Voest-Werk weit teurer als geplant

930 Mio. Euro hat das neue Roheisenwerk der voestalpine in Corpus Christi (Texas) gekostet und ist damit um mehr als ein Drittel teurer als veranschlagt, so Konzernsprecher Peter Felsbach am Mittwoch per Medienaussendung.

Jetzt liegt sie vor - die Schlussabrechnung des Stahlkonzerns für das Roheisenwerk, das nach gut zweijähriger Bauzeit im Herbst eröffnet wurde: Die endgültigen Projektkosten belaufen sich auf 1,012 Mrd. Dollar (930 Mio. Euro). Ursprünglich wurden dafür 550 Mio. Euro kommuniziert. Von massiven Kostenüberschreitungen war allerdings bereits im Vorfeld die Rede.

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voestalpine AG

Direktreduktionsanlage - Reduktionsturm

Konzern relativiert Kostensteigerung

Felsbach relativierte aber die Zahlen gegenüber der APA: „Das Projekt war immer in US-Dollar finanziert und auch abgerechnet - und die budgetierte Zahl lautete 742 Mio. Dollar.“ Derzeit seien die „742 Mio. Dollar“ umgerechnet 682 Mio. Euro, nur zu damaligen Wechselkursen waren es die von Anfang an von der Firma genannten 550 Mio. Euro. Die Entscheidung für die damals schon als „größte Einzelinvestition in der Konzerngeschichte“ eingestufte Werkserrichtung in den USA fiel bereits 2012.

Als einen der Gründe für die nach oben geschnellten Projektkosten führte Felsbach die wochenlangen, massiven Regenfälle beim Baustart an. „Das waren Unwetter, die es in Texas bisher noch nie gegeben hat“, betonte der voestalpine-Sprecher. Weiters hätte in Corpus Christi während der Errichtung der voestalpine-Direktreduktionsanlage ab 2014 ein nicht absehbarer, durch das Schiefergas befeuerter Bauboom eingesetzt, wodurch Materialen wie Beton, aber auch Arbeitskräfte äußerst knapp waren und die Preise dafür „durch die Decke gingen“. Während die voestalpine dort baute, seien in der texanischen Stadt von mehreren Konzernen gleichzeitig in Summe 40 Mrd. Dollar investiert worden.

Eder: „Rund 650.000 Tonnen gehen nach Linz“

Generaldirektor Wolfgang Eder sagte gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Das Projekt bleibt hoch wirtschaftlich, und damit bleiben natürlich auch die Vorteile für die österreichischen Standorte, vor allem für Linz als größtem Nutzer des neuen Produktes Eisenschwamm, völlig unverändert. Wir liefern von den zwei Millionen Tonnen Jahresproduktion 800.000 Tonnen nach Österreich, und davon gehen wieder rund 650.000 Tonnen an den Standort Linz. An den strategischen Voraussetzungen hat sich durch die Baukostenerhöhung nichts geändert. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass wir längerfristig sogar über die 800.000 Tonnen hinausgehend noch mehr Material aus Corpus Christi nach Österreich verbringen.“

„Standorte zehn bis 15 Jahre gesichert“

Eder weiter: "Es waren keine Planungsfehler, die wir gemacht haben, keine Auslegungsfehler, sondern es haben sich einfach die Rahmenbedingungen grundlegend verändert, aber in Bereichen, wo man hätte ein Prophet sein müssen. Für uns ist das Wichtigste, dass die Wirtschaftlichkeit des Projektes so gekommen ist, wie wir sie ursprünglich geplant haben. Und enorm wichtig: Mit diesem Projekt sichern wir für die nächsten zehn bis 15 Jahre – unabhängig von der Klima- und Energiediskussion – unsere österreichischen Standort. Das ist ein Riesensprung und auch strategisch ein großer Erfolg.“

Zwei Mio. Tonnen HBI pro Jahr

Am Golf von Mexiko sollen jährlich zwei Millionen Tonnen HBI (Hot Briquetted Iron). Dieser Eisenschwamm, wie das fast reine Roheisen auch genannt wird, dient als Vormaterial zur Stahlerzeugung. Die für die HBI-Herstellung notwendigen Eisenerzpellets kommen aus Brasilien, sollen künftig aber auch teilweise aus Schweden angeliefert werden.

„Zusatzinvestitionen wurden schlagend“

Zu Buche schlugen aber auch „Zusatzinvestitionen“, die im Zuge des Projektes dazugekommen seien. Die Rede ist hier von unvorhergesehenen Kosten für Umweltschutzmaßnahmen und Lärmschutz. Ursprünglich nicht budgetiert war beispielsweise eine sieben Fußballfelder große Lagerhalle für die Vormaterialien. Da es in Corpus Christi am Golf von Mexiko sehr windig ist, wäre ohne Überdachung zu viel Staub aufgewirbelt worden.

Vollbetrieb seit April

Nach einer sechsmonatigen Hochlaufphase ist das neue US-Werk seit 1. April 2017 in Vollbetrieb. Nun sollen dort jährlich zwei Millionen Tonnen HBI als Vormaterial für die Stahlproduktion erzeugt werden. Das Roheisenwerk in Texas bedeute für die voestalpine „künftig eine deutliche Reduktion des Energieeinsatzes, eine standortspezifische Verringerung der CO2-Emissionen um bis zu fünf Prozent sowie eine Verbreiterung der Rohstoffbasis“. „Bereits im ersten Betriebsmonat unter Vollauslastung erzielte das neue Werk ein positives Ergebnis“, betonte die voestalpine in einer Aussendung.

Der „überwiegende Teil“ der für das Projekt erforderlichen Investitionen sei bereits über die drei Geschäftsjahre 2013/14, 2014/15, 2015/16 abgerechnet, teilte der Konzern mit. Auf das jüngste Fiskaljahr 2016/17 (per Ende März) sei „nur noch eine vergleichsweise überschaubare Restinvestition“ entfallen. Die Bilanz wird am 1. Juni veröffentlicht.

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