Eder: Kaum Reformwillen in Österreich

Fehlenden Reformwillen beklagt der Vorstandsvorsitzende der voestalpine, Wolfgang Eder, in seiner Heimat. Wie sich der Konzern im internationalen Wettbewerb für die Zukunft absichert, verrät er im ausführlichen Online-Interview.

In allen Bereichen wie der Bildung, der Bürokratie oder den Pensionen fehlten die wirklich großen, zukunftsorientierten Schritte, sagte der Vorstandsvorsitzende der voestalpine, Wolfgang Eder, im Interview mit dem Chefredakteur des ORF Oberösterreich, Johannes Jetschgo, obwohl seit fast 20 Jahren über Reformen gesprochen werde: „De facto passiert, ist bisher nichts Nennenswertes.“

Sozialpartner zu sehr an Rituale gewöhnt

Die Ursache des Stillstands sieht Eder darin, dass sich die Sozialpartner im Laufe der Jahrzehnte zu sehr aneinander und an bewährte Rituale gewöhnt hätten. Daher tue man sich gegenseitig nicht weh und das bremse Reformen. Ob sich daran durch den neuen Kanzler etwas ändern werde, traue er sich noch nicht zu sagen, das werde erst die Zukunft weisen.

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Das ungekürzte Interview

Während in der Sendung „Oberösterreich heute“ nur eine stark gekürzte Fassung gezeigt werden kann, sehen Sie hier das gesamte Interview.

Ein großes, neues Werk der voestalpine wird am 24. Oktober nahe der texanischen Stadt Corpus Christi eröffnet und in Vollbetrieb gehen. Die Eisenpellets, die dort mit günstigem Erdgas produziert werden, sichern laut Eder auch die österreichischen Standorte: „Wir machen Texas deswegen, weil wir damit die Kosten unserer österreichischen Stahlstandorte reduzieren können, dann das, was wir in Texas produzieren, wird in Österreich eingesetzt – zu Kosten, die wir in Österreich nie erreichen würden .“

Keine Mittel aus Österreich abgezogen

Das bedeutet aber nicht, dass die voestalpine in Österreich weniger investieren würde, immerhin habe der Konzern im Vorjahr mehr als je zuvor in Österreich so viel investiert – so viel, wie das gesamte Werk in Texas kostet: „Wir ziehen nicht Mittel aus Österreich ab, um in Texas zu investieren.“

Wolfgang Eder

Wolfgang Eder

„Wir ziehen nicht Mittel aus Österreich ab, um in Texas zu investieren.“

Wasserstoff statt Erdgas und Kohle

Zum Einsatz kommt in Texas laut Eder eine sogenannte „Brückentechnologie“, die es der voestalpine ermöglicht, 40 Prozent des CO2-Ausstoßes bei der Eisen- und Stahlproduktion einzusparen, weil Gas weniger CO2-intensiv ist, wie die herkömmliche Kohle. Am Schluss dieser Entwicklung soll aber Wasserstoff anstatt Gas, Koks oder Kohle verwendet werden: „Wenn wir in der Lage sind, Wasserstoff zu ausreichend günstigen Konditionen und im notwendigen Umfang zu erzeugen, können wir in Texas anstelle von Gas Wasserstoff verwenden und würden dann praktisch null CO2 emittieren. Wir könnten dann natürlich auch den Wasserstoff in Linz anwenden, sodass wir in der Kombination Texas und Linz am Ende des Tages nahezu keine Kohlenstoffemissionen mehr haben.“

Soziale Verpflichtungen gesunder Unternehmen

Auf die Frage der Integration von Flüchtlingen angesprochen sagte Wolfgang Eder, dass wir alle guten Gründe hätten, die Integration zu unterstützen: „Wir müssen alles daran setzen, um die Menschen, die zu uns kommen, dann auch zu beschäftigen. Natürlich entsprechend ihrem Ausbildungsgrad, entsprechend ihren Interessen und wir bemühen uns hier auch einmal mehr Vorreiter zu sein. Wir haben in diesem Jahr 33 junge Asylwerber, die auch bereits den Asylantenstatus haben, ausgebildet. Von den 33 schaffen es 16 in eine Lehre zu gehen. Die übrigen 17 haben jedenfalls so viel an Ausbildung mitgenommen, dass sie in spezifischen Berufsbereichen in der Zukunft eine dauerhafte Arbeit finden.“

Wolfgang Eder

Wolfgang Eder

„Wir haben hier unsere Beiträge zu leisten und wir werden das auch in Zukunft tun.“

1,5 Millionen habe das gekostet, so Eder: „Ich sehe es als Aufgabe eines gut gehenden Unternehmens, als soziale, gesellschaftliche Verpflichtung hier tätig zu werden. Wir haben hier unsere Beiträge zu leisten und wir werden das auch in Zukunft tun. Man sollte nur nicht den Eindruck erwecken, dass sämtliche Kosten der Menschen, die über die Emigration zu uns kommen, vom Staat getragen werden, sondern da läuft einiges natürlich auch auf der Unternehmensebene. Ich halte das aber durchaus für angemessen – gerade für Unternehmen ab einer gewissen Größenordnung, denen es gut geht und dazu gehören wir Gott sei Dank.“

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