Personalrochaden durch Vorzugsstimmen

Neben Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl konnten die Wähler am Sonntag auch bis zu sechs Vorzugsstimmen vergeben. Durch einen internen Modus der ÖVP könnte ein Abgeordneter aus dem Landtag ausscheiden.

Im Vorfeld hatte man bei der ÖVP für die Vorzugsstimmen innerparteilich die Spielregeln so festgelegt, dass der Kandidat oder die Kandidatin, die im Wahlkreis die meisten Stimmen bekommt, automatisch auf Platz eins vorgereiht wird - egal auf welchem Listenplatz er oder sie steht. Im Innviertel zieht so der 25-Jähriger Gerald Weilbuchner aus Burgkirchen an allen arrivierten ÖVP-Granden vorbei und setzt sich mit seinen 2.126 Vorzugsstimmen auf Platz eins.

„Wirtsbua" bekommt Sitz im Landtag

Vorbei an Gemeindebundpräsident Johann Hingsamer, dem Rieder Wirtschaftskammerobmann Alfred Frauscher und dem Altheimer Bürgermeister Franz Weinberger. Weilbuchner bekommt als einziger nach der ÖVP-Vorzugsstimmen-Regelung einen Sitz im Landtag. „Wirtsbua und frisch aussa, wias drin is“ - so charakterisiert er sich selbst auf der Internetseite der Jungen ÖVP. Treffen könnte diese Vorzugsstimmen-Regelung Franz Weinberger. Er sitzt damit auf einem Wackelmandat, könnte aber eventuell noch über die Landesliste einziehen. Außerdem muss der bisherige Altheimer Bürgermeister in zwei Wochen auch noch in eine Stichwahl gegen den FPÖ Kandidaten in seiner Stadt.

Daten zur Wahl

Hintergründe und Daten zur Wahl im ORF.at-Wahlschwerpunkt Wahl ’15.

Die Wahl-App von ORF.at präsentiert Ergebnisse und Analysen auch mobil, aktuell und übersichtlich.

8.200 Stimmen für Pühringer

Ansonsten ist bei der ÖVP alles so gelaufen, wie geplant: im Wahlkreis Linz bekommen Landeshauptmann Pühringer mit gut 8.200 und Klubobmann Thomas Stelzer mit 1.400 Vorzugsstimmen die meisten - Pühringers 8.251 Vorzugsstimmen bedeuten überhaupt Platz eins aller Kandidaten und Parteien dieser Landtagswahl. Im Wahlkreis Innviertel landet hinter Weilbuchner Bundesrat Ferdinand Tiefnig mit knapp 1.500 Stimmen auf Platz zwei. Er bekam mehr Vorzugsstimmen als die Landtagsabgeordneten aus dieser Region, mehr als Hingsamer, Frauscher oder Barbara Tausch. Allerdings bringt der Platz zwei eben kein Direktmandat.

Aspalter neu in Landtag

Im Hausruckviertel bekamen die Landesräte Max Hiegelsberger und Doris Hummer die meisten Vorzugsstimmen, im Traunviertel es Martina Pühringer. Hinter Pühringer landete Regina Aspalter vom Bauernbund und Spitzenkandidatin im Bezirk Steyr Land; Sie wird vermutlich auch eine der Neuen im Landtag, denn sie bekam fast doppelt so viele Vorzugsstimmen wie ÖVP Angeordneter Christian Dörfel. Im Mühlviertel macht Landesrat Michael Strugl das Rennen, gefolgt wieder von einer Kandidatin des Bauernbundes, Johanna Miesenberger. Dahinter dann die arrivierten Abgeordneten wie Landtagspräsident Viktor Sigl, Landtagsabgeordnete und EUREGIO-Chefin Gabriele Lackner-Strauss oder der Rohrbacher Abgeordnete Georg Ecker.

Vorzugsstimmen bei SPÖ

Bei allen anderen Parteien gibt so eine Umreihungsmöglichkeit nicht - dennoch sind manche Ergebnisse bei den Vorzugsstimmen durchaus interessante Parameter. So bekommt etwa bei der SPÖ der öffentlich weitgehend unbekannte Ahmet Kaya (Listenplatz 11 im Wahlkreis Linz) deutlich mehr Vorzugsstimmen als der Spitzenkandidat, Landtagsabgeordnete und Voest-Zentralbetriebsrat Hans Karl Schaller.

Kaya erhielt auch so viele Stimmen wie die langjährigen Landtagsabgeordneten Gisela Peutlberger-Naderer oder Julia Röper-Kelmayr. Im Wahlkreis Mühlviertel gewann das Vorzugsstimmen-Rennen der Freistädter Neueinsteiger Michael Lindner vor Spitzenkandidatin und Landesrätin Gertraud Jahn. Sie bekommt rund 1.000, Lindern rund 2.000 Stimmen.

Vorzugsstimmen FPÖ

Ohne große Überraschungen blieb die Vorzugsstimmenwahl bei der FPÖ. Parteichef Manfred Haimbuchner erhielt in seinem Wahlkreis Hausruckviertel 5.570 und damit die zweitmeisten aller Kandidaten bei dieser Wahl hinter dem Landeshauptmann. In Linz machte Günther Steinkellner mit gut 900 knapp das Rennen vor dem Linzer Noch-Stadtrat Detlef Wimmer.

Im Innviertel landete Landtagsabegordneter David Schießl auf Platz eins. Aber im Traunviertel bekam Michael Gruber, Listenplatz zwei der FPÖ doppelt so viele Vorzugsstimmen wie Landtagspräsident Adalbert Cramer. Und im Mühlviertel gingen die meisten Vorzugsstimmen bei den Freiheitlichen an die Landtagsmandatare Alexander Nerat und Ulrike Wall.

Vorzugsstimmen bei den Grünen

Bei den Grünen bekam Rudi Anschober mit fast 1.800 Vorzugsstimmen die meisten seiner Partei, dahinter - fast gleichauf - Parteichefin Maria Buchmayr und Ulrike Schwarz mit jeweils gut 600 und Klubobmann Gottfried Hirz mit knapp 400.

Steyrer SPÖ Vize verlässt Gemeinderat

Vizebürgermeister Walter Oppl hat per Aussendung bekannt gegeben, dass er sich aus dem Gemeinderat zurückzieht, weil durch die neue politische Verteilung die SPÖ einen Sitz verliert. Andere Parteifunktion werde er weiterhin ausüben.

Gernot Ecker; ooe.ORF.at