Lenzing überrascht mit Bau-Stopp in USA

Völlig überraschend hat der Faserhersteller Lenzing am Mittwochabend den Bau-Stopp ihres US-Werks bekannt gegeben. Stattdessen sollen jetzt die Geschäfte in Thailand ausgebaut werden.

„Vorrübergehend“ sei der Bau in den USA auf Eis gelegt, gab Lenzing-Vorstand Stefan Doboczky bekannt. Grund soll die günstigere Wirtschaftslage in Asien sein. Thailand hat sowohl mit China, als auch mit Indien ein Freihandelsabkommen. Die produzierten Lenzing-Fasern dürften dort leichter exportiert werden können.

Boomender Markt und mögliche Zölle

Den Projekt-Stopp begründete Lenzing mit möglichen US-Zöllen. Zudem wurden höhere Baukosten infolge des boomenden US-Arbeitsmarktes befürchtet. Die Investitionssumme für das Lyocell-Werk in Thailand will der Firmenchef nach der finalen Entscheidung in ein paar Monaten nennen. Für die USA wurden früheren Angaben zufolge Kosten von 275 Millionen Euro angegeben. Lyocell-Fasern werden in der Textilindustrie eingesetzt. Die Fasern finden sich in Jeans, Dessous, Sportbekleidung oder Bettwäsche.

Heiko Arnold (CTO), Robert van de Kerkhof (CCO),der Vorstandsvorsitzende der Lenzing Gruppe Stefan Doboczky und Thomas Obendrauf (CFO)

APA/Helmut Fohringer

Der Lenzing Vorstand überraschte mit der Entscheidung, das US-Projekt zu stoppen

Auswirkungen auf die Ergebnisse im laufenden Jahr erwartet der Firmenchef keine. „Wir haben jetzt weder eine Gewinnwarnung für 2018, weder eine Veränderung unseres Ergebnisses, noch sehen wir uns mit einer Abschreibung konfrontiert“. Der Gewinn 2018 werde aber, so wie prognostiziert, aufgrund des Preisdrucks im Markt unter dem Vorjahr zu liegen kommen. Als Grund für die starke Reaktion des Marktes nannte der Firmenchef, dass man nun später als angekündigt mit zusätzlichen Lyocell-Kapazitäten auf den Markt kommen werde. „Aber natürlich werden wir auch später das Geld dafür ausgeben“.

Aktientiefstand

Die Lenzing-Aktie brach in der Spitze um mehr als 15 Prozent auf 88 Euro ein und markierte den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Marktteilnehmer begründeten den Kurssturz damit, dass Analysten nun möglicherweise ihre Gewinnerwartungen für 2020 nach unten schrauben müssten. „Das ist das erste Mal, dass das Management nicht geliefert hat“, heißt es bei der Börse.

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