Eva Glawischnig live in Radio OÖ.

Zu den bevorstehenden Nationalratswahlen sind die Spitzenkandidaten der Parteien zu Gast. Am Donnerstag beantwortete Eva Glawischnig von 11.00 bis 12.00 Uhr die Fragen der Radio Oberösterreich-Hörer. Durch die Sendung führten Redakteur Klaus Obereder und Wolfgang Lehner.

Robert aus dem Burgenland, der in Oberösterreich zu Gast ist, und Christine Pater aus Linz wollen wissen: „Warum streiten Politiker so viel?“ „Wenn man ihnen länger zuhört, verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit, fügt Christine Pater noch hinzu“:

Glawischnig: „Mein persönliches Motto ist: Kooperation soweit als möglich, Zusammenarbeit wo es geht, aber auch Konfrontation, wo es notwendig ist. Wir haben gerade in den letzten Jahren sehr üble Missstände aufgedeckt und den Finger auch in die Wunde gelegt. Das ist schon wichtig, weil es um viel Steuergeld geht, das in die falschen Kanäle gesickert ist. Korruptionsbekämpfung ist für uns ein wichtiges Thema und da muss man manchmal auch hart reingehen.“

Redakteur Klaus Obereder:
Streiten gehört in der Politik dazu?
Glawischnig: Streiten ist eine Stilfrage. Ich bemühe mich, sachlich zu bleiben. Aber wenn es notwendig ist, muss man es schon beim Namen nennen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.

Obereder: Sie haben ja grad einen heftigen Streit mit den anderen Parteien, Sie positionieren sich ganz stark als Anti-Korruptionspartei in diesem Wahlkampf. Jetzt wird den Grünen genau das vorgeworfen, nämlich auch Geld genommen zu haben, in der Zeit des Peter Pilz, als er Parteiobmann war. Nämlich diese berühmten vier Millionen von Herrn Gaddafi, die angeblich die Grünen genommen haben. Stimmt das?

Glawischnig: Das ist vollkommen absurd, das ist eine glatte Lüge und ich habe angekündigt, ich Klage alle in der Sekunde, die das weiterbehaupten. Sie müssen schon sehr weit herumwühlen, dass irgendwelche komischen Geschichten mit dem libyschen Geheimdienst vor 20 Jahren jetzt dreieinhalb Wochen vor der Wahl angeblich auftauchen. Es ist schon eine sehr schräge Sache. Aber wie gesagt, wir haben geklagt, ich lass das nicht auf uns sitzen.

Eva Glawischnig im Gespräch mit Klaus Obereder

ORF

Obereder: Können Sie das ausschließen, Sie waren damals noch nicht bei den Grünen?

Glawischnig: Absolut. Das ist undenkbar. Das wäre auch vor 25 Jahren bei der Gründung bei Freda Meissner-Blau – das ist eine Grande Dame der Politik gewesen – völlig undenkbar gewesen.

Maria Luboja aus Linz wollte wissen: „Warum beschäftigen sie sich mit unnötigen Tehmen, also mit Haschisch, dass das freigegeben wird, es gibt viel wichtigere Themen wie Teuerungen oder Verteilung?“

Glawischnig: Das ist vollkommen richtig, leistbares Leben, die Frage der Mietpreise, die Frage, was kosten öffentliche Verkehrsmittel, die stehen bei uns auch im Mittelpunkt. Zu Haschisch kann ich nur eines sagen: Also ich wünsch mir, dass Jugendliche und auch Kinder – und es gibt elf-, zwölf-, 13-Jährige, die rauchen – ich wünsch mir, dass die gar nichts rauchen, aber wenn sie einmal einen Joint geraucht haben, dann möchte ich, dass sie nicht Schwierigkeiten haben, dass sie ins Gefängnis kommen. Das ist im Moment der Fall, das ist das Strafrecht, das hier droht und das find ich einfach nicht passend. Aber wir haben so soviel wichtige Fragen und da hat die Dame vollkommen Recht.

Obereder: Kurze Nachfrage noch, haben Sie es selbst einmal probiert?

Glawischnig: "Nein, also ich kann mit dieser Erfahrung nicht dienen. Ich bin an und für sich eine sehr gesundheitsorientierte Frau also, ich lege sehr viel Wert auf gesunde Ernährung auf Sport, auf Bewegung. Ich achte auch bei meinen Kindern auf gesunde Ernährung. Ich hab mich sehr bemüht, dass ich lange stille, dass die Babys gesund sind, wie viele Mütter und ja, da ist mir Rauchen, gerade bei Jugendlichen, ein Anliegen, dass sich das reduziert.

