Streit um verschwundene Kunstwerke

Die Stadt Linz muss sich ab Freitag vor dem Landesgericht verantworten, weil drei Kunstwerke, die laut Darstellung der Kläger 1951 an die Neue Galerie verliehen worden sind, nicht mehr auffindbar sind. Der Streitwert beträgt 2,5 Mio. Euro.

Es ist ein Kunstkrimi, und die Situation scheint höchst verfahren. Im Jahr 1951 soll eine Kunstsammlerin die Werke Wolfgang Gurlitt, dem Kunstsammler und Gründer der Neuen Galerie, überlassen haben. Mit den Worten „Diese Bilder wurden übergeben“ sei das damals lediglich auf Übergabescheinen formlos festgehalten worden, so der Kulturdirektor der Stadt Linz, Julius Stieber.

Niemand hat Bilder bisher gesehen

Bei den Bildern handle es sich um Egons Schieles Aquarell „Junger Knabe“, das Ölgemälde „Tote Stadt“ sowie eine Klimt-Zeichnung mit dem Titel „Zwei Liegende“. Die Kunstwerke habe allerdings bis heute niemand gesehen, so Stieber. Überdies seien die Bilder - wie zum Beispiel Schieles „Liegender Knabe“ - x-fach gezeichnet worden und deswegen auch kaum zuordenbar, um welche es sich bei den verschwundenen Bildern tatsächlich handle.

Es ist also der Auftakt zu einem schwierigen Verfahren, das sich aller Voraussicht nach durch viele Instanzen ziehen wird. Denn alle Beteiligten von damals sind tot und nicht mehr zu befragen.

Stadt rechnet sich Chancen aus

Im vergangenen Juli hat der Oberste Gerichtshof bereits einen ersten Prozess um eine verschwundene Schiele-Zeichnung zugunsten der Kläger entschieden. Die Stadt Linz rechnet sich aber trotzdem Chancen aus, den zweiten Prozess zu gewinnen. Man habe andere Argumente gefunden, die man beim ersten Verfahren nicht ausgeschöpft habe, so Stieber. Er setze auf Punkte, die bisher nur eine Nebenrolle gespielt hätten, sagte er. Ein Vergleichsangebot habe es gegeben. Das sei der Stadt aber zu hoch gewesen, und man werde vorläufig nicht darauf einsteigen.