Stahlproduktion könnte verschwinden

Die Stahlbranche befürchtet, dass langfristig ein Großteil der Produktion aus Europa verschwinden wird. Hauptgründe sind die hohen Energiekosten und hohe Ausgaben für den CO2-Zertifikate-Handel.

Das sagte Wolfgang Eder, Vorstandschef des österreichischen Konzerns Voestalpine und Präsident des Weltstahlverbandes, dem „Tagesspiegel“ (Montagausgabe).

Eder: „Wohl kein neuer Hochhofen in Europa“

„Ich schätze, etwa 60 Prozent der Stahlerzeugung in Europa werden wir aus Kostengründen langfristig verlieren. Hier wird es nur noch industrielles High-Tech geben können.“ Eder weiter: „Ein neuer Hochofen wird in Europa wohl nicht mehr gebaut werden, die sich schon sehr konkret abzeichnenden Rahmenbedingungen lassen das einfach nicht zu.“ Auch die Voest muss in einigen Jahren über den Bau eines neuen Hochofens entscheiden.

Die Verringerung des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2030 und um 85 Prozent bis 2050 seien Ziele, die mit der heutigen Technologie im Stahl nicht zu erreichen seien. Die Stahlbranche kämpft bereits seit längerem mit sinkenden Preisen und Überkapazitäten. Eder hatte im September gesagt, von möglichen Kapazitätsanpassungen könnten bis zu 70.000 der europaweit noch rund 350.000 Stahl-Beschäftigten betroffen sein.

Chinesischer Stahl um 15 bis 20 Prozent billiger

Derzeit würden in Europa Stahlimporte aus China angeboten, deren Preise zwischen 15 und 20 Prozent unter den Preisen europäischer Hersteller lägen, hatte Eder gesagt. In der Branche drohe ein massiver Preiskampf. Betroffen davon seien vor allem die Hersteller technologisch einfacher Stahlprodukte.