Obereder: Gesetzt dem Fall, Ihre Kinder würden einmal daherkommen, Mama weißt eh, ich habs einmal probiert, war gar nicht so schlecht, so ein Joint. Was würden sie denen sagen

Glawischnig: Schwierige Situation, also meine Kinder sind jetzt vier und sieben, also das habe ich noch nicht, dieses Problem, aber ich würde mir natürlich Sorgen machen. Alle Mütter machen sich Sorgen, dass Kinder einmal Drogen probieren, das wär für mich auch ein große Sorge

Reinhard Krautner aus Ottensheim: Frau Glawischnig hat sich als absolute Gegnerin des Westrings geoutet und jetzt interessiert mich, welche Alternativen sie sich vorgestellt hat für die Pendler – vielleicht möchte sie sich in der Früh in den Stau stellen, damit sie sieht, was sich da abspielt.

Glawischnig: Ich kenn das Problem sehr gut, also in vielen Ballungsräumen, das Einpendeln in der Früh ist ein Riesenproblem. Es ist auch für viele Menschen sehr belastend, im Stau zu stehen, das ist mir vollkommen klar. Also wir würden gerne Geld umschichten, das für die nächsten Jahre geplant ist. Unter anderem auch für den Linzer Westring und insbesondere, um die Städte Salzburg, Linz, Graz, Wien - also den schienengebundenen Verkehr - deutlich ausbauen und sehr attraktiv machen. Ich probier es auch immer wieder selber aus, probier immer wieder auch Schnellbahnen aus, wie geht das, ist das im Takt, angenehm. Und ich find, es ist schon ein Unterschied - wo es gute Schnellbahnen gibt, ist es einfach viel angenehmer, als mit dem Auto reinzustauen. Deswegen Ausbau.

Obereder: Jetzt wissen wir schon, dass Sie keine Regionalpolitikerin sind und wahrscheinlich die Verhältnisse in Linz nicht ganz so gut kennen, aber Sie haben sich immerhin festgelegt, in diesem Zeitungsinterview (Anm. im Kurier), dass Sie gesagt haben, Sie würden sich dort auch vor die Bagger legen. Warum gerade diesen Westring, vielleicht weil die Landesgrünen bzw. die Linzer Stadtgrünen diese Linie verfolgen?

Glawischnig: Es hat schon einen ganz anderen Hintergrund auch noch. Also alles, was jetzt an Autobahnkilometern gebaut wird, bauen wir auf Schuldenbasis. Man muss sich wirklich gut überlegen, welche Lasten wir der nächsten Generation aufbürden und ob das wirklich gut begründet ist. Es muss jeder Steuerschilling im Moment wirklich umgedreht werden und im Straßenbau tut man so, als wär das selbstverständlich, da muss man weitermachen. Wir haben ein hervorragend ausgebautes Autobahnnetz in Österreich. Das zweitdichteste in Europa. Und ich sag ‚unsere Unis, schauts Euch die einmal an wie die ausschauen‘. Und das ist einfach die vollkommen ausgeblendete Frage, die wichtigste Frage für den Standort Österreich ist unser Bildungssystem und nicht mehr zusätzliche Autobahnkilometer. Das kostet so viel Geld, das brauchen wir einfach in anderen Bereichen.

Obereder: Wie glauben Sie, wie das ankommt bei einem Pendler und da kann ich Ihnen vielleicht noch ein bissl was erzählen, wie die Situation da ist, dass eben Leute seit 40 Jahren warte auf eine ordentliche Verkehrslösung.

Glawischnig: Das versteh ich, ich versteh auch, dass man da ‚angfressen‘ ist, aber trotzdem also zusätzliche, wirklich leistungsfähige Straßen zu bauen. Wir wissen das aus langjähriger Erfahrung, die werden dann halt nach einer gewissen Zeit genauso zugestaut sein, die einzige Alternative ist wirklich leistungsfähige öffentlicher Verkehrsmittel.

