Pilsl: Ausrüstung zur Überwachung fehlt
Es war vor allem die FPÖ, die von einer „Bankrott-Erklärung des Sicherheitsapparates" sprach, weil erst sechs Tage nach der Bluttat der mutmaßliche Täter als IS-Sympathisant identifiziert wurde.
ORF
„Nachteil von Transparenz“
Im Gespräch mit Chefredakteur Johannes Jetschgo sprach Polizeipräsident vom „Nachteil der Transparenz“ im Bemühen um Information. Am Tag nach der Bluttat sei die Öffentlichkeit informiert worden, dass als Motiv unter anderem der Hass auf die FPÖ als auch auf die Gesellschaft im Vordergrund seiner Aussagen steht. „Zu diesem Zeitpunkt war der islamistische Hintergrund, so wie er sich heute darstellt, nicht erkennbar“.
Vor zwei Jahren hatte der Mann sein Äußeres verändert, so Pilsl: „Er hat sich den Bart abrasiert und keinen Kaftan mehr getragen - es gab keine Hinweise auf Radikalisierung." Auf die Meldung eines Mitbürgers dazu wurde umfangreich recherchiert – ein begründeter Gefahrenverdacht habe sich zu diesem Zeitpunkt nicht bestätigen lassen, so Pilsl.
Wertkarten und Kennzeichenerfassung sei nötig
Eine Überwachung von sogenannten Gefährdeten sei schwierig. „Jetzt nach einer Tat, die begangen wurde, funktioniert das ja, aber etwa wenn wir Freunde des Täters in sozialen Netzwerken ausmachen, haben wir nicht die Möglichkeit sie zu überwachen.“ Es fehlen der Polizei etwa auch die Registrierung von Wertkarten „auch in diesem Fall war eine Wertkarte mit dabei in den Telefonaten“. Darüber hinaus seien Kennzeichenerfassungsgeräte, Täterprofile und einiges mehr nötig. „Ich hoffe die Regierung beschließt das auch noch“, so Pilsl.
Studiogast Landespolizeidirektor Andreas Pilsl
Das gesamte Interview aus der Sendung Oberösterreich heute
Bluttat geschah am 30. Juni
Der mutmaßliche Täter, ein 54-jähriger Tunesier, der seit vielen Jahren in Österreich lebt, soll am vergangenen Freitag ein betagtes Ehepaar brutal erschlagen und das Haus dann angezündet haben.
Der seit langem in Österreich lebende Tunesier, der zuletzt im Geschäft seiner Lebensgefährtin als Lebensmittellieferant mitarbeitete, soll wenige Tage vor der Bluttat den Entschluss gefasst haben, an „der Gesellschaft ein Exempel zu statuieren“. Als Opfer erkor er sich dabei den 87-jährigen Mann und seine 85-jährige Frau aus. Er kannte die beiden, weil er ihnen zweimal wöchentlich Waren lieferte. Und: Er unterstellte dem Paar einen Bezug zur FPÖ, den die Familie mehrfach zurückgewies.
Links:
- FPÖ kritisiert „Versagen des Sicherheitsapparats“ (ooe.ORF.at; 6.7.17)
- Pilsl zu Doppelmord: „Mann war ein Einzeltäter“ (ooe.ORF.at; 6.7.17)
- Sobotka: Linzer Doppelmord hat IS-Hintergrund (ooe.ORF.at; 5.6.17)
- Doppelmord an Ehepaar aus Rache (ooe.ORF.at; 1.7.17)
- Doppelmord an betagtem Ehepaar (ooe.ORF.at; 30.6.17))