Totenschädel als Souvenirs

Hallstatt ist auch für sein Beinhaus bekannt, in dem die kunstvoll beschrifteten und bemalten Schädel verstorbener Hallstätter ruhen. Jetzt aber gehen die Wogen hoch, weil ein junger Künstler bemalte Schädel aus Gips als Souvenirs verkauft.

Der Weltkulturerbeort Hallstatt liegt am Ufer des Hallstättersees und ist eines der touristischen Aushängeschilder Österreichs. Neben der beschaulichen Lage und dem malerischen Ortsbild ist Hallstatt auch für sein Beinhaus bekannt. Dort ruhen über 600 kunstvoll beschriftete und bemalte Totenschädel verstorbener Hallstätter. Dieser „Totenkult“ ist weltweit einzigartig und den Einheimischen heilig.

Beinhaus in Hallstatt

APA/Barbara Gindl

Das Beinhaus in Hallstatt

„Riesenschweinerei, Pietätlosigkeit, Tabubruch“

Jetzt aber ist die Aufregung groß, denn ein junger Künstler stellt Totenschädel aus Gips her, bemalt sie wie die Originale mit Efeu oder Blumen und verkauft sie in Hallstatt als Souvenirs - um 19,90 Euro pro Stück. Als „Riesenschweinerei“, „Pietätlosigkeit“ und „Tabubruch“ bezeichnen aufgebrachte Hallstätter diese neuen Mitbringsel aus ihrem Heimatort, die ihrer Meinung nach mit Kunst nichts zu tun haben.

Gestalter sieht Angelegenheit gelassen

Der Gestalter der bemalten Gipsschädel, der Bad Ischler Christoph Greifeneder, lebte selbst lange in Hallstatt und sieht die Sache eher gelassen: „Engerl, die nicht einmal zu Hallstatt passen, wollte ich nicht verkaufen. Ich habe mir gedacht, dass Totenköpfe eigentlich in sind und wäre gar nicht darauf gekommen, dass das solche Wellen schlägt.“

Totenschädel

ORF/Günther Madlberger

Diese Totenschädel aus Gips werden als Souvenirs verkauft

Er wolle auch nicht mit der Kirche oder den Angehörigen „übers Kreuz kommen“, sondern er sehe das als Kunst und als „Win-Win-Situation“: „Ich mache ein bisserl Werbung für Hallstatt, und Hallstatt macht ein bisserl Werbung für mich. Das kann eigentlich nur für beide gut sein.“

Pfarrer: „Eher ein bisschen seltsam“

Wenig Freude mit den nachgemachten Totenschädeln haben auch die beiden Pfarrer Iven Benk und Richard Czurylo. Ausgerechnet mit dem Tabu des Todes ein Geschäft zu machen ist für Benk „eher ein bisschen seltsam“. Czurylo findet, dass die Sache zu weit gegangen ist, weil „die Sache für die Hallstätter sehr große Bedeutung hat“.

Sisi und Franz als nächste „Opfer“

Neben den Hallstätter Totenschädeln hat es Greifeneder aber auch auf ein Bad Ischler Heiligtum abgesehen und hat damit auch schon die nächste Souveniridee im Köcher.

Totenschädel

ORF/Günther Madlberger

Totenschädel, verziert mit Abbildungen von Kaiser Franz und Kaiserin Sisi, sind das neueste Projekt: „Das verstorbene Kaiserpaar macht ein gutes Bild auf so einem Totenkopf.“ Möglich wäre auch eine „Second Edition“ in Gold, so der Bad Ischler.