Karl Lang aus Rainbach bei Schärding:
„Ich hab gerade die Nachrichten gehört, da spricht sich Präsident Fischer für noch mehr Flüchtlinge aus. Füllt ihr Politiker eure Wohnungen an und der Präsident die Hofburg? Und wie kommen wir auf dafür? Wieder der Steuerzahler und der Spender? Wir müssen euch eh schon erhalten!“

Glawischnig: Wir in Österreich kennen das ja sehr gut. Wir haben das ja alle miterlebt, wie es in der Jugoslawienkrise war. Wie tausende geflüchtet sind, wie Belgrad bombardiert worden ist. Die Nachbarländer haben in solchen Situationen wie jetzt in Syrien einfach einen Druck von Menschen, die auf der Flucht sind. Das sind jetzt mittlerweile über zwei Millionen Menschen und die brauchen Hilfe. Die brauchen winterfeste Kleidung, die brauchen Zelte. Man muss bei den Kindern schauen, dass sie was weiterlernen, man muss ein bissl was an Schule anbieten. Wir wissen nicht, wann die wieder zurückkommen, aber wir können nicht wegschauen. Es ist eine riesige, humanitäre Katastrophe und wenn wir dann ein paar in Österreich aufnehmen, ich glaub, da haben wir eine gute Tradition. Das können wir uns durchaus leisten. Aber die Hauptlast ist dort vor Ort. Das sind Menschen, die jetzt vorm Winter stehen und das ist dort nicht lustig. Menschen, die vielleicht alles verloren haben, die auf der Flucht sind vor Giftgasangriffen, das kann man glaub ich als Mensch, dem der Mensch wichtig ist, egal welchen Reisepass er in der Hosentasche stecken hat, nicht einfach ausblenden. Das ist meine tiefe Überzeugung.

Obereder: Das eine ist die Flüchtlingsfrage, das andere die Zuwanderungsfrage, wie ist ihre Position dazu? Braucht Österreich weitere Zuwanderung?

Glawischnig: Ich als Kärntnerin kann nur sagen: Was ist, wenn ein Land zu einem Abwanderungsland wird? Das ist Kärnten im Moment. In Kärnten schrumpft die Bevölkerung, gut ausgebildete junge Leute gehen alle weg. Das ist ein Problem. Zuwanderung heißt auch, gemeinsam Wohlstand weiterbauen. Das hat in Österreich gut funktioniert. Ich glaub nur, dass wir bei der Zuwanderung wirklich auch Leute suchen müssen, die qualifiziert sind, die gute Ausbildung haben. Das war lange Jahre nicht so.

Obereder: Wären Sie in der Regierung, was würden Sie in Sachen Zuwanderung machen?
Glawischnig: Wir sind da recht nah an Modellen z.B. von der Industriellenvereinigung. Wir würden ein Punktesystem machen, nach Alter, nach Ausbildung, nach Möglichkeit der Integration für die Bereiche, die auch notwendig sind. Also ohne Zuwanderung ist die Pflege in Österreich nicht mehr organisierbar. Das muss man sich schon vor Augen halten. Auch die Sozial- und Pensionssystem sind nicht mehr aufrechterhaltbar. Wir brauchens.

Obereder: Also ‚Grenzen auf‘?
Glawischnig: Das ist wieder ein ganz anderes Thema, das ist ein Klischee. Grenzen auf ist etwas ganz anderes, als eine gesteuerte Zuwanderung. Nach bestimmten Kriterien auch wirklich anzuschauen, was können die Leute, wenn sie zu uns kommen und das auch wirklich nutzen.

Rainhard Paterno aus Vorarlberg: Wann werden die Politikergehälter reduziert?

Politikergehälter sind für viele Menschen ein Thema, das weiß ich. Wir haben in Österreich eine so genannte Gehaltspyramide, an deren Spitze der Bundespräsident steht. Die letzten Jahre wurden die Politikergehälter auch eingefroren, um auch ein Zeichen zu setzen rund um die Sparpakete. Ich steh aber dazu, dass auch Menschen in die Politik gehen können und auch voll für die Politik arbeiten können, die keine Milliardäre sind, wie Frank Stronach. Sondern die Demokratie lebt auch davon, dass Parteien und auch Politiker auch eine Bezahlung erhalten. Zu dem stehe ich auch.

Obereder: Würden Sie sagen, dass Sie angemessen bezahlt sind für das, was sie machen?

