Ars Electronica Festival zum Thema „Error“

Fehler in der digitalen Welt sind das Thema des heurigen Ars Electronica Festivals, das von 6. bis 10. September in Linz stattfindet. Der Titel lautet “Error – The Art of Imperfection”, am Donnerstag wurde das Festival-Programm vorgestellt.

Ein Error muss nicht unbedingt tatsächlich ein Fehler, sondern er kann auch eine Chance sein. Gerade in der Unvollkommenheit liege das größte Potenzial für neue Lösungen, so der künstlerische Leiter Gerfried Stocker am Mittwoch im Ars Electronica Center bei der Präsentation des neuen Festivalthemas: „Es ist ganz klar, wenn man die aktuelle Situation anschaut, dann kriegt man sehr schnell das Gefühl, dass mit unserem 21. Jahrhundert irgendetwas schiefgelaufen ist, mit unserer tollen digitalen Revolution.“ Beim Festival gehe es darum, zu schauen, welchen Irrtümern man tatsächlich aufgesessen sei, aber auch zu zeigen, wie man den Irrtum, die Fehlerkultur und die damit verbundene Toleranz auch produktiv einsetzen könne, so Stocker – auch um entstandene Fehler wieder zu korrigieren.

Ars Electronica Podium von oben

Ars Electronica Robert Bauernhansl

Das Festivalprogramm 2018 wurde am 12. April vorgestellt

Festival ab 6. September

Vom 6. bis zum 10. September werden Hunderte Künstler, Wissenschaftler und Technologen aus der ganzen Welt nach Linz kommen, um in der Postcity, dem ehemaligen Postverteilzentrum beim Bahnhof, und an vielen weiteren Schauplätzen den Mut zur Unvollkommenheit und zum Error zu propagieren.

Weiterführung des Vorjahresthemas

Die Festivaldirektoren Christine Schöpf und Stocker umrissen das Programm am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Linz. „Error“ ist eine Weiterführung des Themas aus dem Vorjahr „AI - Das andere Ich“, das sich der künstlichen Intelligenz annahm, ihre technischen Fertigkeiten und Möglichkeiten, aber auch philosophische Fragen und gesellschaftspolitische Auswirkungen auslotete.

Podium

Ars Electronica Robert Bauernhansl

Festivaldirektorin Christine Schöpf

Mit „Error“ wendet man sich nun den vielen Irrtümern bzw. Fehlentwicklungen zu, die dieses Gebiet beinhaltet. „Ein Irrtum muss kein Fehler sein, es ist lediglich eine Abweichung von der Norm, von dem, was wir uns erwartet haben. Aber wer legt die Norm fest?“, fragte Stocker. Bereits kleine Abweichungen könnten etwa in der Datenüberwachung verdächtig sein. Zudem müsse man bedenken, dass Systeme alles, was sie erkennen, auch fälschen können.

Von Datenhoheit bis Genderthematik

Große Themen, die wissenschaftlich, technologisch, künstlerisch und gesellschaftspolitisch aufgearbeitet werden, sind Datenhoheit, Massenüberwachung, Privatsphäre, auch die Genderthematik und Einfluss der Kultur spielen mit. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sah „den Beginn einer Diskussion und nicht das Einzelthema eines Festivals“ und einen Prozess des Lernens, mit Fehlern und Risiken umzugehen. Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) betonte, dass die regionale Wirtschaft heuer stark in das Festival eingebunden sei.

Fehler im Bereich Digitalisierung

„Wir haben jetzt seit 20, 30, 40 Jahren die digitale Revolution, aus wie vielen Fehlern werden wir noch lernen müssen, bis wir auch sie bewältigen?“, stellte Stocker moderne Entwicklungen in Kontext zur 3,5 Milliarden Jahren dauernden Entwicklung des Menschen. „Die Liste der Irrtümer ist endlos“, verwies Schöpf auf von selbstfahrenden Autos verursachte Unfälle, Fehler in der Bilderkennung intelligenter Maschinen und zweifelhafte Ergebnisse aus Machine-Learning-Prozessen. Ein weißes Pixel in einem Bild und die Maschine „glaubt“, ein Schiff sei ein Flugzeug oder eine Katze ein Vogel, führte Stocker vor Augen. Ein großer Anteil der Fehlleistungen gehe auf das Konto von Vorurteilen.

Künstliche Intelligenz braucht soziale Intelligenz

Die Begeisterung für künstliche Intelligenz brauche unbedingt soziale Intelligenz an ihrer Seite, fordert Stocker. Vier Milliarden Menschen sind ans Internet angeschlossen, 5,2 Milliarden haben ein Smartphone, 2,2 Milliarden sind bei Facebook und pro Sekunde wachse die Community um 8,5 Menschen, verdeutlichte Stocker. Und doch werde falsch eingeschätzt, was wir an Daten im Internet von uns preisgeben, Menschen werden zu digitalen Konsum-Lemmingen (gemacht). Mittels eines Fitnesstrackers wurde etwa die Lage einer geheimen Anlage der US-Army verraten. China arbeitet bereits an einem Masterplan zur Überwachung namens „Sky Net“ mit Gesichtserkennung und GPS-Tracking.

Podium Luger

Ars Electronica Robert Bauernhansl

Natürlich gebe es auch „Erfolgsgeschichten des Irrtums“. Eine ist auf dem Festivalplakat zu sehen, ein blaues Farbpigment, das irrtümlich aus einem wissenschaftlichen Experiment entstand, und als YInMn-Blau patentiert wurde. Die anorganische chemische Verbindung hat alle Qualitäten von Kobaltblau, ist aber nicht giftig und kann Hitze gut abführen, erklärte Stocker.

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