Kunst-Cafe fuhr früher über Weltmeere

Ein reisefreudiges Ehepaar aus Scharnstein hat sich aus weitgereisten Hochsee-Schiffscontainern im Almtal einen Lebenstraum verwirklicht und sie zu einem Ort für Kultur und Genuss gebaut.

In Hamburg und Rotterdam, den beiden wichtigsten Handelshäfen Europas, werden jährliche Millionen Tonnen Waren und Handelsgüter umgeschlagen. Acht ausrangierte, übereinander gestapelte Container aus diesen Häfen bilden die Grundlage für die „Moserei“.

Der Künstler Markus Moser und seine Frau Karin haben aus den alten Containern ein kurioses Cafe, einen Galerieraum und für Markus Moser ein Kunst-Atelier gebaut.

Kunst-Cafe

Isabella Minniberger

„Von einem der acht Container haben wir das Logbuch und können nachvollziehen, wo er überall war. Er ist Anfang der 1990er Jahre in Shanghai weggefahren, war unter anderem in Oslo, in Miami und steht nun, nachdem er um die ganze Welt gefahren ist, im Almtal“, berichtet das Ehepaar.

Regionaler Genuss trifft auf internationales Publikum

Im Café werden Snacks wie Forellenaufstrich, Humus oder Schafskäse mit Currysauce im Rexglas serviert. "Hier sind wir sehr heimisch geblieben, da war uns Regionalität wichtig“, so Karin Moser.

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Isabella Minniberger

Die Persönlichkeits- und Atemtrainerin öffnet die Türen der Moserei für ein buntes Publikum: "Wir haben 85 jährige Damen aus der Nachbarschaft, die zu uns kommen, junge Familien mit ihren Kindern, die sich auf der Wiese vor der Moserei frei austoben können, Weltenbummler, Musiker und Künstler. Eine sehr bunte Mischung an Gästen kommt zu uns.“

Kulturelle Nahversorgung

Ein gewisser „Notstand" hat das Ehepaar Moser dazu bewogen, zu bauen: „Wir haben eine Zeit lang in Wien gewohnt, und als wir nach Scharnstein gezogen sind, hat uns ein bisschen das kulturelle Angebot am Land gefehlt. Das bringen die beiden nun selbst hierher.“

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privat

Markus Moser und seine Frau Karin haben sich eine Traum verwirklicht

Wie Bauklötze hat der gelernte Schweißer und Maschinenbau-Ingenieur die Container zusammengestellt. Jede Schweißnaht stammt von ihm: „Ich habe Schachteln gebastelt und ein Modell gebaut. Wie große Legosteine habe ich mich damit gespielt und diese übereinander gestapelt und hin und her geschoben, bis ich wusste, wie ich die Moserei bauen möchte. Die Container wurden isoliert und mit Strom und einem ein Wasseranschluss ausgestattet. Ein Pelletsofen spendet im Winter ausreichend Wärme.

Ein Container für Kunst

Auch eine Kunstgalerie ist in einem der Container untergebracht. Entstanden ist ein sogenannter „White Cube“, also ein typisch in weiß gehaltener Galerieraum. Sechs Ausstellungen sind im Sommer zu sehen. Derzeit werden die Werke des Gallspacher Bildhauers Erwin Burgstaller gezeigt.

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Isabella Minniberger

Auch eine Kunstgalerie ist in einem der Container untergebracht

Markus Moser arbeitet als Künstler mit Eisendraht. Er kommt nach der intensiven Aufbauphase nun auch wieder dazu, seine eigenen Ideen zu verwirklichen: „14 Monate lang hat der Aufbau gedauert, und dann haben wir uns auf den Start des Betriebs konzentriert. Seit zwei Wochen komme ich endlich auch wieder dazu, künstlerisch zu arbeiten.

Das Grundstück auf dem die Moserei steht, ist gepachtet. Wenn der Pachtvertrag eines Tages ablaufen wird, muss die Moserei abgebaut und entsorgt werden. „Wir wollten ganz bewusst kein Haus aus Beton auf die Wiese stellen. Die Container werden eines Tages eingeschmolzen werden und in neuer Form vielleicht wieder auf Reisen gehen, diese Idee hat etwas Reizvolles“, sagt Markus Moser.

Aus alt macht neu

Upcycling nennt sich der Trend, aus ausrangierten Dingen etwas Neues und Sinnvolles zu machen. In der Moserei in Scharnstein wurde aus acht weitgereisten Containern ein Ankunftsort. Genuss und Kunst aus wurden im Almtal sozusagen „verankert“.

ooe.ORF.at, Isabella Minniberger