Glawischnig: Also ehrlich gesagt, es gibt wenig Frauen in Österreich, die das verdienen können, was ich verdiene. Aber ich verdiene genausoviel wie Männer, die auch Klubobmann sind. Die Gehaltspyramide ist aus meiner Sicht ein gutes Instrument, um das auch transparent zu machen. Das ist abgestuft. Bundespräsident steht an der Spitze. Wo ich mehr Probleme hab ist, dass Manager teilweise Boni erhalten, die weit, weit jenseits von jeglicher politischer Verantwortungsträger sind. Das ist auch in Österreich so. Selbst die, die Bankenhilfe erhalten haben, also das sind unvorstellbare Summen, wo ich mir denke, die könnte man zumindest auch deckeln. Wenn man schon Hilfe vom Staat erhält, sollte man diese Boni auch an das Bundeskanzlergehalt knüpfen.

Wolfgang Lehner: Es wird ja von Ihrer Seite auch immer wieder gefordert, dass das auch Erfolgsprämien sein sollen. Dh. wenn der Wirtschaftsmagnat erfolgreich arbeitet, dann soll er vielleicht auch mehr verdienen. Wär das auch eine Idee beispielsweise in der Politik? Wenn sie gute Arbeit leisten – bestimmen könnte das unter anderem der Wähler – dann gibt es mehr Geld, wenn Fehlentscheidungen oder Falschentscheidungen getroffen werden, dann gibt es Abzüge?

Glawischnig: „Das ist eine schwierige Frage. Was ist eine Falschentscheidung? Also eine Entscheidung, die vielleicht für die Kindergärtnerin gut ist, ist vielleicht für die Lehrerinnengewerkschaft schlecht. Das ist schwierig. Ich würd nur den Blick auf das richten, um was es eigentlich geht. Viele Menschen haben in Österreich sehr, sehr wenig zum Auskommen. Wir haben eine Mindestpension von 1.000 Euro und auf der anderen Seite haben wir mittlerweile nicht nur in Österreich sondern in ganz Europa auch während der Krise Vermögenskonzentrationen, wo ich mir denk, da muss auch ein höherer Beitrag geleistet werden.

Obereder: Noch abschließend zu dieser Thematik. Es gibt in Deutschland einen SPD-Kanzlerkandidaten, der gesagt hat, die deutsche Bundeskanzlerin verdient zu wenig, sind Sie auch dieser Meinung für Österreich?

Glawischnig: Nein, das ist absolut in Ordnung so, wie das ist. Natürlich, eine Kanzlerin Merkel trägt eine sehr große Verantwortung und Manager, die die letzten Jahre die Finanzmarktkrise zu verantworten hatten und hochspekulative Geschäfte betrieben haben, verdienen zwar deutlich mehr, aber ich glaub, da muss man ansetzen. Die leben wirklich in einer Parallelgesellschaft. Das sollte man beenden.

Lehner: Eva Glawischnig ist seit 2009 Bundessprecherin der Grünen und hat jetzt sozusagen den ersten großen Wahlkampf.

Glawischnig: Ja es ist das erste Mal, dass ich Spitzenkandidatin bin. 2008 war es noch Alexander van der Bellen, den hab ich zwar damals sehr unterstützt, aber es ist trotzdem was anderes, ganz vorne zu stehen.

Obereder: Wie fühlt sich das an?

Glawischnig: Es schon eine Herausforderung und hab eine große Demut vor dem 29. Ich freu mich über jede Stimme und wir brauchen auch jede Stimme muss ich sagen und Wahlauseinandersetzung hat ja auch grade begonnen, also es sind noch dreieinhalb Wochen

Lehner: Demut oder auch ein bissl Angst, weil ganz oben ist man der Hauptschuldige, wenn es nicht funktioniert, so wie man es vorher ankündigt.

Glawischnig: Man trägt die Verantwortung, das ist richtig, aber das ist meine Aufgabe jetzt im Moment, mit dem habe ich zu leben gelernt.

