Wahlkartendruckerei in finanziellen Turbulenzen

Die Vöcklabrucker Druckerei, die die fehlerhaften Wahlkartenkuverts für die Bundespräsidentschaftswahl produziert hat, steckt offenbar schon länger in finanziellen Turbulenzen - und schrieb im Geschäftsjahr 2014/15 840.000 Verlust Euro.

Das Familienunternehmen kbprintcom.at mit Sitz in Vöcklabruck und einer Niederlassung in Wien hat 2015 knapp 350 Mitarbeiter beschäftigt und laut „FirmenCompass“ 2014/15 einen Umsatz von 45 Mio. Euro geschrieben, nach 40,6 Mio. Euro 2013/14. Den bisher höchsten Gewinn im vergangenen Jahrzehnt gab es 2006/07 mit knapp einer Million Euro, so die Agentur.

Der Name kbprintcom.at geht auf die beiden Eigentümerfamilien Kroiss und Bichler zurück, die laut „FirmenCompass“ über die Print Holding GmbH gemeinsam 54 Prozent der DPI-Anteile halten. Der Rest gehört weiteren Personen, einen Minderheitsanteil von fünf Prozent hält die Austro Holding um den Sanierer Erhard Grossnig.

Behördendruck von Staatsdruckerei gekauft

Kbprintcom.at ist auf Endlospapiere, Bürodrucksachen und Behördendrucksorten spezialisiert und hat laut „Standard“ rund 7.000 Kunden. Das Geschäftssegment Behördendruck wurde infolge der Privatisierung der Staatsdruckerei von dieser erworben und umfasst etwa auch Formulare für Volksbefragungen und Volksbegehren. Die Wahlkarten, auf die die Druckerei ein Patent hat, werden seit 2003 in Vöcklabruck hergestellt, bisher ohne Probleme. Der aktuelle Vertrag mit dem Innenministerium läuft noch bis Ende 2016.

Klebestellen lösen sich

Bisher hat niemand aus der Druckerei etwas zu den fehlerhaften Wahlkarten gesagt, lediglich eine Bestätigung aus der Geschäftsführung liegt vor. Bei den Wahlkarten lösen sich Klebesstellen, dadurch könnten Stimmzettel aus dem Umschlag fallen und ungültig werden.

fehlerhafte Wahlkarten

ORF

Mit der Wahlbehörde ist man laut Innenministerium aber in Kontakt. Das Bundeskriminalamt führt unterdessen seit Freitag forensische Untersuchungen an den Kuverts durch, um herauszufinden, warum der Kleber versagt. Auch ein externes Institut ist eingeschaltet. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ) sehen die Drucker in der Verantwortung.

100-Prozent-Tochter der DPI

Zuletzt betrug das Eigenkapital 382.000 Euro. Bei einer Bilanzsumme von 14,9 Mio. Euro ergibt das eine Eigenkapitalquote von weniger als 2,6 Prozent. In der Data Print Innvoation (DPI) Holding GmbH, zu der kbprintcom.at zu 100 Prozent gehört, war das Eigenkapital per 31. Jänner 2015 mit 3,3 Mio. Euro sogar negativ. Eine insolvenzrechtliche Überschuldung liegt aber dennoch nicht vor, da es eine nachrangige 15 Mio. Euro schwere Anleihe gibt und diese zum Eigenkapital zählt, wie es in den Erläuterungen zur Bilanz heißt.

Verlust auch bei DPI

Auch die DPI-Gruppe mit Sitz in Wien, zu der neben kbprintcom.at weitere Druckereien und Firmenbeteiligungen gehören, hat 2014/15 einen Verlust geschrieben. Das EGT betrug minus 990.000 Euro, nach plus 760.000 Euro 2013/14. Der Gruppenumsatz machte 55,3 Mio. Euro aus, nach 60,7 Mio. Euro. Geschäftsführer von kbprintcom.at und DPI sind Martin Kroiss und Arnold Bichler-Tautermann. Insgesamt wurden seit 2005 in der Unternehmensgruppe rund hundert der damals 516 Stellen eingespart.

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