GLS mit 60 Millionen Euro insolvent

Die mit Abstand größte Firmenpleite in diesem Jahr hat der Kreditschutzverband von 1870 gemeldet. Die Baufirma GLS Bau mit Sitz in Perg und das Tochterunternehmen RW Montage GmbH sind insolvent. In Summe geht es um 61 Millionen Euro Passiva.

Die Sanierung der Wiener Praterbrücke hat das Perger Unternehmen GLS Bau und Montage sowie ihre Tochter RW Montage in eine Millionenpleite geführt, hieß es am Dienstag. Insgesamt sind gut 280 Dienstnehmer und rund 1.130 Gläubiger betroffen. Laut KSV 1870 handelt es sich um die größte Pleite in Oberösterreich heuer - sowohl was die Mitarbeiter betrifft als auch hinsichtlich der Schulden.

GLS: Mehr als 50 Mio. Euro Schulden

Bei der GLS stehen mehr als 50 Mio. Euro Passiva rund 26,4 Mio. Euro Aktiva gegenüber. Bei der RW Montage liegen die Aktiva etwa bei 10,5 Mio. Euro, die Angaben zu den Passiva schwanken zwischen 8,3 und 10,5 Mio. Euro. Hier wurde der drohende Verlust offenbar noch nicht schlagend.

Bis zum Jahresabschluss Mitte 2016 sei die wirtschaftliche Entwicklung der Firmen noch positiv gewesen. Am 4. November wurde jedoch offenkundig, dass sich die Großbaustelle in Wien zu einem Ruin entwickelt habe. Die Generalsanierung habe nicht nur das Eigenkapital der Unternehmen aufgefressen, sondern trieb sie auch in den Verlust, nannte der KV als Insolvenzgrund.

Dienstag wurde für GLS Bau ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Linz beantragt, für RW Montage ein Konkursverfahren, teilten KSV und Creditreform mit. Der Sanierungsplan sieht vor, den Gläubigern eine sofortige Barquote von fünf Prozent anzubieten. Weitere 15 Prozent in den nächsten zwei Jahren. Die GLS Bau soll aber nach einer Restrukturierung mit dem künftigen Insolvenzverwalter fortgeführt werden.

Praterbrücke

ORF/Hubert Kickinger

Praterbrücke

AFINAG weist Insolvenzgrund zurück

„Wir bedauern die Insolvenz des Unternehmens mit seinen 285 Mitarbeitern“, sagt Gernot Brandtner, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH in einer Medienaussendung am Dienstagabend, „wir wollen aber auch die Fakten klarstellen.“ Die Sanierung der Praterbrücke sei sowohl was den Zeitplan, als auch die Kosten anbelangt im Plan.

Problem: Tausendfache Steigerung

Tatsache ist: Für eine ursprünglich mit 175.000 Euro angebotene Teil-Leistung bei der Sanierung hat die GLS, bald nach Beginn der Arbeiten, der ASFINAG Mehrkosten in Höhe von 176 Millionen Euro in Aussicht gestellt – also mehr als das Tausendfache. Die GLS habe diese Mehrkosten in mehreren Gesprächsrunden schrittweise auf letztlich 9,5 Millionen Euro reduziert – das war aber immer noch rund das Vierzigfache des marktüblichen Preises, so Brandtner.

„Natürlich kann es immer sein, dass bei einer Sanierung die ursprünglich geplanten Kosten steigen, eine sprunghafte Steigerung von 175.000 Euro auf 176 Millionen Euro und dann wieder zurück auf 9,5 Millionen Euro ist für uns nicht nachvollziehbar.“

ASFINAG: Mediation gescheitert

Als Aktiengesellschaft, die mit den Einnahmen aus Lkw-Maut und Vignette agiert und rechnungshofgeprüft ist, ist die ASFINAG einem jederzeit wirtschaftlichen, effizienten und sparsamen Mitteleinsatz verpflichtet. Die Mehrkostenforderungen wurden umfassend geprüft und haben sich in dieser Höhe als keinesfalls gerechtfertigt erwiesen. Im Fall GLS sind zum Bedauern der ASFINAG überdies bereits mehrere Mediationsgespräche gescheitert. Die Gesprächsbereitschaft der ASFINAG ist weiterhin vorhanden.

GLS: „Zuvor positiv gewirtschaftet“

Von der GLS hieß es kurze Zeit zuvor in einer Aussendung, wie schon zuvor von den Gläubigerschutzverbänden zitiert: „Insolvenzauslöser sind die immensen Mehrkosten im Zusammenhang mit dem im November 2014 übernommenen Auftrag zur Generalsanierung der Wiener Praterbrücke.“ Diese Mehrkosten wurden in der Unternehmensaussendung mit zehn Mio. Euro beziffert, entstanden im September des Vorjahres. Zuvor habe man positiv gewirtschaftet, so Edmund Wall, Geschäftsführer und Miteigentümer der GLS.

„Trotz Vorlage von bauwirtschaftlichen und rechtlichen Gutachten in unserem Sinne, erstellt durch namhafte österreichische Universitätsprofessoren, konnte über die vertraglich begründeten Mehrkostenforderungen aufgrund von Leistungsänderungen und Zusatzaufträgen keine Einigung mit dem Bauherrn erzielt werden“, so Wall. „Die letzten Verhandlungen darüber fanden am 4. November 2016 statt, wo wir letztlich auf den Klagsweg verwiesen wurden. Nachdem erfahrungsgemäß derartige Verfahren fünf bis acht Jahre in Anspruch nehmen, sind wir leider zu dem Schritt in die Insolvenz gezwungen.“

GLS 1998 in Perg gegründet

Die je zu 50 Prozent im Eigentum der Familienstiftungen Wall und Besenbäck stehende GLS Bau und Montage GmbH mit Hauptsitz Perg in Oberösterreich wurde 1998 gegründet. Laut Firmencompass gehört ihr die RW Montage GmbH zur Gänze, für die heute ebenfalls ein Insolvenzantrag am Landesgericht Linz gestellt wurde.

Weiters zählen die W 177 GmbH gänzlich zur GLS Bau und Montage GmbH wie auch die Wohnoase Dirnbergerstraße GmbH, die Schwarzbergerhof GmbH und die Objekt Sophiengut GmbH. Als Shareholder ist das Unternehmen zudem mit 66,67 Prozent an der Aventerra SAS in Frankreich beteiligt.

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