Ursula Stelzer aus Wartberg an der Krems: Warum haben Sie derartige Sexvideo auf facebook noch nicht gesperrt haben – da steht‚ ‚unsere Lieblingsstellung, die Gleichstellung‘ - und es ist echt schade, dass man mit so einem Video sämtliche Aufbauarbeiten, die Sie vorher geleistet haben - in Frage stellt. Ich bin eine Mutter von zwei Kindern und Jugendlichen und ich finde das schon ein bisschen übertrieben, wenn man solche Sexspiele auf facebook aufzeichnet

Glawischnig: Also da geht’s um für viele Menschen eine sehr relevante Frage, nämlich rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Also man auf dem nicht mehr als auf jedem Hollywoodfilm, möchte ich auch dazu sagen; ich möchte dazu nur eine Geschichte erzählen: Ich hab jetzt wieder jemanden aus Graz getroffen, der hat mir gesagt, ‚wir wollten uns am Samstag verpartnern‘ so heißt das ja, ‚ und haben für einen Termin angesucht und dann wurde uns gesagt am Samstag dürft ihr nicht „heiraten“, ihr müsst kommen, wenn normaler Parteienverkehr ist.‘

Und der hat sich sehr, sehr aufgeregt, weil er sagt, ‚ich zahl Steuern ich leiste meinen Beitrag für die Gesellschaft, warum werde ich nicht gleich behandelt wie jeder andere auch? Warum kann nicht auch am Samstag mein Hochzeitsfest machen?‘ Und das ist schon ein Thema. Er hat gesagt, er wird dort behandelt, wie wenn jemand seinen Hund oder sein Auto anmeldet. Und um das geht es, um Menschen, die – egal wie sie orientiert sind – wie sie lieben, also, dass die ganz gleich in unserer Gesellschaft behandelt werden wie alle anderen auch.

Lehner: Wie plakativ darf denn dann so eine Parteiwerbung sein; also viel Haut zeigt man da her

Glawischnig: Ich habs mir angeschaut, also das kommt von Betroffenen selbst, die genau diese Situation erleben. Wenn man sich vor Augen führt, die ganzen Diskriminierungen, die es gegeben hat, es hat – die mussten immer zu Gericht gehen für die gleiche Behandlung. Von 70 Diskriminierungen sind zwar 30 weg, ab es ist immer noch sehr, sehr viel da. Und für die Gruppe sind wir auch da; also wir wollen, dass alle behandelt werden.

Obereder:: Der Kern der Frage war aber die Wahl der Mittel – die Frau hat ziemlich enttäuscht geklungen. Ich Interpretiere das jetzt so: muss dann gleich zwei herzeigen beim Liebesakt.

Glawischnig: Das ist ja so nicht, das ist jetzt eine Übertreibung.

Obereder:: naja

Glawischnig: Ich find nur, es sollen die Betroffenen auf die Art und Weise zum Ausdruck bringen wie sie es selber wollen. Und das haben eben engagierte Schwulen und Lesben bei uns gemacht und ich unterstütze das, dass sie sich selbst auch so ausdrücken wollen wie sie es für richtig halten.

Lehner:: Sex sells – auch in der Parteiwerbung?

Glawischnig: Nein, also wir haben Karotten, also viel Grün, wir pflanzen Grün keine Leute, Wirtschaft geht auch ohne Freunderl.

Matthias Wiesmayr aus Linz: Was ist in Ihrem Programm zu finden, was der Jugend, die studiert, was bringt?
Glawischnig: Das ist sehr viel. Einerseits ist für uns die Ausbildung und Bildung die Schlüsselfrage für Österreich. Das ist sicher die Standortfrage, die Zukunft, die Talente unserer Kinder und Jugendlichen zu heben. Ganz konkret möchten wir auch für Studierende das Jugendticket haben. Mit 60 Euro in ganz Österreich, weil ich weiß, dass für viele vom Wohnen bis zur Mobilität die Grenze der Belastbarkeit erreicht ist und viele daneben arbeiten. Und Studiengebühren kommen für mich nicht in Frage.

Obereder:: Dieses Ticket – da gibt’s auch die Kritik, dass die Studenten nicht eingeschlossen sind, warum ist das so?

Glawischnig: Wir wollen die Studierenden einbinden, sowohl die Lehrlinge, als auch die Schülerinnen und Schüler und die Studierenden bis 26. So ein Jugendticket um 60 Euro. Ich selbst hab als Kind von einem Bauern und Gastwirt damals eine Ehre erlebt, wo halt Schülerinnenfreifahrt, Studierendenfreifahrt, Gratisschulbücher, keine Aufnahmeprüfung. Und ich war halt die erste, die auf der Uni einen Abschluss gemacht hat, ein Doktorrat gemacht hat und ich möchte einfach diese Chancen für alle, unabhängig vom Einkommen.

