Zwei Staatskünstler in Grieskirchen

Zwei mit Auszeichnungen und Kunstpreisen hochdekorierte Staatskünstler sind derzeit in Oberösterreich zu sehen: Die Galerie Schloss Parz in Grieskirchen zeigt Skulpturen von Erwin Wurm und Malereien von Christian Ludwig Attersee.

Beide Künstler verbindet nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch die Teilnahme an der Kunstbiennale von Venedig: 1984 vertrat Christian Ludwig Attersee in Italien Österreich, Erwin Wurm wird den österreichischen Pavillon in der Lagunenstadt 2017 gestalten.

Erwin Wurm, Disorder

Studio Erwin Wurm

Erwin Wurm, Disorder

Schwierigkeiten bei der Biennale-Arbeit

Erwin Wurm steckt derzeit mitten in den Vorbereitungsarbeiten für die Kunstbiennale in Venedig, die am 13. Mai 2017 eröffnet wird. Und die Gestaltung des unter Denkmalschutz stehenden Josef-Hoffmann-Pavillons erweist sich als überraschend schwierig.

„Affenartig blöd“

Mit den italienischen Behörden gebe es große Differenzen, so Wurm, exklusiv im Gespräch mit ORF-Redakteurin Isabella Minniberger: „Es ist ein Alptraum, noch nie habe ich eine Ausstellung gemacht, die so kompliziert ist. Ich möchte eine Skulptur drinnen im Pavillon und draußen im Garten aufstellen. Der Pavillon gehört der Republik Österreich, steht aber unter italienischem Denkmalschutz. Nun sollen die Giardini (Anmerkung, das ist die Gartenanlage, in der die internationalen Länder-Pavillons stehen) zum Weltkultururerbe erklärt werden. Seit heuer gibt es neue Bestimmungen, das italienische Denkmalamt unter neuer Leitung steht auf dem Standpunkt, dass die Kunst im Garten des Österreich-Pavillons nun störe. Das ist völlig absurd, denn dort wurden immer schon Kunstwerke gezeigt. Wir kämpfen richtig, damit meine Konstruktion, die in Russland, Deutschland und Österreich produziert wird, doch noch in Italien gezeigt werden kann. Das ist eine echte Prüfung und „affenartig blöd.“

Stressbeulen und gestauchte Häuser

Im Schloss Parz ist Erwin Wurm mit 14 Skulpturen vertreten. Darunter sind gestauchte Häuser und graue, kopflose Anzugträger zu sehen. Die blankpolierte Aluminium-Skulptur „Stressbeulen“ hinterlässt im Zeitalter von Burnout und steigenden Berufskrankheiten ein beklemmendes Gefühl beim Betrachten. Seine eigenwillig-ironische Arbeiten bilden einen spannenden Kontrast zu den üppigen Malereien seines Künstlerkollegen Attersee.

Erwin Wurm

Studio Erwin Wurm

Der 1954 in Bruck an der Mur geborene Wurm hat für seine „One Minute Sculptures“ schon mit Ikonen wie Supermodel Claudia Schiffer zusammengearbeitet. Bekannt wurde er mit seinen skurril verformten Autos, Häusern und Figuren: „Ich versuche Fragen zu stellen und Sehgewohnheiten neu zu interpretieren. Und dabei löse ich oft Lachen aus, aber auch Ablehnung, da ist alles möglich.“

Erste gemeinsame Ausstellung

Attersee und Wurm verbindet eine lange Freundschaft. Erstmals stellen die beiden nun im Grieskirchner Wasserschloss gemeinsam aus. Die Ausstellung unter dem Titel „Doppel“ zeigt rund 60 farbprächtige Malereien von Christian Ludwig Attersee, der immer noch sehr produktiv ist.

Christian Ludwig Attersee und Erwin Wurm

ORF/Minniberger

Christian Ludwig Attersee und Erwin Wurm in der Galerie Schloss Parz

Er mache sich natürlich wie jeder Mensch Gedanken über die eigene Vergänglichkeit", sagt der 76-Jährige: „Ich lehne den Tod ab, ich sage wie Elias Canetti, Ich lebe ewig bis zum Tod, für mich ist die Liebe, die glückliche, naive erste Fassung der Liebe wichtig, und dann kann eine Freundschaft oder Kameradschaft daraus werden. Das ist erfüllend.“

Im Herbst ist Kunst-Erntezeit

In Attersees Arbeiten kommen immer wieder die Motive Wasser, Licht, Schiffe, Tiere und Menschen, aber auch Früchte vor. Diese stünden symbolisch für das Ernten und die Erotik und Sinnlichkeit im Leben: „Die Frucht und alle Lebensmittel verstehe ich sinnlich und erotisch besetzt, in Österreich werden wir ja von Beeren überwältigt, und daher sind sie Teil meiner Malerei.“

Christian Ludwig Attersee, KOPFKRIEG

Atelier Attersee

Christian Ludwig Attersee, KOPFKRIEG

Den Herbst bezeichnet Christian Ludwig Attersee als eine positiv besetzte Jahreszeit: “Der Herbst ist etwas ganz Spezielles, denn da kommt die ganze Kraft, die die Künstler im Sommer gesammelt haben, in die Öffentlichkeit. Es ist die Zeit des Brucknerfests, der Ars Electronica und der Vernissagen. Im Herbst passiert viel.“

Die Ausstellung „Doppel“ ist bis 22.1.2017 (immer am Samstag und Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr) in der Galerie Schloss Parz zu sehen.

Isabella Minniberger, ooe.ORF.at

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