Hochwasser: Pegel sinken langsam

Die Pegel vieler Flüsse in Oberösterreich gehen zurück. Ganz aufatmen können die Menschen aber noch nicht, vor allem nicht in Grein. Dort schwappt die Donau leicht über den Damm, der bis zu einem Pegelstand von 15 Metern Schutz bietet. Einige Ortschaften mussten am Dienstag evakuiert werden. In Schärding begannen die Aufräumarbeiten.

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„Auch wenn es kritisch ist, es sollte sich ausgehen“, sagte der Bürgermeister von Grein. In der Stadtgemeinde an der Donau hoffen die Menschen noch, dass sie glimpflich davonkommen. Die Wassermengen, die Dienstagnachmittag vereinzelt überschwappten, konnten noch gut weggepumpt werden, hieß es.

Goldwörth zur Gänze unter Wasser

Dramatisch war die Situation am Dienstag in den Gemeinden Goldwörth, Feldkirchen und Walding. Menschen mussten mit Hubschraubern und Zillen in Sicherheit gebracht werden. Am Dienstagvormittag begann die Rettung von rund 250 Personen in Goldwörth.

„Frauen mit Kindern brachen in Tränen aus“

Hubschrauberpilot Klaus Jäger sagte: „Wir haben die Personen auf den Dächern gesehen, wir haben Personen in den Städten gesehen, die komplett versunken waren. Manche haben wir selbst rausfliegen können, andere wurden von der Feuerwehr geborgen. Wir haben Frauen mit Kleinkindern geborgen, die in Tränen ausgebrochen sind, weil sie einfach glücklich waren, in Sicherheit gebracht zu werden.“

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Schäden in Schärding sind enorm

Der Pegelstand des Inn ist bereits stark zurückgegangen. Aufräumen hieß es daher am Dienstag in der Innviertler Barockstadt Schärding. Die Schäden sind enorm. So ist laut dem Bürgermeister nicht klar, ob die alte Inn-Brücke nach Bayern schon früher als geplant völlig saniert werden muss.

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Frau in Gramastetten vermisst

Unterdessen wird in Gramastetten im Mühlviertel nach einer jungen Frau gesucht. Sie ist am Wochenende noch bei einem Fest gewesen. Laut Feuerwehr und Polizei könne nicht ausgeschlossen werden, dass die 20-Jährige in den Rodl-Fluss gestürzt ist - 20-jährige Gramastettnerin abgängig.

Rettung mit Booten und Hubschraubern

In Walding warteten Menschen teilweise auf den Dächern stehend auf ihre Rettung. Weite Teile dieser Gemeinden sind unter Wasser, die Feuerwehr kommt nur mit Booten zu den Einsatzorten. Bei der Evakuierung waren auch Hubschrauber im Einsatz, unter anderen wurde auch eine junge Mutter mit ihrem neun Monate alten Kind in Sicherheit gebracht.

Damm in Ottensheim wird halten

Eine der größten Herausforderungen war Dienstagfrüh der Donau-Damm im Bereich der Schlossgründe in Ottensheim. Geologen und Geotechniker waren im Einsatz, um die Lage einzuschätzen. Seit Montag arbeitete man in diesen Orten auch fieberhaft an Sicherungsmaßnahmen. Tausende Sandsäcke wurden von den Feuerwehren ausgelegt, um den Damm zu sichern. Laut Sachverständigen dürfte der Damm halten.

Trinkwasser sollte abgekocht werden

Die Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung empfiehlt nach Rücksprache mit dem Amtsarzt, das Leitungswasser in Ottensheim vor dem Trinken abzukochen. Derzeit könne die Gemeinde keine gesicherten Auskünfte zur Wasserqualität geben, das Ganze sei eine Vorsichtsmaßnahme, um jegliches Risiko auszuschließen.

Schwierige Situation in Enns

Schwierig war die Situation am Dienstag auch in Enns. Roland Schlucker, der Kommandant der Feuerwehr, sagte, in den Ortschaften Enghagen und Kronau habe sich die Situation für die Bewohner zugespitzt: „Zurzeit versorgen wir die Eingeschlossenen mit Essen und Trinkwasser mittels Booten. Außerdem müssen wir einen Damm halten. Wir haben zirka 30 Personen in Sicherheit bringen müssen. Rund 80 Prozent der Bewohner sind aber noch im ersten Stock und müssen mittels Booten versorgt werden.“

ORF-Redakteur Patrick Steinbock im Gespräch mit Roland Schlucker:

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Bangen in Grein

In Grein wurde mit dem Scheitelwert der Donau am Dienstagabend gerechnet. Nach letzten Berechnungen der Hydrologen könnte der 15 Meter hohe mobile Hochwasserschutzdamm in diesem Bereich aber knapp nicht ausreichen. Dienstagnachmittag wurde in Grein ein Maximalpegel von 14,96 Metern gemessen, damit blieb der Fluss nur wenige Zentimeter unter der Oberkante des Dammes.