Robert Jetzinger: „Ich bin konventionell produzierender Milchbauer, und ich finde, wir haben sehr hochwertige Produkte, konventionell produziert, warum soll jetzt alles auf Bio umgestellt werden? Und wer soll das finanzieren?“

Glawischnig: Eine klare Antwort: Sie müssen nicht umstellen, wenn Sie nicht umstellen wollen. Ich glaube, dass die konventionelle Landwirtschaft und die Biolandwirtschaft in Österreich sich auch gegenseitig unterstützen, Stichwort zum Beispiel Gentechnikfreiheit in der konventionellen Landwirtschaft nützt der gesamten Umwelt, aber vor allem auch den Biobauern. Wir wollen nur eine erhöhte Anzahl von Biobetrieben, weil ich viel Chancen sehe, vor allem auch in Deutschland, in Italien boomt im Moment auch der Biomarkt, viele Betriebe wollen auch umstellen, wenn die Förderbedingungen passen. Und eine Verdoppelung ist auch machbar. Aber wer weiter konventionell arbeiten möchte, ich möchte direkt sagen, wir unterstützen auch Ihre Arbeit. Ich weiß, unter welchen Bedingungen, also wieviel man für einen Liter Milch jetzt im Wesentlichen bekommt, und dass Lebensmittel immer möglichst billig sein sollen, das ist nicht meine Philosophie. Ich möchte, dass Lebensmittel auch seinen Preis hat.

Eine Hörerfrage: Wie hoch werden die Spritpreise, wenn die Grünen in der Regierung sein sollen?

Glawischnig: Aus meiner Sicht ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Wir haben über viele Jahre gesagt, die Ölpreise werden steigen. Das sind sie auch. Ich weiß, dass viele Pendler im Moment keine Alternative haben, weil in den letzten zehn bis 15 Jahren der öffentliche Verkehr eher ausgedünnt, als ausgebaut worden ist, also zum Beispiel die Strecke Linz-Graz mit der ÖBB, wo man sich denkt, das wäre eigentlich selbstverständlich, das wär wirklich gut, miteinander zu verbinden. Das gibt’s wieder, aber da haben wir mit der ÖBB lange darüber streiten müssen. Briefe von Anschober an Bures und retour, aber das passt ja. Die Grenze ist erreicht. Ich glaube, dass wir Angebote im öffentlichen Bereich schaffen müssen, die billiger sind. 365 Euro Ticket in jedem Bundesland wäre mein Ziel.

Wimleitner Anna aus dem Innviertel
Wieso auf dem Werbeplakat stehen muss – Weniger belämmert als die anderen – weil ichs sehr negativ find und nicht nur ich, weil das ja die Aussage ist, die Politiker sind alle belämmert, alle Parteien sind belämmert nur wir sind ein bissl weniger belämmert.

Glawischnig: Ja das war die erste Plakatwelle, die war für zwei Wochen affichiert, es bringt eine Perspektive zum Ausdruck, die ich halt leider auch oft gehört habe, auch letzten Sommer, da waren wir auf Tour – also von der Politik ist oft ein sehr negatives Bild. Und die Perspektive wollten wir mit ein bissl einem Augenzwinkern abbilden und ich find es muss nicht immer so ganz todernst sein in der Politik und ich hoff, Sie haben vielleicht auch ein bissl drüber gelacht; wenn Sie sich geärgert haben, tuts mir leid, aber es kommen jetzt die neuen Plakate, da geht’s dann um Bildung und um Wirtschaft. Wir investieren ja deutlich weniger Geld als die anderen Parteien und da muss man manchmal mehr auffallen, damit drüber diskutiert wird.

Eine Mutter aus Linz wollte wissen, warum es so wenig Kinderbetreuungsplätze gibt:

Glawischnig: Mir ist das ein totales Herzensanliegen. Es geht ja nicht nur um diese Plätze, sondern, dass man als Eltern eine Planbarkeit hat für diese Lebensphase und dass man auch eine Sicherheit hat, dass es dort in Ordnung ist, dass die Gruppe klein ist und der Mittagstisch passt. Meine Kinder haben vom Kindergarten sehr profitiert, aber waren trotzdem 25 Kinder in einer Gruppe und das ist zu hoch da müssen wir runter. Unsere Kleinsten verdienen das Beste und es tut ihnen auch gut, ein paar Stunden am Tag mit anderen Kindern zu spielen.

