Königstorfer geht ans Burgtheater

Thomas Königstorfer, der kaufmännische Geschäftsführer des Linzer Landestheaters, wird kaufmännischer Geschäftsführer des Burgtheaters. Er werde ab 1. September für fünf Jahre bestellt, so die Bundestheater-Holding.

Erst vor wenigen Wochen hatte der 46-jährige Linzer als kaufmännischer Geschäftsführer der „Musiktheater Linz GmbH“ (einen Posten, den er 2006 übernommen hatte) das neue Linzer Musiktheater mit eröffnet. Beweisen, dass sich der eindrucksvolle Bau, mit dem sich die Platzkapazität des Linzer Landestheaters beträchtlich erhöht hat, kostendeckend führen lässt, müssen nun andere.

Marketing im ORF Oberösterreich aufgebaut

Königstorfer studierte Wirtschaftsinformatik (mit den Schwerpunkten Marketing und Organisation) und dissertierte über „Rundfunkpolitik und Rundfunkmanagement“. Er arbeitete als freier Mitarbeiter und Moderator für den ORF und baute ab 1989 die Marketing-Abteilung im ORF Oberösterreich auf. 1997/98 leitete er in Wien den Bereich der Marketing-Planung in der ORF-Generalintendanz, ehe er wieder nach Linz wechselte, wo er 2000 Kaufmännischer Direktor des Landestheaters und des Bruckner Orchesters wurde.

In dieser Funktion verantwortete er die 2005 Ausgliederung der beiden Kultureinrichtungen in die „Oberösterreichische Theater und Orchester GmbH“ 2005, wo er ebenfalls die kaufmännische Geschäftsführung übernahm.

„Keine Fahnenflucht“

Er hoffe, dass sein Wechsel nach Wien keinesfalls als Fahnenflucht verstanden werde, betonte Königstorfer in einer ersten Reaktion. „Ich glaube, ich habe in den vergangenen sieben, acht Jahren gezeigt, wie sehr ich diesem Haus verbunden bin.“ Es sei vereinbart worden, dass er auch nach Aufnahme seiner Wiener Tätigkeit der Errichtungsgesellschaft „Musiktheater Linz GmbH“ zur Verfügung stehen dürfe, „um die eine oder andere offene Schlussabrechnung zu Ende bringen“ zu können.

„Die wesentlichen Pflöcke“, die einen auch kaufmännisch erfolgreichen Spielbetrieb in Linz sicherstellen sollen, seien bereits eingeschlagen (etwa die Etablierung einer eigenen Musical-Sparte) und hätten sich schon in den ersten Wochen bewährt: „Wir spielen vor vollen Häusern. Bis zu Saisonende gibt es nur noch hier und da Restkarten. Und wir sind guter Dinge, dass der Trend im Herbst anhält. Die Abo-Zahlen im Kernbereich haben sich verdoppelt.“ Es gebe nie einen idealen Zeitpunkt zum Wechseln, doch eine Chance wie sie die Ausschreibung der Burgtheater-Position geboten habe, gebe es nicht alle Tage.

„Haben niemanden abgeworben“

Er habe kein schlechtes Gewissen, denn „wir haben niemanden abgeworben, sondern es hat sich jemand bei uns beworben“, sagte Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer. Die kaufmännische Geschäftsführung des Burgtheaters war im Februar ausgeschrieben worden. 56 Bewerbungen waren abgegeben worden, acht Personen wurden zum Hearing geladen, vier kamen in die engere Wahl. Es sei zwar „eine große Leistung, so ein Riesenprojekt so erfolgreich zu begleiten“, meinte Springer im Hinblick auf den Bau des neuen Linzer Musiktheaters, durch die komplett andere Aufgabenstellung im Burgtheater sei jedoch neben der „erkennbaren Qualität und Qualifikation des Bewerbers“ vor allem das souverän absolvierte Hearing Königstorfers ausschlaggebend gewesen.

Die seit 2008 im Amt befindliche kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky hatte sich nicht beworben und wird ab 1. September Stellvertreterin des künstlerischen Burgtheater-Direktors Matthias Hartmann.

Nachbesetzung in Linz bis zum Herbst geplant

„Es ist eine gewisse Auszeichnung für uns, aber der Ruf kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.“ - Zwiespältig reagierte der oberösterreichische Kulturreferent Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) in einer eilig angesetzten Pressekonferenz Dienstagnachmittag auf die Berufung des kaufmännischen Direktors des Linzer Landestheaters, Thomas Königstorfer, an das Wiener Burgtheater. Der Posten in Linz soll so rasch wie möglich ausgeschrieben und bis Herbst neu besetzt werden.

Königstorfer verlässt Linz kurz nach der Eröffnung des neuen Musiktheaters, an dessen Errichtung er maßgeblich beteiligt war. Sein Nachfolger wird zeigen müssen, wie man das große Opernhaus finanziell erfolgreich führt. Die bestehenden Konzepte würden Früchte tragen und personenunabhängig fortgeführt, so Pühringer, „auch wenn man einem neuen Direktor natürlich auch neue Ideen zumuten kann“.

„Ein bisschen Stolz schwingt auch mit“

Es habe jedenfalls keinerlei Probleme zwischen ihm und Königstorfer oder bei der Abwicklung des Musiktheaterprojektes gegeben, betonte der Landeshauptmann. Dennoch sei der Abgang unangenehm. „Aber bei guten Leuten bist du nie sicher, wie lange du sie hast.“ Ob er dem scheidenden Kulturmanager böse sei? „Diese Frage stellt sich nicht.“ Ein bisschen Stolz schwingt aber auch mit: „Dass die Wiener jetzt nach einem Oberösterreicher greifen, heißt ja was.“ Königstorfer habe eben durch seine Arbeit in Linz auf sich aufmerksam gemacht.

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