390.000 Euro an Betrüger gezahlt

Kriminalisten haben eine Bande von Telefonbetrügern auffliegen lassen. Um an den Hauptpreis eines Gewinnspiels zu kommen, mussten die Opfer Geld in die Türkei überweisen. Eine Linzerin zahlte mehr als 300.000 Euro, ohne einen einzigen Cent zu sehen.

Ein Jahr lang zogen die sechs Männer im Alter von 25 bis 43 Jahren ihre Betrugsmasche durch: Ein angeblicher Mitarbeiter einer Gewinnspielfirma rief Frauen an, deren Vornamen auf ein fortgeschrittenes Alter schließen ließen. Mit einer geschickten Gesprächsführung fanden sie heraus, dass die Angerufenen irgendwann einmal eine Türkeireise unternommen hatten.

Opfer in Wien, Rohrbach und Linz

Bei einer Sitzplatzverlosung seien sie als Gewinnerin gezogen worden. Auf diese Weise wurden eine 68-Jährige aus Wien, eine 87-Jährige aus dem Bezirk Rohrbach und eine 54-Jährige aus Linz um insgesamt 390.000 Euro erleichtert. Eine 54-jährige Linzerin überwies in Summe sogar mehr als 300.000 Euro, ohne einen einzigen Cent zu sehen, berichtet Franz Hirnschrodt, Ermittler beim Stadtpolizeikommando Linz.

Betrüger in der Türkei ausgeforscht

Die oberösterreichische Polizei hat in internationaler Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Behörden in der Türkei dort alle Täter namentlich ermittelt. Sie befinden sich noch auf freiem Fuß. Nun ist die Staatsanwaltschaft am Zug, unter anderem einen internationalen Haftbefehl zu erwirken.

Bei der 54-Jährigen habe es mit Überweisungen von 500 bis 1.500 Euro für versprochene Gewinnsummen von 30.000 bis 40.000 Euro begonnen, so Hirnschrodt: „Mit der Zeit wurden die Gewinnsummen auf 1,2 Millionen erhöht und die Forderungen beliefen sich auf 45.000 bis 49.000 Euro.“

Auch nach der Anzeige noch weitere Überweisungen

Die Frau soll diese Zahlungen mit Bankkrediten, Darlehen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis und einem Erbonkel finanziert haben, berichtet der Ermittler. Die Frau soll sogar, nachdem sie Anzeige erstattet hatte, weiterhin Geld in die Türkei überwiesen haben, so Hirnschrodt.

Tipps vom Experten

Der beim Landeskriminalamt für Betrugsdelikte zuständige Walter Rothländer rät, bei angeblichen Gewinnbenachrichtigungen, sich selbst zu fragen: „Habe ich überhaupt bei einem Gewinnspiel mitgemacht?“ Weiters gelte: „Bei einem normalen Gewinnspiel sind keine Millionenbeträge zu erwarten“ und „Für einen Gewinn brauche ich nicht zu bezahlen“, denn Spesen würden ohnehin von vornherein abgezogen.