Welser Möst: „Zur Bildung selber beitragen“

Der oberösterreichische Stardirigent Franz Welser Möst stellt derzeit mit seinem „Prometheus-Zyklus“ Beethoven in ganz neuer Interpretation vor. Seine Botschaft: Jeder ist aufgerufen, selbst zu seiner Bildung beizutragen.

Konkret auf Oberösterreich und seine Kulturszene angesprochen, meint Franz Welser Möst, er habe in einem langen und sehr intensiven Gespräch Landeshauptmann Thomas Stelzer gesagt, dass er (Stelzer, Anmerk.) als Eigentümer nicht nur dazu aufgefordert, sondern auch dazu verpflichtet sei, von den Kulturinstitutionen auch eine Vision zu verlangen: „Wo soll das Musiktheater in zehn Jahren stehen, wo soll das Musikschulwerk in zehn Jahren stehen? Die Verantwortlichen müssen sich darüber Gedanken machen.“ Platz für Eigeninitiative ist für Welser Möst also beim Kulturbetrieb des Landes zentral. Kultur sei nicht allein „Versorgungspflicht“ der öffentlichen Hand, so der Stardirigent im Gespräch mit ORF Oberösterreich Chefredakteur Johannes Jetschgo.

Anmerkungen von Franz Welser-Möst zu Musikererziehung und zum Bildungssystem:

„Man kann aus sich selbst etwas machen“

Vor dem Hintergrund der Neu-Interpretation des „Prometheus-Zyklus“ von Beethoven, meint Welser Möst: Die Figur des Prometheus bedeute heute nichts anderes, als dass man der vermeintlichen Ohnmacht – „die wir alle oft empfinden, dass wir ohnehin nichts ändern können“, sehr wohl etwas entgegensetzen können. Es gehe um ein "Selbstbewusstsein, sich selbst bewusst sein, dass man tatsächlich die Welt – und sei sie noch so klein, sprich die eigene Umgebung – verändern kann. Man kann aus sich selbst etwas machen.“

Beethoven

APA/dpa/UNBEKANNT

Ludwig van Beethoven, (1770 bis 1827)

Beethoven als Vorbild

Ludwig van Beethoven war das, was er aus sich gemacht habe, und bleibe so ein Beispiel, so Welser Möst: „Er war ein Prometheus, er hat aus sich selber etwas geschaffen. Er hat keine besondere Schulbildung gehabt, hat aber wahnsinnig viel gelesen und hat sich also selbst gebildet.“ Möst meint dazu außerdem: „Es ist nichts anderes als ein gesellschaftspolitischer Aufruf, dass jeder tatsächlich etwas tun kann.“

„Das Schlimmste ist Unterforderung“

Das Cleveland-Orchester hat sich mit seiner Jugendarbeit einen exzellenten Ruf erworben. 20 Prozent seines Publikums seien unter 25 Jahre alt: „Wenn wir über Musikerziehung sprechen, ist das Wichtigste, dass junge Menschen Musik überhaupt kennenlernen.“
Und, auf die Frage, ob es zielführend sei, wenn Jugendliche bereits in Musikschulen mit den Grundkenntnissen des Komponierens vertraut gemacht würden, meint der Stardirigent: „Natürlich, ich glaub‘ wirklich, je früher die Menschen auch mit komplexen Zusammenhängen konfrontiert sind, desto besser. Es gibt nichts Schlimmeres als Unterforderung. Ich glaube, das Schlimmste, was das Bildungssystem machen kann, ist diese permanente Unterforderung“.