Oö. Arzt tritt Rückreise nach Dubai an

Jener Arzt aus Bad Ischl, der in Dubai wegen angeblichen Mordes vor Gericht steht, ist am Freitag in die Arabischen Emirate zurückgeflogen. Am Sonntag geht der Mordprozess in die nächste Runde.

Der Mediziner, der nach umfangreichen diplomatischen Bemühungen rund zwei Wochen bei seiner kranken Frau in Oberösterreich sein konnte, kehrt für den nächsten Verhandlungstag am Sonntag nach Dubai zurück. Ihm wird vorgeworfen, als Arzt in einer Klinik einem querschnittgelähmten Patienten die ärztliche Hilfe verweigert und so den Tod des Mannes verursacht zu haben.

Bei einer Verurteilung droht dem 50-Jährigen sogar die Todesstrafe. Warum er dennoch heute nach Dubai fliegt, dazu sagt der Intensivmediziner: „Ich habe zwar ein mulmiges Gefühl, denke aber, dass die Justiz Fakten beurteilt und die Geschichte für mich gut ausgeht. Alle meine Freunde und Bekannten raten mir, nicht zurückzufliegen, aber so einfach ist es nicht. Wenn ich nicht gehe, stehe ich bis an mein Lebensende auf einer internationalen Fahndungsliste als Mordverdächtiger. Das ist eine Zukunftsperspektive, die für mich nicht wahnsinnig attraktiv ist. Ich gehe sicher ein Risiko ein, aber es ist ein Risiko, das kalkulierbar und vertretbar ist.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Nach der Verhandlung am Sonntag soll der Angeklagte wieder nach Bad Ischl zurückfliegen dürfen. So wurde es zumindest auf diplomatischer Ebene vereinbart.

Die Sheikh Zayed Road in Dubai

APA/Stefan Zaklin

Die Emirates Towers in Dubai

Die Chronologie der Ereignisse

  • Februar 2009: Der österreichische Mediziner hat laut Behörden gemeinsam mit seinem 49-jährigen indischen Kollegen im Raschid-Spital in Dubai einen Patienten durch Unterlassung von Hilfeleistung sowie eine hohe Dosis Morphium getötet - und außerdem eine Order ausgegeben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. Der Ischler bestreitet das und gibt an, zu diesem Zeitpunkt bereits seit 36 Stunden nicht mehr im Krankenhaus gewesen zu sein. Auch der Inder war laut dem Oberösterreicher zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt und hatte daher keine Zeit, den gelähmten Patienten zu reanimieren.
  • Mai 2010: Dem Bad Ischler wird der Pass abgenommen, er darf die Vereinigten Arabischen Emirate nicht mehr verlassen.
  • 17. Juli 2011: Der Prozess wird in Dubai eröffnet. Sowohl der Österreicher als auch sein indischer Kollege bekennen sich nicht schuldig.
  • 7. August 2011: Eine weitere Verhandlung wird auf den 7. September vertagt. Wie erwartet dauert der Termin wegen des Fastenmonats Ramadan nicht lange. Jetzt muss der 52-jährige Oberösterreicher einen weiteren Monat warten - zudem darf der Mediziner, dessen Ehefrau schwer krank ist, weder arbeiten noch ausreisen.
  • 7. September 2011: Der Prozess wird abermals vertagt. Alle fünf Zeugen der Anklage, die gegen den Arzt aus Oberösterreich hätten aussagen sollen, bleiben der Verhandlung unentschuldigt fern.
  • 10. September 2011: Ein Expertenteam des Außenministeriums trifft in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein. Geplant sind Gespräche mit hohen Vertretern aus Politik, Gesundheit, Medizin und Justiz, um den Angeklagten vorübergehend zu seiner schwer kranken Frau nach Österreich ausreisen zu lassen.
  • 25. September 2011: Endlich kann der Prozess fortgesetzt werden - drei von fünf geladenen Zeugen erscheinen und geben ihre Aussagen zu Protokoll. Der Oberösterreicher sieht dennoch wenig Hoffnung auf eine baldige Ausreise nach Österreich.
  • 27. September 2011: Durchbruch bei den diplomatischen Verhandlungen: Der Arzt aus Bad Ischl erhält nun doch die Erlaubnis, zu seiner schwer kranken Frau nach Österreich heimzukehren. Das Außenministerium gibt keine Garantie ab, dass der Arzt nach Dubai zurückkehrt.