Swap - „Fehler auf beiden Seiten“

Sowohl die Stadt Linz als auch die BAWAG P.S.K. hätten beim Swap-Geschäft offenbar Fehler gemacht, hat Richter Andreas Pablik am Donnerstag eine kurze Zwischenbilanz über seine Erkenntnisse aus dem bisherigen Verlauf des Zivilprozesses gezogen.

Am Handelsgericht Wien streiten die beiden Parteien mit Hilfe prominenter Anwaltskanzleien um einen Streitwert von inzwischen rund einer halben Milliarde Euro. Dazu kommen laut BAWAG pro Tag fast 100.000 Euro Zinsen, und - wie der Richter am Donnerstag betonte - täglich 300.000 Euro für die Anwälte.

Disput zwischen beiden Rechtsvertretern

„Eines will ich noch loswerden“, sagte der Richter kurz vor einer Verhandlungspause und nach einem nicht enden wollenden Disput zwischen den beiden Rechtsvertretern der beiden Streitparteien, „nur damit sich die Öffentlichkeit ein Bild machen kann: Ein Verhandlungstag kostet laut Tarif 300.000 Euro.“

Trennung zwischen Handels- und Verkaufsdesk

Alleiniger Zeuge am Donnerstag ist Manfred Heller, der in der BAWAG für den Handel mit Währungen und damit zusammenhängende Optionen zuständig ist. Heller betonte, dass es in der BAWAG eine strikte Trennung zwischen dem Handels- und Verkaufsdesk gegeben habe. Das Produkt, um das es in diesem Prozess geht, nämlich der sogenannte Swap 4175, sei von der Stadt Linz an den Verkaufsdesk der BAWAG herangetragen worden.

„Ich kann definitiv sagen, dass es nicht von der BAWAG gekommen ist“, so Heller. Seine Aufgabe als Wertpapierhändler sei es in der Folge gewesen, dieses Produkt bankintern in den Handelssystemen abzubilden und zu managen. Mit der Stadt Linz habe er nie direkten Kontakt gehabt - nur später habe er einmal den ehemaligen Linzer Finanzdirektor Werner Penn bei einer Besprechung getroffen. Die Ertragschance für die Bank bestand darin, die Produktkomponenten weiter zu verkaufen.

„Produkte waren damals gang und gäbe“

Produkte dieser Art seien damals - im Jahr 2007 - gang und gäbe gewesen. Man habe bei der Strukturierung des Swap 4175 auf bereits bestehende Produkte zurückgegriffen und diese neu kombiniert. Das Produkt sei ein Standardprodukt gewesen, mit zwei Bestandteilen, einer Zins- und einer Währungskomponente. Er sei für die Währungsseite zuständig gewesen, ein anderer Kollege für die Zinsseite.

Nur fünf Prozent der Geschäfte mit Gemeinden

Für das Währungsportfolio, für das er zuständig gewesen sei, sei das nicht irgendwie eigentümlich gewesen. 95 Prozent seiner Geschäfte habe er mit Banken gemacht, nur fünf Prozent mit Gemeinden oder anderen Großkunden. Die vom Verkaufsdesk abgeschlossenen Geschäfte werden jedoch nicht einzeln gemanagt, sondern über die „Griechen“. Das würden alle Optionshändler so machen. Darunter verstehen man laut Heller Bezeichnungen für gewisse Sensibilitäten und Portfolios, die mit griechischen Buchstaben - Alpha, Beta, etc - bezeichnet werden.

„Was hinten rauskommt, bestimmt der Markt“

"Das sind Risikogrößen für ein gesamtes Portfolio. Ich habe keinen Bezug zu einzelnen Optionen - jeder Optionshändler kann nur über die „Griechen“ steuern. Was hinten dann rauskomme, bestimme der Markt. Einzelne neue Swaps kämen zu schon vorhandenen Portfolios hinzu. „Was ich mit dem Geschäft mache, geht den Kunden nichts an“, so Heller.

„Nicht alles in Ordnung gewesen“

Zu einem kritischen Prüfbericht der Nationalbank befragt, meinte Heller, „nach heutigen Standards ist es nicht alles in Ordnung gewesen, was wir damals gemacht haben. Wird bei allen so sein. Damals hat es gepasst“. „Die Finanzkrise hat alles durcheinandergewirbelt und das regulatorische Umfeld verändert“, so Heller. Was die BAWAG damals in Zusammenhang mit dem Linzer Swap gemacht habe, sei damals Usus gewesen. Bei der Umstellung auf neue Standards sei die Bank „sehr zeitig“ dran gewesen.

Auch Heller geht davon aus, dass der damalig Linzer Finanzdirektor Werner Penn, mit dem die BAWAG den Swap abgeschlossen hat, über ein gewisses Finanzwissen verfügt hat. So müssten ihm Volatilitätscharts, die bei einer gemeinsamen Besprechung präsentiert wurden, klar gewesen sein.

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