Lenzing investiert über eine halbe Milliarde Euro

Faserhersteller Lenzing ist auf Wachstumskurs und investiert in den nächsten Jahren über eine halbe Milliarde Euro in bestehende und neue Werke. „Wir sind schuldenfrei. Wir können das stemmen“, sagte Finanzvorstand Thomas Obendrauf am Mittwoch.

Rund 200 Mio. Euro steckt das oberösterreichische Unternehmen in seine Werke in Lenzing und Heiligenkreuz. 293 Mio. US-Dollar (248,92 Mio. Euro) fließen in den Bau der geplanten Tencel-Faseranlage in Mobile (USA). Das Investment für das geplante Lyocellfaser-Werk in Thailand (Prachinburi) soll sich ebenfalls in dieser Größenordnung bewegen, sagte Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse auf Nachfrage.

Heiko Arnold (CTO), Robert van de Kerkhof (CCO),der Vorstandsvorsitzende der Lenzing Gruppe Stefan Doboczky und Thomas Obendrauf (CFO)

APA/Helmut Fohringer

Heiko Arnold (CTO), Robert van de Kerkhof (CCO), Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe Stefan Doboczky und Thomas Obendrauf (CFO)

Sind „bestens aufgestellt“

Die finale Entscheidung über den Bau soll im ersten Quartal 2018 fallen. Thailand erfülle aber sehr viele Kernkriterien, so Doboczky. Dafür sprächen die Nähe zu Märkten wie Indien und Südchina, ein gutes Investitionsumfeld sowie ein attraktiver Energiemix. Die thailändische Regierung kümmere sich sehr um ausländische Investoren, die Abteilung für ausländische Direktinvestitionen („foreign direct Investment“, kurz FDI) sei „bestens aufgestellt“.

Aufgrund des umfassenden Investitionsprogramms leistet sich Lenzing nun auch einen vierten Vorstand. Der promovierte Chemiker Heiko Arnold ist seit 1. Mai Technikvorstand des börsennotierten Faserherstellers. Der Deutsche blickt auf eine 15-jährige Berufserfahrung in Asien zurück - einem Markt, der für Lenzing immer wichtiger wird.

Spezialfasern im Trend

Nach „hervorragenden Halbjahreszahlen“ geht der Vorstand für das Gesamtjahr 2017 von einem deutlich besseren Ergebnis aus als 2016. „Wir haben guten Rückenwind vom Markt“, sagte Doboczky. In einem volatilen Viskosefasermarkt hätten sich die Spezialfasern gut entwickelt. Gleichzeitig räumte Doboczky ein, dass es nicht immer weiter nach oben gehen würde. In den Jahren 2013 und 2014 setzten die damals stark sinkenden Faserpreise Lenzing zu - die Folge waren Verluste und ein starker Jobabbau.

Fasern

Markus Renner / Electric Arts

Der Konzern setzt deshalb schon länger auf seine Spezialfasern, an denen er besser verdient als an Viskosefasern. Bis 2020 will Lenzing den Anteil an Spezialfasern auf 50 Prozent des Gesamtumsatzes steigern. Derzeit liegt dieser bei 41,9 Prozent. Zu Jahresbeginn launchte das Unternehmen die Spezialfaser Refibra, ein Recyclingprodukt aus den Stoffen, die beim Zuschnitt in Fabriken abfallen.

Spanischer Moderiese als Partner

Als Partner schnappte sich Lenzing den größten Modekonzern der Welt, die spanische Inditex-Gruppe, zu der Marken wie Zara, Bershka, Massimo Dutti und Pull&Bear gehören. Seit Anfang Februar verkauft die Modekette Zara in ihren internationalen und österreichischen Geschäften T-Shirts, Pullover und Tops aus der Lenzing-Faser Refibra. Inzwischen habe Lenzing mehr als 25 Kooperationspartner für seine Spezialfaser.

Seit zwei, drei Jahren sei das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger, sagte Marketing- und Vertriebschef Robert van de Kerkhof. Noch im dritten Quartal will das Unternehmen seine neue, nachhaltig produzierte Viskosefaser EcoVero ausliefern.

Umsatz um elf Prozent gesteigert

Im ersten Halbjahr 2017 hat der Konzern den Umsatz um elf Prozent auf 1,15 Mrd. Euro gesteigert. Zum einen dank höherer Verkaufspreise, zum anderen aufgrund eines verbesserten Produktmixes, wie der Vorstand heute ausführte. Der Nettogewinn stieg kräftig von 94,6 auf 150,3 Mio. Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um mehr als ein Drittel (38,8 Prozent) auf 270,7 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg ebenfalls deutlich um 57 Prozent auf 204,2 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote betrug per Ende Juni 55,1 Prozent.

Lenzing beschäftigt derzeit rund 6.100 Personen (Vollzeitäquivalente), etwas weniger als die Hälfte davon in Österreich. Bis Jahresende will das Unternehmen rund 100 neue Mitarbeiter aufnehmen - quer durch alle Märkte, in denen die Firma gerade expandiert.

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