Turbulente Hauptversammlung der Linz Textil

Obwohl sich die Aktionäre der Linz Textil über eine sehr gute Dividende von 42 Euro je Aktie für das Vorjahr freuen können, sind bei der Hauptversammlung die Wogen hochgegangen. Kritisiert wurde einmal mehr das Vorgehen von Vorstand und Aufsichtsrat.

Mehrere Gruppen von Minderheitenaktionären warfen Vorstand und Aufsichtsrat vor, hauptsächlich die Interessen der Mehrheitseigentümer, also der Familie des ehemaligen Vorstandes Dionys Lehner, im Auge zu haben und nicht jener aller Aktionäre.

Sieben Stunden lange Sitzung

Sieben Stunden hat die Hauptversammlung gedauert, eine wahre Marathonsitzung ohne Pause. Der Grund: Die Auseinandersetzung einer Gruppe kritischer Minderheitseigentümer mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat. Die Hauptvorwürfe der Kritiker: Zum einen der Verkauf einer Villa an die Frau von Dionys Lehner, der dem Unternehmen und damit den Aktionären einen Schaden von zumindest 790.000 Euro eingebracht habe - mehr dazu in Streit bei Linz Textil um Villenverkauf (ooe.ORF.at; 2.5.17).

Zum anderen falsche Informationen über die Entwicklung und die Risikoklasse des Wertpapierbestandes. In dieser Sache ist auch ein Gerichtsverfahren anhängig. Vorwürfe, die nicht neu sind und die sowohl vom Aufsichtsrat als auch dem Vorstand zurückgewiesen wurden. Immerhin habe man eine Sonderprüfung des Villenverkaufs veranlasst. Und die belege, dass dem Unternehmen kein Schaden entstanden sei, so die Unternehmensvertreter.

Linz Textil zahlte Betriebskosten weiter

Ein pikantes Detail wurde dann in der Hauptversammlung bekannt: Nämlich, dass die Linz Textil auch nach dem Verkauf der Villa fünf Jahre lang die Betriebskosten von insgesamt 50.000 Euro bezahlt hat. Historisch bedingt, aber irrtümlich, wurde eingestanden. Das Geld sei außerdem bereits zurückgezahlt worden.

Auf drängendes mehrfaches Nachfragen erfuhren die Vertreter der kritischen Minderheitsaktionäre schließlich, dass die Angelegenheit erst überprüft wurde, nachdem sie ihre Frage vor kurzem schriftlich eingebracht hatten. Und dass das Geld erst einen Tag vor der Hauptversammlung von Dionys Lehner überwiesen worden sei. Wer die Zahlung in der Linz Textil genehmigt und veranlasst hat, können weder Vorstand noch Aufsichtsrat beantworten, da müsse man in den Unterlagen nachschauen, hieß es.

Keine Mehrheiten gefunden

Der Unmut der Gruppe der kritischen Minderheitsaktionäre war zwar groß, für ihre Anliegen, amtierende Aufsichtsräte abzuberufen und die Wahl von Dionys Lehner in den Aufsichtsrat zu verhindern, fanden sie aber keine Mehrheiten. Sondern ernteten von anderen Kleinaktionären den Vorwurf, aus Gier und Profilierungssucht aus der Hauptversammlung ein Drama zu machen. Künftig wird ein fünfköpfiger Aufsichtsrat, darunter eben auch Dionys Lehner, den Vorstand kontrollieren.