Österreicher „pfuschen“ ohne Reue

Österreichs „Pfuscher“ sind beim Renovieren von Wohnungen oder Häusern am aktivsten, auf dem zweiten Platz liegen die Autoreparaturen. Unrechtsbewusstsein kommt bei den Österreichern in Sachen Pfusch laut einer Umfrage nicht auf.

Auch bei Nachhilfestunden und Gartenarbeit sowie Kinderbetreuung greifen die Österreicherinnen und Österreicher gerne auf Schwarzarbeit zurück. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des Linzer Schattenwirtschaftsforschers und Universitätsprofessors Friedrich Schneider hervor. Im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2013 ist der Anteil bei der Kategorie „Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses“ um 8 Prozentpunkte auf 70 Prozent am stärksten gestiegen. „Es passiert ja hin und wieder, dass man auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgreift. In welchen dieser Fälle haben Sie auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgegriffen?“, lautete die Frage in 1.000 persönlichen Interviews.

Kein Unrechtsbewusstsein

Nur fünf Prozent der Befragten meinten, dass man „Pfuscher“ anzeigen sollte. Zwei Prozent sind der Meinung, dass, wenn man sie erwischt, sie hohe Strafen erhalten sollten. „Ergebnisse der letzten beiden Fragen verdeutlichen, dass praktisch kein Unrechtsbewusstsein zum Thema Pfusch/Schattenwirtschaft vorhanden ist“, betonte der Ökonom Schneider. Bemerkenswert sei, dass diese Einstellung zu Schattenwirtschaft über den Untersuchungszeitraum von 18 Jahren (1998 bis 2015) sehr stabil sei, also kein Wertewandel stattgefunden habe.

„Der Staat ist selbst schuld“

„Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten“ beantworteten 70 Prozent der Befragten mit „Ja“, gegenüber 2013 ein Anstieg von vier Prozentpunkten. Die Aussage: „Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt. Die Steuern sind einfach zu hoch“ bejahten im Jänner/Februar 2015 rund 65 Prozent der Bevölkerung. Dieser Wert ist gegenüber 2013 um 16 Prozentpunkte stark gestiegen. Bei der heurigen Umfrage gaben 43 Prozent zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Jahren auf einen „Pfuscher“ zurückgegriffen haben, eine starke Erhöhung um 15 Prozentpunkte gegenüber 2013.

85 Prozent der Befragten meinten, dass der Staat mit ihren Steuergelder „verschwenderisch“ umgeht. Dieser Wert ist gegenüber 2013 von 68 Prozent um 17 Prozentpunkte nach oben geschnellt.

8,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Die Schattenwirtschaft dürfte heuer in Österreich das dritte Jahr in Folge zunehmen und auf 21,35 Mrd. Euro bzw. 8,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) klettern, prognostizierte Schneider bereits im Februar. Mehr dazu in Immer mehr „Pfusch“ in Österreich