Seen zu sauber für die Fische

Seitdem kaum mehr verschmutztes Wasser in die Seen fließt, ist der Fischbestand zum Teil deutlich zurückgegangen. Wo früher noch 20 Kilogramm Fisch pro Hektar Seefläche gefangen wurden, ist die Zahl auf fünf bis zehn Kilogramm gesunken.

Ungeklärt und ungefiltert wurde jahrzehntelang jedes Abwasser in Flüsse und Seen geleitet. In den 1960er und 1970er Jahren wurde oft über Umweltkatastrophen und Fischsterben berichtet, erst in den 1980er Jahren begann das große Umdenken. Dass mit dem Abwasser aber nicht nur Umweltgifte, sondern auch viele Nährstoffe in die Gewässer gelangten und damit oft der Fischbestand sprunghaft anwuchs, ist nur wenigen bekannt.

Überfluss an Nährstoffen

Bevor fast nur mehr geklärtes Wasser in die Seen gelangte, war auch der Anteil der Phosphate im Wasser sehr hoch. Das führte in vielen Fällen zu ungebremstem Algenwachstum und unerfreulichen Nebenerscheinungen wie Sauerstoffmangel im Wasser und Fischsterben. Wo die Folgen aber nicht so dramatisch negativ waren, stellte sich zumindest für die Fischer eine erfreuliche Entwicklung ein: Es gab immer mehr Fische, und deren Wachstum war beschleunigt.

Fische wachsen langsamer

Zu den beliebtesten Speisefischen aus Oberösterreichs Seen gehört die Reinanke. In Zeiten ungezügelter Wasserverschmutzung waren die Tiere nach drei bis vier Jahren fangreif, inzwischen dauert es fünf bis sechs Jahre.

Hubert Gassner

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Limnologe Hubert Gassner: „Die Seen sind regelrecht gedüngt worden“

Der Limnologe Hubert Gassner vom Bundesamt für Wasserwirtschaft am Mondsee erklärt die Entwicklung so: „Mit dem ungereinigten Abwasser wurden sehr viele Nährstoffe in die Seen gebracht. Die Seen sind dadurch regelrecht gedüngt worden.“ Ähnlich wie man auf einer gedüngten Wiese mehr Kühe ernähren könne, so Gassner, ernähre ein gedüngter See auch mehr Fische. Nachdem die künstliche Nahrungszufuhr durch das in Kläranalgen gereinigte Wasser wieder beendet wurde, sind die Fischzahlen auf das natürlich „normale“ Niveau der Zeit vor den 1950er Jahren zurückgegangen.

Fischer am Attersee

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Wegen seiner Größe ist der Attersee von dieser Entwicklung nicht so betroffen

Die Unterschiede beim Fischbestand sind keineswegs marginal. Wo in den 1970er Jahren noch 20 Kilogramm Fisch pro Hektar Seefläche gefangen wurden, ist die Zahl inzwischen auf fünf bis zehn Kilogramm zurückgegangen. Allerdings ist diese Entwicklung nicht in allen Seen gleich. Beim Attersee haben sich die Zahlen nicht so verändert, weil in den sehr großen Seen die Überdüngung nie so sehr zum Problem geworden wäre, weil sie „größere Puffer“ hätten, so Gassner: „Beim Attersee kommt noch hinzu, dass er kleinere Seen wie Klärbecken vorgeschaltet hat, die die Nährstoffe schon herausgefiltert haben.“

Badesee

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Der Fremdenverkehr ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor an den Seen

An einen Rückbau der Kläranlagen auf ihr ursprüngliches Niveau denkt aber niemand. Nicht zuletzt deshalb, weil die Seen zu den beliebtesten und wichtigsten Fremdenverkehrsgebieten gehören, vor allem wegen der meist ausgezeichneten Wasserqualität.

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