Immer wieder Angriffe auf Pflegepersonal

Untersuchungen in Krankenhäusern, psychiatrischen Einrichtungen und Geriatriezentren in Österreich zeigen, dass knapp 80 Prozent der Mitarbeiter in den vergangenen zwölf Monaten verbalen Übergriffen ausgesetzt waren.

60 Prozent der Mitarbeiter wurden körperlich von Patienten attackiert. Im Akutbereich, der Psychiatrie und im Kreissaal kommt es besonders oft zu unschönen Zwischenfällen.

Intensivstation Keplerklinikum Linz, Krankenhaus

ORF

Menschen in Ausnahmesituationen

Oft geschieht es in Ausnahmesituationen - die Palette reicht von Psychiatriepatienten über Betrunkene, Reaktionen nach Operationen bis hin zu aufgelösten Angehörigen. Wenn Patienten ungehalten werden, weil sie warten müssen, der Arzt aber gerade mit einem lebensbedrohlichen Notfall beschäftigt ist, könne das von beiden Seiten unwirsche Äußerungen provozieren, so gespag-Vorstand Karl Lehner. Oft könne man mit kleinen Interventionen aber schlimme Folgen verhindern, erklärt Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP).

„Gewaltattacken nicht hinnehmen“

Das Salzkammergut-Klinikum hat daher ein Pilotprojekt gestartet, das nach Abschluss auch auf die anderen gespag-Standorte ausgerollt werden soll. „Wir möchten den Kollegen und Kolleginnen zeigen, dass man Gewaltattacken nicht als Berufsrisiko hinnehmen muss“, sagte die Initiatorin und Pflegedirektorin Gabriele Aster.

Man wolle aber „keinen blinden Fleck“ haben und daher auch darauf schauen, wie man sich selbst gegenüber Patienten und Angehörigen verhalte.

24 Attacken in letzten Monaten

Zu dem Projekt gehören Info-Veranstaltungen für alle Beschäftigten, Führungskräfteschulungen und mehrtägige Deeskalationstrainings, die bereits 76 Mitarbeiter absolviert haben. Heuer und kommendes Jahr sollen noch 170 weitere daran teilnehmen. Es werden entsprechende auch Vorfälle dokumentiert. In den vergangenen Monaten wurden 24 Gewaltereignisse registriert - sechs betrafen verbale, acht physische, neun verbale kombiniert mit physischer und einer sexuelle Gewalt.

Würde man diese Zahlen auf die Gesamtheit der mehr als 7.000 gespag-Beschäftigten hochrechnen, wäre das eine Größenordnung von 400 Vorfällen im Jahr, so Lehner. Tilman Königswieser, Ärztlicher Direktor des Salzkammergut-Klinikums, formuliert es anders: „Eigentlich ist jeder schon einmal mit Gewalt in Kontakt gekommen.“