Lentos zeigt „Der nackte Mann“

Das Kunstmuseum Lentos zeigt ab Donnerstag die Ausstellung „Der nackte Mann“. In Linz lassen dieses Mal nicht die Frauen die Hüllen fallen, sondern die Männer. Eine Schau über das Thema „Mann“ ganz aus weiblicher Perspektive.

Das Dilemma mit der Freikörperkultur beginnt in der Kunstgeschichte eigentlich schon mit der Geschichte von Adam und Eva, denn bereits im Paradies wird Nacktheit zum Problem. Besonders für den Mann hat das zur Folge, dass er entweder nur als Held oder Märtyrer seine Berechtigung erwirbt, ganz ohne Kleidung in Erscheinung zu treten. Denn Nacktheit bedeutet Verletzlichkeit und damit Machtverlust.

Louise Bourgeois, Arch of Hysteria, 1993, The Easton Foundation, New York

www.lentos.at

„Männer handeln. Frauen treten in Erscheinung“

„Männer handeln. Frauen treten in Erscheinung“ hat einst der Kunsttheoretiker John Berger geschrieben. Im Kunstmusuem Lentos ist es genau umgekehrt. Denn im Gegensatz zum Wiener Leopoldmuseum, das dieses Thema seit einer Woche mit einer Schau beleuchtet, sind es in Linz drei Kuratorinnen, die die Geschichte des Wandels von Männlichkeit in den vergangenen 100 Jahren erzählen: Sabine Fellner, Stella Rollig und Elisabeth Nowak-Thaller.

Nicht in erster Linie kunsthistorisch, sondern im sozialen Kontext betrachten die drei Kuratorinnen das Thema Männlichkeit und seinen Wandel in den vergangenen gut hundert Jahren. „Es geht nicht um splitterfasernackt, sondern um einen schonungslosen Blick, um Verletzlichkeit und Ungeschütztheit“, so Rollig. Dazu leiht sie sich ein Zitat der amerikanischen Konzept-Künstlerin Barbara Kruger „Your body is your battleground“, also der Körper als Schlachtfeld, um den Hintergrund zu verdeutlichen.

Mythologischer Held oder christlicher Märtyrer

Die Schau setzt in der Zeit um 1900 ein. „Bis dahin war die männliche Nacktheit in der Kunst nur als mythologischer Held oder christlicher Märtyrer dargestellt“, so Fellner. Dann habe sich das Bild geändert, Feminismus, Industrialisierung, Psychoanalyse und andere Strömungen führten zu einer Krise und einem anderen Blick auf die Männlichkeit. Hier setzten Künstler wie Schiele und Gerstl mit Selbstakten ein, die sich selbst in der Rolle des Objekts darstellten, wie dies zuvor nur Frauen zugekommen war, so Fellner.

Die Einteilung in zwölf Kapitel wie „Bizeps“, „Herrschaft“, „Schwul“, „Knabe“, „Alter“ sei leicht gefallen, da bei der Recherche immer wieder die selben Themenkreise auftauchten. Nowak-Thaller bezeichnete das Porträt „Leigh Bowery“ von Lucian Freud, eine Leihgabe der Tate Gallery London, als den „Superstar der Ausstellung“. Das größte Exponat ist mit fünf Metern Keith Harings „The great wide way“, ein Riesen-Penis mit Bildergeschichte. Fast daneben eine Fotografie von Annie Leibovitz, die Haring nackt, aber bemalt, zeigt.

25. Oktober bis 17. Februar

Eine Schau über das Thema „Mann“ also ganz aus weiblicher Perspektive. Die Ausstellung „Der nackte Mann“ mit über dreihundert Exponaten aus der ganzen Welt wird am Donnerstag im Kunstmusem Lentos eröffnet und ist bis 17. Februar 2013 zu sehen.

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