Immer mehr „Pfusch“ in Österreich

Die hohe Last von Steuern und Sozialabgaben und die Arbeitslosigkeit werden den Anteil der Schattenwirtschaft in Österreich weiter ansteigen lassen. Das sagt der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider, laut dem der „Pfusch“ im Jahr 2015 das dritte Jahr in Folge zunehmen soll.

Steuern und Sozialbeiträge in der Höhe von zwei bis 3,5 Mrd. Euro sollen dem Staat pro Jahr entgehen, der dadurch auch der größte Verlierer beim „Pfusch“ ist, so Schneider. Die Verluste bei den Steuern selbst würden sich deshalb in Grenzen halten, weil das „schwarz“ verdiente Geld sofort wieder im offiziellen Wirtschaftskreislauf ausgegeben werde.

Die Verlierer der Schattenwirtschaft

Weiterer Verlierer seien die Krankenversicherungen, die Kosten zusätzlicher Unfälle bzw. von Arbeitsunfähigkeit der Pfuschern tragen müssten. Insgesamt soll die Schattenwirtschaft heuer ein Ausmaß von 21,35 Mrd. Euro erreichen und damit mehr als acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Schneider geht von einem „Pfusch-Wachstum“ von 4,5 Prozent aus.

Am meisten gepfuscht wird laut dem Volkswirtschafter in Wien und in den großen Bundesländern Ober- und Niederösterreich. In Oberösterreich wurde das Ausmaß der Schattenwirtschaft mit 3,57 Milliarden Euro berechnet.

Baugewerbe und Handwerksbetriebe

Vor zehn Jahren war der Pfusch-Anteil am Gesamtteil aller Waren und Dienstleistungen noch deutlich höher, sank dann stetig ab und stieg erst seit der Wirtschaftskrise und dem Jahr 2009 wieder an. Die meisten Pfuscher sind laut Schneider im Baugewerbe und in den Handwerksbetrieben zu finden. Allein in diesen Bereichen sollen heuer in Oberösterreich fast 1,4 Milliarden Euro umgesetzt werden, in Wien 2,3 Milliarden.

Musterschüler im EU-Raum

Sieht man über die Grenzen hinweg, zeigt sich, dass die Österreicher in Sachen Pfusch Musterschüler sind. Gemessen am offiziellen Bruttoinlandsprodukt ist in Österreich der Anteil der Schattenwirtschaft der kleinste in der ganzen Europäischen Union. Nur Luxemburg (8,3), die Niederlande (9,0) und das Vereinigte Königreich (9,4 Prozent) weisen ebenfalls einstellige Pfusch-Raten auf. Allerdings ist Österreich eines von nur sechs EU-Ländern, in denen der „Pfusch“ zunimmt. Deutschland liegt bei 12,2 Prozent.

Bulgaren pfuschen am meisten

Die höchsten Werte hat Schneider für Bulgarien (30,6), Rumänien (28,0) und Kroatien (27,7 Prozent) ermittelt. Im OECD-Raum weisen nur Neuseeland, die Schweiz und vor allem die USA mit 8 bzw. 6,5 und 5,9 Prozent noch geringere „Pfusch“-Quoten als Österreich auf.

Handlungsbedarf für die Politik

Die Schattenwirtschaft in Österreich und in den meisten OECD-Ländern erreiche aber immer noch ein Ausmaß, das dringenden politischen Handlungsbedarf erfordere, um sie weiter zu reduzieren, so Schneider. Es sei daher Aufgabe der staatlichen Institutionen, des Bundes, der Länder und der Kommunen, sich mit allen Mitteln für eine verstärkte anreizorientierte Bekämpfung der Schwarzarbeit einzusetzen.

Keine öffentlichen Aufträge für Firmen

Geschehen könne die Bekämpfung durch eine befristete Rückvergütung der Mehrwertsteuer bei arbeitsintensiven Dienstleistungen, die Einführung einer steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt. Zudem sollten Firmen, die „schwarz“ arbeiten oder arbeiten lassen, für drei bis fünf Jahre von öffentlichen Aufträgen gesperrt werden. Und es sollten auch die Lohnnebenkosten sinken, um den „Pfusch“ unattraktiver zu machen.

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