Neue Gedenktafel für NS-Opfer in Linz

Eine neue Gedenktafel mit Namen von NS-Opfern ist 80 Jahre nach der Reichspogromnacht in der Linzer Synagoge angebracht worden. Vertreter aus Politik und Kirche waren bei der Gedenkstunde Mittwochabend dabei.

40 neue Namen aus Linz wurden zu der bereits langen Liste an jüdischen NS-Opfern auf der neuen Gedenktafel in der Linzer Synagoge hinzugefügt. Sie sollen deutlich machen, wie viele Menschen und ganze Familien durch die Nationalsozialisten ausgelöscht wurden.

„Immer schwerer, Menschen zu erreichen“

Auch, wenn es immer schwerer werde, die Menschen zu erreichen, so Charlotte Herman, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde: “Es gibt kaum noch Zeitzeugen, und es wird immer schwieriger, den Leuten die Geschichte näher zu bringen. Viele sind schon von dem ewigen Gerede über den Holocaust genervt. Die heutige Generation hat ja mit den Verbrechen nichts zu tun, die hat sie nicht gemacht. Die Frage ist: Hat sie es noch nicht gemacht?” Tendenzen zu vermehrter Ausgrenzung und Antisemitismus seien spürbar, so Herman. Deshalb auch diese Gedenkstunde anlässlich 80 Jahre Reichspogromnacht.

Gedenktafel Synagoge Linz

ORF

„Wichtiger Blick auf die Vergangenheit“

Damals wurde die Linzer Synagoge in der Bethlehemstraße von Nationalsozialisten abgefackelt - wie so viele jüdische Häuser, Geschäfte oder Gotteshäuser. Es hat Täter gegeben, noch mehr Opfer und sehr viele, die weggesehen haben. Für Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ist ein Hinblicken auf die Vergangenheit deshalb umso wichtiger: “Es schmerzt natürlich, all dies vor Augen gehalten zu bekommen. Es fordert einen aber auch die Frage ab: Wo wäre ich gewesen, und wie hätte ich mich verhalten? Genau das ist auch der Antrieb, aus dem wir die Verantwortung ziehen müssen, so etwas nie mehr möglich werden zu lassen.”

„Nicht einfach wegschauen“

Der schmerzhafte Blick auf die Vergangenheit und der sensible Blick auf die Gegenwart wurde auch von Diözesanbischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner angesprochen. Und was die Entwicklungen in der Gegenwart betrifft, appellierte die Präsidentin der Israelitischen Kulturgemeinde an alle, „nicht einfach wegzuschauen“.