Obereder:: Werden Ihre Kinder betreut nach der Schule

Glawischnig: Nach der Schule ist mein Großer im Hort, also ich bemüh mich zwei bis drei Mal in der Woche ihn selber abzuholen, bin bei Abendterminen sehr geizig. Ich muss nicht bei jeder Kühlschrankeröffnung dabei sein wie viele andere; wir teilen uns das ja partnerschaftlich auf und wenn es nicht geht, dann sind Oma und Opa. Also Danke an alle Omas und Opas.

Herbert aus Wels: Warum bekommen Flüchtlinge mehr Unterstützung, als die, die schon in Österreich leben

Glawischnig: Ich glaub, man kann das eine nicht gegen das andere ausspielen. Es sind Menschen, die ganz eine niedrige Pension haben genauso wichtig, und den Anliegen, dass sich das verbessert als Menschen die keinen österreichischen Reisepass haben und geflüchtet sind und ganz ein schweres Schicksal hatten. Ich würde mir nur wünschen, dass Asylwerber auch arbeiten dürfen und nicht über Monate lang zur Untätigkeit verurteilt sind – also das ist fürs Selbstwertgefühl auch sehr wichtig – und die würden auch gerne mehr beitragen.

Eine Hörerin fragt: Bekommen wir das Geld aus Griechenland zurück?
Glawischnig: Niemand übernimmt gerne Haftungen. In Griechenland ist es im Moment so: Das Geld ist nicht verloren. Im Moment werden da noch Zinsen gezahlt, aber auf lange Sicht ist Griechenland in einer verheerenden Situation, das muss man sehen. Wir haben allerdings für andere Dinge auch Haftungen übernommen, die deutlich höher sind, nämlich zum Beispiel für die Kärntner Bank Hypo Alpe Adria. Also das ist wirklich das größte Finanzloch der zweiten Republik und das war nicht der Finanzmarkt oder irgendein großes Ereignis sondern das war einfach politische Korruption.

Obereder:: Nocheinmal, um auf Griechenland zurückzukommen: Sind Sie dafür, dass weiter Geld nachgeschossen wird, wenns dort nicht reicht?

Glawischnig: Ich glaub, dass Griechenland weiterhin Hilfe brauchen wird, vor allem, um die Wirtschaft weiter in Schwung zu bringen ich befürchte nur, dass das 10 bis 20 Jahre dauern wird.

Obereder:
Thema Koalitionen – gesetzt den Fall, es wird sich für eine große Koalition nicht ausgehen, wären Sie dann, das von vielen zitierte Anhängsel an der großen Koalition

Glawischnig:
Als wer mich kennt, weiß, dass ich kein Anhängsel sei – vor zehn Jahren haben ÖVP und SPÖ gemeinsam noch fast 80 % gehabt, jetzt raufen sie um die 50; also wenn sie drunter fallen und Grüne deutlich gestärkt sind, sehe ich eine große Chance, was Neues auch in Österreich zu machen. Das wichtigste: weg mit Korruption und Proporz, dann Neuanfang zu machen, Vorrang für die Bildung und einsatz für Umweltschutz

Obereder: Eine Dreierkoalition mit ÖVP und Stronach, so wie Sies in Salzburg praktizieren - können Sie sich das auch auf Bundesebene vorstellen?

Glawischnig: Gerade nach den heutigen Aussagen mit der Todesstrafe (Anm.: Frank Stronach) das ist undenkbar. Ich weiß nicht, was in den gefahren ist, er ist bei manchen Positionen so eigensinnig, Austritt aus der Eurozone, das ist alles für Österreich schädlich, kostet uns tausende Arbeitsplätze, das ist alles sehr verantwortungslos.

Obereder: Sollten Sie tatsächlich in die Regierung kommen, würden Sie dann die Lockrufe in Richtung Oberösterreich in Richtung Anschober verstärken?
Glawischnig: Also ich würde ihn mit Sicherheit fragen, ich fürchte nur, er würde mit Sicherheit nein sagen, weil er einfach Oberösterreich über alle Maßen liebt.

Obereder: Wenn das ganze Projekt nicht funktioniert, auf Deutsch gesagt, wenn die Mission Regierungsbeteiligung, die Sie ja ausgerufen haben, in die Hose geht, wäre das auch das politische Ende der Eva Glawischnig?

Glawischnig: Nein, dann machen wir auch das, was wir schon immer gut gemacht haben und hervorragend können. Dann sind wir eine ordentliche Opposition, legen die Finger in die Wunden, wo etwas schief geht, decken das auf und stellen es ab. Ja, unsere Arbeit.