Forderung: Straffreiheit nach Drogenkosum

Nachdem bekannt wurde, dass an einer Schule kiloweise Cannabis gehandelt worden sein soll, fordern Experten die Entkriminalisierung des Konsums. Jugendliche würden nicht bedenken, welche Konsequenzen selbst das Ausprobieren haben kann.

Mehr als 140 mutmaßliche Drogendealer und Konsumenten wurden von der Freistädter Polizei ausgeforscht und angezeigt. Sie sollen Cannabis im Umfeld der Berufsschule gekauft oder weiterverkauft haben. Mehr dazu in Drogenhandel in Mühlviertler Schule

Nicht alle in einen Topf werfen

Der Leiter des Instituts Suchtprävention von pro mente Oberösterreich, Christoph Lagemann, spricht sich dafür aus, Jugendliche, die Drogen - wie Cannabis - konsumieren, nicht zu kriminalisieren. Und vor allem müsse man differenzieren: „Sind es Jugendliche, die Probleme haben, dann muss sie man einer Behandlung oder einer Beratung zuführen. Sind es „Freizeitkiffer“, die ab und zu bei einer Party kiffen oder sind es Dealer. Dementsprechend differenziert muss der Stadt reagieren. Alle in einen Topf zu werfen und gleich zu bestrafen, würde keinen Sinn machen.“ Es wäre ein Fehler, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, meint Lagemann abschließend.

Selbstsicherheit der Jugendlichen fördern

An den Schulen setzt man auf Vorbeugung, an allen höheren Schulen und Berufsschulen gibt es speziell ausgebildete Lehrer. Ziel sei es, die Schüler darin zu bestärken, nein zu sagen. Erfahrene Kriminalisten sind ebenfalls eingebunden. Je selbstsicherer Jugendliche sind, desto eher seien sie davor gefeit, Drogen zu konsumieren. Da seien vor allem die Eltern gefordert, meint Alexander Geyrhofer vom Landeskriminalamt. Man müsse den Kindern und Jugendlichen mit Gefühl und Wertschätzung diskutieren und nicht mit Drohungen und Vorwürfen. Vor allem aber müsse man möglichst viel mit den Betroffenen reden, sagt Geyrhofer.

Führerschein und Job weg

Viele Jugendliche würden nicht bedenken, welche Konsequenzen selbst das Ausprobieren von Drogen haben kann, geschweige denn das Weiterverkaufen, so der Jugendrichter Walter Eichinger vom Landesgericht Linz: „Gerade bei Suchtmitteldelikten ist relativ schnell der Führerschein weg, bzw. bei Leuten, die noch keinen Führerschein haben, wird es durch die Vorstrafe massiv erschwert, einen solchen zu bekommen.“ Es könne aber auch durch eine Verurteilung der Job verloren gehen, sagt der Jugendrichter im Gespräch mit dem ORF Oberösterreich.

Den mutmaßlichen Drogendealern von Freistadt droht eine Anklage. Jene Konsumenten, die nicht selbst gedealt haben, könnten mit einem blauen Auge davonkommen. Vorausgesetzt, sie erfüllen bestimmte Auflagen und werden nicht wieder rückfällig.

Haimbuchner zeigt sich entsetzt

Manfred Haimbuchner, der Landesparteiobmann der FPÖ, reagierte in einer Aussendung auf die Ereignisse in Freistadt und die Forderung der Entkriminalisierung: „Es ist mir unverständlich, wie jemand unter dem Eindruck der Drogenexzesse an der Berufsschule Freistadt die Freigabe von Cannabis fordern kann. Ich bin betroffen vom Ausmaß der Exzesse und frage nach der Verantwortung des Lehr- und Erziehungspersonals.“

„Wenn die Meldungen den Tatsachen entsprechen, dass die verhafteten Hauptdealer durchwegs Migrationshintergrund haben, dann unterstreicht dies die von der FPÖ seit Jahrzehnten geforderte Verschärfung der Asylbestimmungen“, so Haimbuchner weiter in der Aussendung.