Oberösterreichs Tourismus definiert sich neu

Oberösterreich stellt seinen Tourismus auf neue Beine. Sowohl das Konzept als auch das Tourismusgesetz werden neu definiert mit dem Ziel, größere Verbandsstrukturen, gemeinsame Themenplanung und eine klar definierte Bearbeitung und Bewerbung der Tourismusmärkte zu erzielen.

Auswirkungen hat das neue Konzept vor allem auf die Gemeinden im Land, die ihre kleinstrukturierten Tourismusverbände wohl auflösen werden müssen. Manche Gemeinden setzten bereits von sich aus einen ersten Schritt in die Tourismuszukunft.

Gemeinden kooperieren

Beide Gemeinden waren erfolgreich, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Zahlen: Bernhard Haudum positionierte als Tourimusobmann die Gemeinde Vorderweißenbach mit ihrer Spitzengastronomie in den letzten Jahren sehr erfolgreich als „Schmankerldorf“ und holte 20.000 Gäste jährlich in den Ort. Dennoch löste er den Tourismusverband jetzt auf. „Man stößt an Grenzen in Sachen der Ehrenamtlichkeit. Es ist immer schwieriger, Funktionäre zu finden. Aber auch die Umsetzung der Verwaltungstätigkeiten ist intensiv“

Neue Wege im Tourismus

Mit dem neuen Tourismuskonzept sollen größere Verbände künftig für einen erfolgreicheren Auftritt auf dem Markt sorgen.

Verschwunden ist der Vorderweißenbacher Verband nicht wirklich - man fusionierte mit dem Nachbarverband in Bad Leonfelden. Dort baute Tourismusobmann Wolfgang Hochreiter gemeinsam mit der Hotellerie die Nächtigungszahlen von jährlich 40.000 auf 120.000 aus. Und profitiert, wie Hochreiter sagt, dennoch vom kleineren Partner: „Das ‚Schmankerldorf‘ hat sich gut etabliert und ist eine Bereicherung." Doch vor allem von dem Sternstein, der mehr als zur Hälfte zu Vorderweißenbach gehört, würde man mit so einer Kooperation profitieren.

Zu viele Tourismusverbände in Oberösterreich

Vorderweißenbach und Bad Leonfelden zeigen vor, wie es in Zukunft gehen müssen wird. Das neue Tourismusgesetz, das noch im kommenden Herbst beschlossen werden soll, setzt auf Kooperation, größere Verbände und eine breitere Vermarktung. Handlungsbedarf besteht allemal: Unter anderem wegen der Kleinteiligkeit des heimischen Tourismus. 104 Tourismusverbände hat das Land, während Niederösterreich mit sechs auskommt, so Tourismuslandesrat Michael Strugl (ÖVP): "Auch wir müssen die Kooperationen verstärken, denn der Markt wird immer größer, insofern müssen sich auch die Strukturen neu ausrichten.“

200.000 Nächtigungen anzielen

Neue Kennzahlen der Größe: Damit ein Tourismusverband auch auf großen Märkten professionell auftreten kann, sollte er eine Größenordnung 200.000 Nächtigungen und ein Budget von 600.000 Euro erzielen.

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Der oberösterreichische Tourismusverband will sich auf den Märkten neu positionieren.

Die Führung der Tourismusverbände soll wirtschaftlicher und kontrollierbarer werden. Künftig wird jeder Gast in jeder Gemeinde mindestens zwei Euro Tourismusabgabe, auch „Ortstaxe“ genannt, pro Nächtigung zahlen. Eingehoben und geprüft durch eine neue, zentrale Tourismusbeitragsstelle, sagt Strugl:„In Zukunft wird der Rechnungsabschluss von Wirtschaftsexperten geprüft, damit auch bei großen Budgets eine Ordnung herrscht.“

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Neu ist ein landesweiter Innovationspool. In den fließt ein Teil der Tourimusabgabe und ein Teil der sogenannten Interessentenbeiträge. Den bezahlen Betriebe in einer Tourismusgemeinde je nach Umsatz. Aus dem Pool fließt dann wieder Geld für die Verbände, wie etwa für innovative Tourismusprojeke.

Chance für kleine Ortsverbände

Insgesamt geht es um viel Geld. Allein im Vorjahr gab es in Oberösterreich von Mai bis Oktober rund fünf Millionen Nächtigungen. Allein das wären nach neuer Berechnung mindestens 10 Millionen Euro an Tourismusabgabe. Geld, das neue Angebote und Arbeitsplätze schaffen soll. In Bad Leonfelden und Vorderweißenbach ist man vom neuen Tourismuskonzept des Landes überzeugt. Denn als kleiner Ortsverband wird man auf einem immer größer zu bespielenden Tourismusmarkt in Zukunft keine Chance auf mehr Gäste und mehr Geld haben.