Markus Haider vom Hydrographischen Dienst des Landes rechnete in Grein mit einem weiteren Anstieg der Donau um 30 bis 40 Zentimeter. Damit wären aber die größten Wassermassen der Donau durch Oberösterreich geflossen: „Geringfügige Schwankungen sind noch möglich, in Linz zum Beispiel sind die Wasserstände aber seit Stunden gleich, ebenso in Mauthausen. Es geht nur mehr um wenige Zentimeter.“

Saxendorf musste evakuiert werden

Im Machland spitzte sich die Situation zu Mittag auch in Saxen zu. Die Ortschaft Saxendorf musste evakuiert werden, denn dort droht eventuell ein Damm zu brechen. Die Wassermassen sind bereits übergeschwappt. Zehn Häuser wurden geräumt.

Vorsichtsmaßnahmen in der voest

Probleme bereitet das Hochwasser auch in der voest. Dort ist die Lage zwar unter Kontrolle, der Pegelstand liegt etwa 20 Zentimeter unter der kritischen Marke. Dennoch wurde der Betrieb als Vorsichtsmaßnahme vorsichtig heruntergefahren, es gibt Probleme mit der Energieversorgung. Noch ist nicht abschätzbar, wie lange diese Situation andauern wird. Da sich die Situation am Vormittag besserte und die Pegel etwas zurückgingen, musste die Produktion nicht zurückgefahren werden. Es seien reine Vorsichtsmaßnahmen gewesen, betonte Pressesprecher Peter Felsbach - mehr dazu in Hochwasser: Probleme für Energieversorger.

Donauufer in Linz bei Hochwasser

mariokienberger.at

Am Dienstagvormittag zeigte der Pegelstand der Donau in Linz erste Anzeichen eines Rückgangs. In der Landeshauptstadt richtete das Hochwasser einige zum Teil beträchtliche Schäden an, die große Katastrophe blieb aber aus.

Dieses Video aus dem Lentos Kunstmuseum Linz zeigt die Lage von Montagnachmittag:

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Während das Kunstmuseum Lentos den Hochwasserfluten tapfer trotzt und auch die Gefahr im Ars Electronica Center derzeit unter Kontrolle ist, steht es um eine andere Kultureinrichtung in Linz eher schlecht. Das Atelierhaus Salzamt - gelegen direkt an der Donau - steht unter Wasser. Die Mitarbeiter und die Künstler mussten das Gebäude verlassen. Das genaue Schadensausmaß im Atelierhaus Salzamt sei derzeit noch nicht einschätzbar, so Stieber.

ORF-Redakteurin Katharina Maurer im Gespräch mit dem Kulturdirektor der Stadt Linz, Julius Stieber:

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Lage im Salzkammergut entspannt sich

Im Salzkammergut entspannte sich langsam die Lage, auch wenn es dort lokal immer noch Überschwemmungen gibt, vor allem im Bereich Gmunden, Ebensee und Traunkirchen. Schwierigkeiten gab es im Salzkammergut noch mit den Verkehrsverbindungen.

Schwere Schäden in Ebensee

Besonders schlimm hatte es die Ebenseer Ortsteile Rindbach und Seewinkel erwischt. Sie waren mit Autos nicht mehr erreichbar, da teilweise ganze Straßen weggeschwemmt wurden. Lediglich für Unimog-Fahrzeuge des Bundesheeres war die Zufahrt noch möglich. Man war bereits damit beschäftigt, Notstraßen zu errichten, bis die alten Straßen wieder aufgebaut seien, werde es jedoch Wochen dauern, so der Pressesprecher der Feuerwehr Ebensee, Sebastian Heissl.

Wie am Dienstag bekanntwurde, kam es in der Nacht auf Montag zu spektakulären Lebensrettungen. Zwei Einwohner von Rindbach hatten einen Herzinfarkt bzw. einen epileptischen Anfall erlitten. Sie wurden in einer Rettungsaktion zuerst mit einem Bundesheer-Unimog geholt und dann zwischen Ebensee und Bad Ischl dem Notarzt übergeben.

50 Häuser standen am Dienstag weiterhin bis zu eineinhalb Meter unter Wasser, betroffen war unter anderem auch der Ortsteil Pfaffing. Die Bewohner der Häuser kamen in einem Hotel oder bei Verwandten unter. In mehreren Ortsteilen war die Trinkwasserversorgung unterbrochen, die Menschen mussten deshalb von den Einsatzkräften des Bundesheeres und der Feuerwehr mit Wasserflaschen versorgt werden. Auch ein großer Lebensmitteldiskonter wurde völlig überschwemmt.

Hilfe des Bundesheeres

Das Bundesheer stellte bereits rund 850 Mann für die Hochwasserhilfe bereit, darunter auch Mitglieder des Jägerbataillons, das eigentlich an einer internationalen Übung hätte teilnehmen sollen.

