Maler Gunter Damisch tot: ein Nachruf
Gunter Damisch war einer der wichtigsten Künstler seiner Generation. Der international renommierte, meist als Maler und Grafiker Vorgestellte, hinterlässt ein Werk, das sich vom Holzschnitt zur Malerei, von der Keramik zur Metallskulptur erstreckt.
Zeit Kunst NÖ/ Christoph Fuchs
Professor an der Akademie der bildenden Künste
Er war in den großen Museen zu Hause und bedachte dennoch fast jährlich auch Oberösterreich mit Ausstellungen, gerne im Sommer in Gmunden. 1998 erhält der vielfach Ausgezeichnete Oberösterreichs Landeskulturpreis für Grafik, im selben Jahr übernimmt er in Wien an der Akademie eine Professorenstelle. Und er wird zu einem angesehenen und beliebten Lehrer, die oberösterreichischen Künstlerinnen Bettina Patermo oder Lena Göbel kommen aus seiner Klasse.
APA/Georg Hochmuth
Damisch hatte das Stiftergymnasium in Linz absolviert, dann in den 80ern die Free Jazz Musikcombo „Molto Brutto“ gegründet und dann ab 1985 nach ersten Werkpräsentationen in der damaligen Neuen Galerie in Linz und bei der Biennale von Sao Paulo einen steilen Aufstieg erlebt. Er war der Jüngste in der legendären Gruppe der Neuen Wilden, jener österreichischen Malerrichtung, die nach Konzept und Theorie in der Kunst wieder Farbe und Figürlichkeit praktizierte.
Zwischen Abstraktion und Figur
Gunter Damischs Bilder liegen zwischen Abstraktion und Figur. Es war ihm wichtig, immer wieder nach der Natur zu arbeiten. Es sind oft gewaltige Schöpfungen, betitelt als „Weltwegdichte“ oder „Aufwärtsweltwegfließen“, die Peter Baum damals als "kosmische Rebellion“ bezeichnet hat, was Gunter Damisch jedenfalls gleichermaßen als Bild- wie als Sprachschöpfer ausweist. „Flämmler“ nannte er seine Figuren, die tausendfach die Bilder bevölkern und quasi Erinnerung an die Stellung des Menschen zwischen Makro und Mikrokosmos, Weltall und Zellstruktur sind.
Im Interview mit ORF OÖ Chefredakteur Johannes Jetschgo: Die Spannung zwischen zwischen Natur und kühler Technik
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„Wir sind alle ersetzbare Spielfiguren“
Bei einem unserer letzten Interviews, es war anlässlich der großen Ausstellung in der Wiener Albertina, als er in seiner Grafik neue Türen öffnete, meinte er „es ist das eine verletzende Wahrnehmung, dass wir alle ersetzbar sind, dass wir in einer extrem auf das Individuum abzielenden Kultur gleichzeitig unterbewusst wissen, dass wir eine von unglaublich vielen Spielfiguren sind“.
Gunter Damisch, der schon mit 24 Jahren von seiner Kunst leben konnte, traf das Lebensgefühl vieler Zeitgenossen, das ist ein Teil seines Erfolgs.
Immer in Verbindung zur Natur
In einer der ersten Veranstaltungen des „Treffpunkt Kunst“ war er bereits im Jahr 2002 Gast im ORF OÖ. Mit seinem Wohnsitz Freydegg an der Ybbs ist er seinem Ursprung immer nahe geblieben, ein leidenschaftlicher Gärtner, der in seiner Kunst immer wieder Anleihe in der Natur nimmt. Gunter Damisch war als Künstler Universalist. Dass er in seiner jüngsten Ausstellung vor wenigen Wochen Arbeiten aus seiner Frühzeit zeigte, mochte vorausweisen darauf, dass sich der Kreis schließt.
Ein Nachruf von Johannes Jetschgo