Schüler

In seinem Auftreten zeichnete sich der Meister mit der charakteristischen Frisur durch Bescheidenheit und Humor aus: Er habe viele seiner Schüler gelobt, dass aus ihnen etwas geworden sei, obwohl sie bei ihm in die Schule gegangen seien. „Ich weiß nicht, ob ich ein idealer Lehrer im Sinne des Bundesministeriums war. Ich habe sehr viel in improvisatorischer Art gemacht, sowohl in der Musik als auch in anderen Fächern.“

Gründer des Linzer Musikgymnasiums

Sulzer war Gründer und musikalischer Leiter des Linzer Musikgymnasiums, wo er von 1974 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 blieb. Balduin Sulzer lebte und arbeitete im Stift Wilhering, wo er auch als Stiftskapellmeister tätig war.

Mit vielen Preisen ausgezeichnet

Sulzers Werkverzeichnis umfasst rund 420 Titel, darunter drei Opern, neun Symphonien, eine Passion, zwölf Instrumental-Konzerte, Klavier- und Kammermusik, Lieder und Chormusik. Exemplarische Aufführungen gab es u. a. mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Sendai Philharmonic Orchestra, den Philharmonischen Orchestern von Kiel und Erfurt, dem Kammerorchester Stockholm, dem Brünner Kammerorchester, dem Bruckner Orchester Linz und dem Wiener Kammerorchester.

Für sein kompositorisches Schaffen und seine pädagogische Tätigkeit erhielt Sulzer zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Würdigungspreis der Republik Österreich. Zuletzt wurde ihm - sichtlich bewegt und unter Standing Ovations des Publikums - im Rahmen der Eröffnung des Brucknerfestes 2017 der Ehrenring des Linzer Brucknerhauses überreicht.

Stelzer: Großer Verlust für Kulturland

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) spricht von einem großen Verlust für das Kulturland Oberösterreich und würdigt Sulzer als eine prägende, in jeder Hinsicht inspirierende Persönlichkeit des zeitgenössischen Musiklebens Oberösterreichs. Er hinterlasse nicht nur sein umfassendes und unvergleichliches Werk, sondern er habe auch Generationen von Schülerinnen und Schülern als engagierter Musikerzieher geprägt.

Auch das Bruckner Orchester Linz trauert. In einer Aussendung heißt es, dass erst die Zeit beweisen müsse, ob ein Musikleben in Oberösterreich ohne Balduin Sulzer überhaupt denkbar ist. Auf alle Fälle wird es ein völlig anderes. Das Bruckner Orchester führte immer wieder Werke aus Sulzers Feder auf. Darunter drei Opern, viele Sinfonien und Orchesterwerke.