Pühringer: Kritik an Prognosen

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) äußerte sich am Dienstag zur Kritik an den Prognosen: „Ich kann nicht beurteilen, ob es absehbar gewesen wäre. Wir haben eine gegenüber den Prognosen deutlich erhöhte Wasserzufuhr, vor allem aus Deutschland herein. Ich kann nur sagen, dass unsere Mitarbeiter bemüht sind, Tag und Nacht – sie haben die ganze Nacht durchgearbeitet – um alle Werte aufzunehmen. Offensichtlich gibt es in Deutschland eine Entwicklung, die auch dort nicht in dem Ausmaß eingeschätzt wurde.“

Die Hochwasserschutzmaßnahmen müsse man nicht völlig neu überdenken, denn der Machland-Damm habe „in Summe, wenn man von Grein absieht, eine ausgezeichnete Wirkung gezeigt, wenn man die Lage in Mauthausen mit der beim letzten Hochwasser vergleicht". Man habe aber immer gewusst, dass es keinen hundertprozentigen Schutz geben könne, weil das technisch, statisch und aus Platzgründen an manchen Orten einfach nicht möglich sei, so Pühringer.

Verkehrsbehinderungen

Die Hochwassersituation in Oberösterreich sorgt für eine Reihe von Straßensperren und Verkehrsbehinderungen auf Straße und Bahn - mehr dazu in Verkehrsbehinderungen durch Hochwasser.

Schüler weiterhin entschuldigt

Die oberösterreichischen Schüler sind weiterhin entschuldigt, wenn ihr Schulweg unterbrochen oder zu gefährlich ist. Das teilte der Landesschulrat am Dienstag mit. Etliche Kinder und Jugendliche haben bisher davon Gebrauch gemacht, auch einige Lehrer konnten hochwasserbedingt nicht zum Unterricht erscheinen. In den am stärksten betroffenen Gebieten waren am Dienstag zahlreiche Schulen nach wie vor zu.

Notrufe über „Euro-Notruf 112“ immer möglich

Aufgrund des Hochwassers wurde in einigen Katastrophengebieten die kommunale Stromversorgung eingeschränkt bzw. abgeschaltet. Davon sind auch Mobilfunkstationen betroffen. Wenn das Handy am Display „Nur Notrufe möglich“ anzeigt, ist das Heimnetz ausgefallen, und es kann mittels Notruf 112 über ein Fremdnetz ein Hilferuf abgesetzt werden. Voraussetzung ist natürlich, dass zumindest eine aktive Station, von welchem Betreiber auch immer, erreichbar ist.

Hilfe für die Opfer

Pühringer hatte bereits am Sonntag den Hochwasseropfern Hilfe zugesagt. Der Katastrophenfonds werde sofort aktiviert: „Das muss man außerhalb des Budgets machen. Dieses Geld muss man zur Verfügung stellen.“ Eine Schätzung über die Höhe der Schäden gibt es noch nicht. Derzeit sehe es aber so aus, als würde der Schaden geringer als 2002 ausfallen. Die Landesregierung verspricht indes rasche und unbürokratische Hilfe. Betroffene sollen sich an die Gemeindeämter wenden - mehr dazu in Hochwasser: Pühringer sagt Opfern Hilfe zu.

Freiwillige Helfer dringend benötigt

4.000 Feuerwehrleute, 800 Rotkreuz-Mitarbeiter, 750 Polizisten und zahlreiche Bundesheersoldaten sind seit Sonntag im Hochwassereinsatz. Wo die Pegel zurückgehen, wird das Ausmaß des Schadens sichtbar. Nun geht es darum, den Hochwasseropfern bei den Aufräumarbeiten zu helfen.

Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SPÖ) appelliert: „Wir haben zurzeit dringende Hilfsansuchen aus Steyr und aus Schärding. Das sind die zwei Gemeinden, in denen dringendste Wünsche bestehen, dass Freiwillige helfen. Es kann nicht genug helfende Hände einfacher Art geben. Da muss man kein ausgebildetes Organ der Hilfe sein wie Feuerwehr oder Rotes Kreuz. Da reicht es, wenn man weiß, wie man mit einem Kübel, Besen oder Fetzen umgeht. Es gibt zwei Möglichkeiten, sich über Internet zu erkundigen. Das eine ist das Team Österreich, das andere ist das Unabhängige Landesfreiwilligenzentrum.“

Hilfe für Unternehmen

Die Hochwasserkatastrophe trifft auch viele Betriebe in Oberösterreich hart. Das Ausmaß der durch die Flutwellen entstandenen Schäden ist noch nicht abschätzbar. Für unverschuldet in Not geratene Unternehmen startet die Wirtschaftskammer Oberösterreich eine Hilfsaktion zur Aufarbeitung der Schäden und für den Wiederaufbau. Hochwassergeschädigte Unternehmen können sich an die Wirtschaftskammer wenden und erhalten dort Informationen über finanzielle Hilfsmöglichkeiten, zu Dienstnehmerfragen wie Arbeitsverhinderung und zur Regelung für die Zeit eines Betriebsstillstandes.

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