Pfahlbauforschung neu gestartet

In Oberösterreich ist ein großes Archäologieprojekt angelaufen: Die Pfahlbauforschung an den Salzkammergut-Seen wurde neu gestartet. Derzeit ist dazu eine Unterwassergrabung am Attersee im Gange.

Es handelt sich um Vorarbeiten für die Landesausstellung 2020 mit dem Titel „Versunken - Aufgetaucht“ in Seewalchen, Attersee und Mondsee.

Teil des UNESCO-Welterbes

Das Projekt ist von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) als Kulturreferent zusammen mit unter anderem der Leiterin der Sammlung Ur- und Frühgeschichte des Oö. Landesmuseums, Jutta Leskovar, in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz vorgestellt worden. Fünf Jahre lang sollen Archäologen mit einer speziellen Forschungstaucherausbildung am Attersee und am Mondsee die im Flachwasser noch vorhandenen Reste von rund 6.000 Jahre alten Siedlungen untersuchen - sie sind Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Es handelt sich um die erste derartige umfassende Grabung seit fast 30 Jahren. Inzwischen gibt es neue wissenschaftliche Methoden in diesem Bereich.

Taucher Pfahlbauten

APA/Kuratorium Pfahlbauen/Christian Howe

Taucher im Strandbad Seewalchen im Einsatz

Aktuell sind Taucher an der Grube vor dem Sprungturm des Strandbades in Seewalchen im Einsatz. Der Turm mit Zehn-Meter-Brett wurde 1959 gebaut. Die dort vorhandenen zwei Meter Wassertiefe waren allerdings zu wenig. Deshalb wurde eine Grube ausgebaggert - mitten in eine der prähistorischen Siedlungen am See. Seither rutscht immer wieder archäologisches Material von den Seitenkanten in die Grube. Diese wird deswegen regelmäßig neu ausgebaggert.

Verschalung soll gesichert werden

Mit der Ausgrabung soll einerseits die Umgebung der Grube erforscht und andererseits diese mit einer Verschalung gesichert werden, um die Erosion aufzuhalten. Seit Anfang Oktober saugen Taucher den abgelagerten Schlamm am Seeboden ab und bergen Fundstücke. Anders als bei Ausgrabungen am Land fällt dabei viel organisches Material an: Holz, Geweih, Nahrungs- und Pflanzenreste sowie Textilien. Sie haben sich in der Feuchtigkeit im See jahrtausendelang erhalten. Nach ihrer Bergung muss sofort die Austrocknung verhindert werden. Sie werden nass, bei zehn Grad Celsius und dunkel gelagert, bis sie konserviert werden können.

Diese Funde beantworten Fragen über den prähistorischen Alltag: Was ist damals gewachsen, welches Klima herrschte, womit haben sich die Menschen ernährt? Die Holzpfähle der Häuser können obendrein mittels Dendrochronologie, also anhand der Jahresringe im Holz, datiert werden.

Umwelt- und Besiedelungsgeschichte

Darüber hinaus werden auch in einem auf mehrere Jahre angelegten Programm Siedlungen im Hinterland der Seen von mehreren wissenschaftlichen Disziplinen gemeinsam untersucht, um die Umwelt- und Besiedelungsgeschichte im oberösterreichischen Alpenvorland im 4. Jahrtausend vor Christus zu erforschen. Dabei wird es neben Ausgrabungen auch Luftbildarchäologie, die Auswertung von Sedimentproben sowie den Einsatz von Bodenradar mit neuester Technologie geben.

Zahlreiche Universitäten beteiligt

An der Pfahlbauforschung sind neben dem Landesmuseum unter anderem die Universitäten Wien und Innsbruck sowie die Uni für Bodenkultur in Wien, das Naturhistorische Museum und das Kuratorium Pfahlbauten sowie die betroffenen Gemeinden beteiligt, deren Bevölkerung laufend durch eine intensive Informationsarbeit in das Vorhaben eingebunden werden. Die wissenschaftliche Leiterin des Landesmuseums, Gerda Ridler, bestätigte auf Anfrage, dass es sich um eines der größten archäologischen Projekte in Oberösterreich seit Langem handle. Die Forschungen würden derzeit auch durch die 2018 geplante Landesausstellung unter dem Motto „Welterbe Donaulimes“ befeuert.

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