Neue Ausstellungen in KZ-Gedenkstätte

In Österreichs größter Gedenkstätte, dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen im Bezirk Perg, werden am Sonntag zwei neue Dauerausstellungen und ein neuer Gedenkraum eröffnet.

Es sind dies erste sichtbare Ergebnisse der Neugestaltung der Gedenkstätte, deren Umsetzung bis 2018 in mehreren Phasen erfolgen soll. Man habe eine „große Verantwortung und Verpflichtung“ als die Generation, die die Aufgabe von den Überlebenden übernehmen müsse, an die Gräueltaten zu erinnern, betonte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einem Hintergrundgespräch Dienstagabend.

Eröffnung am Jahrestag der Befreiung

Die Neueröffnung habe man bewusst auf den 5. Mai, den Jahrestag der Befreiung des KZ, gelegt. Man setze einen „Meilenstein“ zur Aufarbeitung unserer Geschichte. Mauthausen sei heute ein Ort der Erinnerung, Mahnmal, Friedhof und Museum. Weiterentwicklung sei notwendig, „um dem Anspruch der Zeit gerecht zu werden“, erklärte Mikl-Leitner. Seit 2008 seien Experten mit den Neuerungen beschäftigt.

Reviergebäude

BM.I/Stephan Matyus

Reviergebäude

Krankenrevier komplett saniert

Das ehemalige Krankenrevier und heutige Museumsgebäude ist komplett saniert worden - und zwar so, dass die Originalstruktur wieder sichtbar sei, wie Barbara Glück, Gesamtleiterin der Neugestaltung, erläuterte.

Mehr als 100 Originalobjekte sollen die Geschichte des Lagers näherbringen, außerdem kommen in circa 30 Video- und Audiointerviews Zeitzeugen zu Wort. Es gehe um Weitergabe, meinte die Ministerin. Diese Interviews werde es auch dann noch geben, wenn keine Überlebenden mehr am Leben sind.

Reviergebäude

BM.I/Stephan Matyus

Überblicksausstellung

Zunächst gibt es im sanierten Museumsgebäude eine neue Überblicksausstellung mit dem Titel „Das Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945“. Die Ausstellung „Der Tatort Mauthausen - eine Spurensuche“ widmet sich dem Thema Massenmord und stellt eine Art Vorbereitung auf die Tötungsbereiche im Keller dar, erklärte Glück. Die Gaskammer wird künftig nicht mehr begehbar sein.

Auf dem Weg durch den Keller komme man in den „Raum der Namen“, wo alle namentlich bekannten im KZ Mauthausen/Gusen Verstorbenen aufgelistet sind. Die über 81.000 Namen sind in zufälliger Reihenfolge auf Glasplatten gedruckt, weiters kann in Gedenkbüchern gezielt nach alphabetisch geordneten Namen gesucht werden. An der über sechsjährigen Forschung seien mehr als 40 Nationen beteiligt gewesen, die Namen auch in der Originalschreibweise zu rekonstruieren.

Mauthausen als Teil einer Großmaschinerie

Der Historiker und wissenschaftliche Leiter Bertrand Perz unterstrich, dass die letzte Überblicksausstellung 1970 eröffnet wurde, nun sei man am letzten Forschungsstand. Es sei wichtig zu zeigen, dass Mauthausen nicht isoliert, sondern Teil einer „Großmaschinerie“ gewesen sei. Auch müsse man Mauthausen als Lagerkomplex vermitteln, bisher sei etwa Gusen zu kurz gekommen, obwohl dort mehr Menschen ums Leben kamen als im „Stammlager“. Ein Fokus liegt laut Perz auch auf der Frage, was das Lager für den Alltag der Häftlinge bedeutete, weshalb man stark auf Interviews und persönliche Gegenstände setze.

Schild "Zur Todesstiege"

Albert Lichtblau

Schild „Zur Todesstiege“

30 Überlebende bei Eröffnungsfeier

Glück hob auch die internationale Bedeutung der Gedenkstätte hervor: Die Häftlinge stammten aus rund 50 Nationen, und heute komme etwa die Hälfte der knapp 200.000 jährlichen Besucher aus dem Ausland. Bei der Eröffnungsfeier am Sonntag werden rund 30 Überlebende aus verschiedenen Ländern und höchstrangige Staatsgäste erwartet.

KZ Mauthausen bei Linz an der Donau.

Gerald Lehner / imschatten.org

Mit dem Projekt, das ca. 1,7 Mio. Euro kostet, ist die Neugestaltung aber nicht zu Ende. Die Gedenkstätte müsse immer weiterentwickelt werden, „dieser Ort darf nie stehen bleiben“, meinte Glück. Im Laufe der Jahre wolle man weitere Ausstellungen entwickeln, ein großes Anliegen sei auch die Gestaltung der Außenbereiche.

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