Missbrauchsvorwürfe: Sportunion sucht Opfer

Eine ehemalige Nachwuchslangläuferin erhebt Missbrauchsvorwürfe gegen einen ihrer Ex-Trainer. Der Präsident der Sportunion OÖ, Franz Schiefermair, sagte, er wisse seit Oktober 2018 davon und bittet weitere mögliche Betroffene, sich zu melden.

Die erhobenen Vorwürfe der ehemaligen Sportlerin beziehen sich auf die Zeit der Staatmeisterschaften in den 1990er-Jahren. Die Sportunion OÖ bestätigte einen Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Samstagausgabe).

Im gleichen Zimmer untergebracht

Der Beschuldigte, der bis Ende des Vorjahres im Umfeld des Landesskiverbandes Oberösterreich tätig gewesen sein soll, habe sich immer wieder mit jungen Langläuferinnen in Doppelzimmern untergebracht. Zahlreiche Mitwisser hätten jahrelang geschwiegen, so die Zeitung.

Die nun an die Öffentlichkeit gegangene Ex-Langläuferin gab weiters an, sich bereits Ende 2017 an die vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) betraute Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic und eine Anlaufstelle der Sportunion Oberösterreich gewandt zu haben. Ihre E-Mails seien aber zunächst unbeantwortet geblieben.

Mehrere Opfer möglich

Der Vorfall, infolgedessen die damals 18-Jährige ihre Karriere beendete, sei kein Einzelfall gewesen, hieß es in dem Zeitungsbericht. Es gebe glaubhafte Angaben anderer Langläuferinnen, wonach sie sich in Toiletten eingesperrt hätten, um vor dem betreffenden Trainer in Sicherheit zu sein. Auch von einem unfreiwilligen gemeinsamen Besuch eines Swingerclubs sei die Rede gewesen.

Im Oktober 2018 kontaktierte die Betroffene die Sportunion-Stelle erneut, erst danach sei Bewegung in die Sache gekommen. Der mutmaßliche Täter sei von einem Trainingslager in Finnland zurück nach Linz beordert worden. Derzeit befinde sich der Beschuldigte auf Tauchstation, so die OÖN.

Sportunion: Beschuldigter dementiert

Nach dem Bekanntwerden im Oktober wurde sofort reagiert und die Konsequenzen gezogen, sagte Schiefermair, der Funktionär wurde „aus allen Funktionen genommen“. Der Beschuldigte habe ihm gegenüber in einem Telefonat angegeben, dass es nicht so war wie es geschildert wurde, aber er nahm die Entscheidung der Sportunion zu Kenntnis, so Schiefermair. Die Gespräche mit der Betroffenen hätten immer Mitarbeiterinnen geführt, „zu denen sie ein großes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat“.

Schiefermair im Interview mit ORF-Redakteur Roland Huber

Auf die Frage wie die Sportunion damit umgehe, der Fall aufgearbeitet werde, sagte Schiefermair: „Wenn es Betroffene gibt, kann ich nur bitten, uns das mitzuteilen. Wir werden das im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen“ und er verwies dabei auf den Verein „100% Sport“, der österreichweit Anlaufstelle für Betroffene ist.

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