Kritik an Großraumzelten an Grenze

Seit Donnerstag ist bekannt, wo die Polizei Zelte für Flüchtlinge aufstellen will - in Kollerschlag, Braunau und Schärding. Nun regt sich bereits Widerstand in den Gemeinden.

In Kollerschlag äußert man sich kritisch, dass der 1.500-Einwohner-Ort zum Hotspot werde. Der Bürgermeister von Schärding wendet sich in einem offenen Brief an Polizei und Politik und betont im Namen des Gemeinderates, dass man diese beheizbaren Zelte, die als Unterstände für wartende Flüchtlinge dienen sollen, vehement ablehne.

„Kommen schon jetzt Verpflichtungen nach“

Der Schärdinger Bürgermeister Franz Angerer (ÖVP) verweist darauf, dass die Resolution gegen die Errichtung des Zeltes von allen Parteien im Gemeinderat - ÖVP, SPÖ und FPÖ - einstimmig angenommen worden sei. Er erklärt, dass die Schärdinger ihren humanitären Verpflichtungen bereits jetzt nachkommen, zum Beispiel mit einem wintertauglichen Notquartier für mehrere Hundert Menschen in einem ehemaligen Pflegeheim sowie mit weiteren Quartieren.

„Sterben der Schärdinger Wirtschaft droht“

Sollte Schärding nun aber Standort für eines der drei großen Zelte werden, drohe ein Sterben der Schärdinger Wirtschaft. Die Gemeinderatsfraktionen begründen das damit, dass die Flüchtlinge schon jetzt durch die Innenstadt ziehen würden und die Betriebe schon jetzt besorgniserregende Umsatzeinbußen beklagen. Eine Steigerung würde, so heißt es in der Resolution, zu einem wirtschaftlichen Kollaps führen. Zudem sorgen sich die Gemeinderäte um den Tourismus in Schärding und verweisen darauf, dass die Stadt erst 2013 durch das Hochwasser einen schweren wirtschaftlichen Schaden erlitten hat. Schließlich betonen sie, das bisherige Engagement für Flüchtlinge fortführen zu wollen - das geplante Zelt aber mit Vehemenz abzulehnen.

„Man ist irgendwie enttäuscht“

In Kollerschlag im Bezirk Rohrbach wird ebenfalls eines dieser beheizbaren Zelte stehen - es soll noch am Freitag aufgebaut werden. Erfreut ist man darüber nicht, sagt Amtsleiter Heinz Lorenz: „Man ist irgendwo enttäuscht, dass man sich als Gemeinde eigentlich gar nicht einbringen kann. Weil es ist eigentlich nicht Sinn und Zweck gewesen, dass wir hier in Rohrbach der Hotspot an der Grenze werden.“

Rotes Kreuz braucht zusätzliche Mitarbeiter

Auch die Einsatzorganisationen müssen sich auf die neue Situation einstellen. Das Rote Kreuz Rohrbach zum Beispiel muss zusätzliche Mitarbeiter einstellen, um die Betreuung der Flüchtlinge auch im Zelt aufrechterhalten zu können.

„Situation ruhiger als zuletzt“

An den Grenzübergängen zu Deutschland sei die Flüchtlingssituation ruhiger als zuletzt gewesen, berichtet die Polizei aus dem Inn- und Mühlviertel am Freitag. Schon gegen 21.00 Uhr durften etwa in Passau-Achleiten die letzten Flüchtlinge nach Deutschland. In Wegscheid wurden gegen 3.00 Uhr die letzten Flüchtlinge in Unterkünfte gebracht.

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