FACC-Chef Walter Stephan abberufen

Der langjährige Chef des Luftfahrtzulieferers FACC, Walter Stephan, ist „mit sofortiger Wirkung aus wichtigem Grund abberufen worden“. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch völlig überraschend mit. Interimistisch leitet Robert Machtlinger das Unternehmen.

Der Aufsichtsrat des Luftfahrtzulieferers mit Sitz in Ried im Innkreis kam laut Aussendung zu dem Schluss, dass Stephan „seine Pflichten schwerwiegend verletzt hat, insbesondere im Zusammenhang mit dem ‚Fake President Incident‘“, bei dem das Unternehmen um etwa 50 Millionen Euro betrogen worden sein soll.

Ergebnisbelastung von 41,9 Millionen Euro

Die für Mittwoch anberaumte Pressekonferenz der FACC, bei der das Jahresergebnis 2015 bekanntgegeben worden wäre, wurde kurzfristig abgesagt. In einer Aussendung gab das Unternehmen bekannt, dass die Konzernumsatzerlöse um 11,1 Prozent von 528,9 auf 587,5 Millionen Euro gestiegen seien. Der „Fake President Incident“ soll zu einer einmaliger Ergebnisbelastung von 41,9 Millionen Euro geführt haben.

„Das Ergebnis aus den betrieblichen Tätigkeiten vor Zinsen und Steuern und vor Fair-Value-Bewertung derivativer Finanzinstrumente (EBIT) betrug nach Berücksichtigung des Schadensfalls -23,4 Mio. EUR (2014/15: -4,5 Mio. EUR).“ Das bedeutet, dass sich der operative Verlust wegen des Schadensfalls gegenüber dem Vorjahr verfünffacht hat. Ohne den Schadensfall hätte die FACC einen Betriebsgewinn von 18,6 Mio. Euro erzielt.

„Fake President Incident“

Der Betrug bei FACC, der Ende Jänner an die Öffentlichkeit kam, erfolgte, indem der Finanzbuchhaltung von Außenstehenden eine falsche Identität vorgespiegelt wurde. Bei dieser Betrugsmasche, die den Sicherheitsbehörden unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt ist - „Fake President Fraud“, „CEO Fraud“, „Business E-Mail Compromise“ - wird der Finanzabteilung in Mails täuschend echt vorgespiegelt, ein Vorgesetzter gebe die Anweisung, Geld zu überweisen.

50 Millionen Euro verschwunden

Im Fall von FACC ging es auf Konten in Asien und eines in der Slowakei, insgesamt rund 50 Millionen Euro. Die IT-Infrastruktur, Datensicherheit, IP-Rechte sowie die operativen Bereiche von FACC seien von den kriminellen Aktivitäten nicht betroffen, teilte FACC mit. Es seien keine Hinweise auf Malware identifiziert worden.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Der Ausblick in die Zukunft des Unternehmens ist laut FACC-Aussendung durchaus optimistisch: „Das Umfeld der Luftfahrtindustrie ist nachhaltig positiv. Ein weiteres Mal in Folge kam es im vergangenen Jahr zu einer Erhöhung der Auslieferraten. Bei den Neubestellungen konnten die Werte des Vorjahres zwar nicht gänzlich wieder erreicht werden. Trotz dieser leichten Entspannung beträgt die Auftragsrücklage an bestellten Flugzeugen etwa neun Jahresmengen.“

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